Herbstmagie - Roberts, N: Herbstmagie - Savor the Moment (Bride Quartet 3)
brachte, entdeckte er Laurel. Für einen Moment sah er überrascht aus, dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der Frau, die er hinausgeleitete. Er murmelte etwas, worauf der Frau wieder die Tränen in die Augen stiegen, bevor sie nickte und ging.
»Ja, hallo«, sagte er zu Laurel.
»Ich störe hier nur. Entschuldige. Ich hab dir nur schnell was vorbeigebracht. Dann kam ein Pärchen herein, Klienten von Dara, die ich kannte, also …«
»Zack und Cassie Reinquist. Ihr habt ihre Hochzeit gemacht.«
»Gott, du und Parker habt echt Tabellenkalkulationsprogramme anstelle von Gehirnen. Das ist unheimlich. Na, jedenfalls räume ich jetzt das Feld, damit du …«
»Komm mit nach hinten. Vor meinem nächsten Termin hab ich noch ein paar Minuten. Was hast du mir mitgebracht?«
»Ich geb’s dir.« Laurel ging zurück nach vorn, um die Konditorschachtel zu holen.
»Tut mir leid.« Annie hielt den Hörer ein Stück von ihrem Mund weg. »Redeschwall.«
Laurel machte eine Geste, die »kein Problem« bedeutete, und nahm die Schachtel mit.
»Du hast mir eine Torte gebracht?«
»Nein.« Laurel ging mit Del in sein Büro, in das durch hohe Fenster die Sonne schien. Auch hier standen glänzende antike Möbel, und der Raum wurde von dem Schreibtisch beherrscht, der schon Dels Vater und davor seinem Großvater gehört hatte.
Laurel stellte die Schachtel ab und öffnete den Deckel. »Ich hab dir Cupcakes mitgebracht.«
»Cupcakes.« Offenbar verwirrt spähte Del in die Schachtel auf das Dutzend bunt glasierter kleiner Kuchen. »Sie sehen gut aus.«
»Sie sind Glücksnahrung.«
Prüfend schaute sie ihm ins Gesicht. Genau wie Emma es von ihrem behauptet hatte, kannte Laurel dieses Gesicht. »Du siehst aus, als könntest du was vertragen, das glücklich macht.«
»Echt? Nun ja.« Er beugte sich herab, um sie geistesabwesend zu küssen. »Das macht mich glücklich. Wie wär’s mit einem Kaffee zu den Cupcakes?«
Laurel hatte gar nicht vorgehabt, zu bleiben - ihr Terminplan war ohnehin so verdammt eng. Aber, oh, Del sah wirklich aus, als bräuchte er eine kleine Aufmunterung. »Klar. Deine Klientin sah ziemlich unglücklich aus«, begann sie, als er zur Kaffeemaschine auf der Hepplewhite-Anrichte ging. »Wahrscheinlich kannst du nicht darüber sprechen.«
»Nur allgemein. Ihre Mutter ist vor kurzem nach langer, schwerer Krankheit verstorben.«
»Das tut mir leid.«
»Sie hat größtenteils die Pflege übernommen, und als der Zustand ihrer Mutter einen höheren Pflegeaufwand erforderte - und da es ihnen beiden wichtig war, dass die Mutter zu Hause stirbt -, hat sie sich eine längere Auszeit von ihrem Job genommen, um sich Vollzeit um ihre Mutter kümmern zu können.«
»Das zeugt von großer Zuneigung und Hingabe.«
»Ja. Sie hat einen Bruder in Kalifornien. Er ist ein paarmal gekommen und hat ein bisschen geholfen. Dann hat sie eine Schwester in Oyster Bay, die offenbar zu beschäftigt war, um öfter als ein-, zweimal im Monat zu Besuch zu kommen oder zu helfen, wenn überhaupt.«
Del reichte Laurel den Kaffee und lehnte sich an seinen Schreibtisch. Er nahm einen Cupcake aus der Schachtel und betrachtete ihn.
»Nicht jeder ist zu Zuneigung und Hingabe fähig.«
»Nein, nicht jeder«, murmelte Del. »Es gab natürlich eine Versicherung, aber die deckt nicht alles ab. Den Rest hat meine Klientin aus eigener Tasche bezahlt, bis ihre Mutter das herausgefunden und darauf bestanden hat, dass ihre Tochter die Vollmacht über ihr Girokonto erhält.«
»Auch dazu gehört Zuneigung, und Vertrauen.«
»Ja.« Del lächelte fein. »Genau.«
»Es klingt so, als hätten sie, bei allem Schrecklichen, das sie durchmachen mussten, doch etwas Besonderes miteinander geteilt. Deine Klientin und ihre Mutter.«
»Ja, du hast Recht. Die Auszeit vom Job war eine finanzielle Belastung, doch meine Klientin und ihre Familie kamen damit klar. Ihr Mann und ihre Kinder sind eingesprungen, wo sie konnten. Weißt du, wie es sein muss, sich um Vater oder Mutter zu kümmern, die im Sterben liegen, die zum Schluss ans Bett gefesselt sind, inkontinent, und die Spezialnahrung und ständige Pflege benötigen?«
Er war nicht nur traurig, bemerkte Laurel. Er war wütend. Sehr wütend. »Ich kann es nur erahnen. Es muss wahnsinnig anstrengend sein, körperlich und seelisch.«
»Zwei Jahre, davon die letzten sechs Monate rund um die Uhr. Sie hat ihre Mutter gebadet, umgezogen, hat ihre Wäsche gemacht, sie gefüttert, sich um ihre
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