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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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trinke eine doppelte Portion
Milchkaffee. Vicki setzt sich zu mir. Sie ist, wie immer in letzter Zeit, eher grünlich
verfärbt. Wir sind ein hübsches Pärchen.
    »Ist dir
wieder schlecht?«
    Sie nickt.
»Wehe, du fragst, ob ich es Dani gesagt habe.«
    »Hatte ich
nicht vor. Du hast mir die Antwort gerade gegeben.« Abgesehen davon habe ich im
Moment selbst genug Schwierigkeiten an den Hacken.
    »Wo ist
Basti?«
    »Keine Ahnung!«
Ich habe zigmal in der Nacht auf seine Mailbox gesprochen. Er hat nicht zurückgerufen.
Stattdessen piepst mein Handy und ich kriege eine SMS von Leo.
    ›Ich freu
mich auf dich. Leo.‹
    Freu dich
doch, du blöder Ignorant. Ich … ich werde dich so was von überhaupt nicht beachten,
werde ich dich. Jawohl!
    »Von Basti?«,
fragt Vicki und grinst.
    »Nee, Leo«, antworte ich und kann nicht verhindern, dass
ich rot werde und strahle wie ein Honigkuchenpferd.
    Scheiße!
Ich freu mich auch auf ihn!
    »Du, Vicki?«
    »Mmh?«
    »Ich glaube,
wir beide machen einen gewaltigen Fehler …«, sage ich und schiebe mein Handy weit
von mir über den Tisch.
    »Und der
wäre?« Vicki schaut mich neugierig an.
    »Wir stehen
nicht zu unseren Entscheidungen. Wir sagen Ja oder Nein und meinen Vielleicht. Und
das bringt uns in Schwierigkeiten.«
    »Total philosophisch
heute«, sagt Vicki feixend. »Du hast also was mit dem Regisseur?«
    »Nein!«
    Sie guckt
mich skeptisch an.
    »Vielleicht.«
    Jetzt lachen
wir beide.
    »Siehst
du«, sagt meine Freundin. »Das sagt sich so schön. Aber dann ist es doch nicht so
leicht, eine Entscheidung zu treffen und zu ihr zu stehen, egal, was kommt. Davon
abgesehen, der Weidenhain, der ist nichts für dich.«
    »Aber ich
fühle mich großartig mit ihm. Ich …«
    Zum ersten Mal habe ich es laut ausgesprochen. Und Vicki
ist mein Zeuge. Mit Leo geht es mir gut. Es ist so locker mit ihm, wie es mit Basti
nie war. Wir hatten von Anfang an unsere kleinen Missverständnisse. Es hat ewig
gedauert, bis wir ein Paar wurden. Und mit Leo? Da ging alles ganz schnell, ganz,
als wären wir füreinander bestimmt.
    Vielleicht
muss ich akzeptieren, dass es mit Basti aus ist.
    Schließlich
meldet er sich nicht. Das Letzte, was er von mir gesehen hat, waren ein Foto, auf
dem Leo meine Hand hält, und Leo und ich in einem Restaurant, wo wir uns küssen.
Und das Letzte, was ich von Basti gesehen habe, waren er und Marlene beim vertrauten
Bummeln durch das Sonycenter. Wahrscheinlich liegt er gerade in Antonias Armen (oder
Marlenes, was beinahe noch schlimmer wäre) und hat mich längst vergessen.
    Bei dieser
Vorstellung schießen mir direkt wieder Tränen in die Augen. Vicki hat recht. Es
ist nicht einfach mit dem klaren Ja und Nein.
    Kann man
eigentlich zwei Männer lieben?
     
     
     
     

8. Kapitel
     
    Zerrissene Seelen
     
    »Woher kennst du Basti?« Ich habe
mich vor Marlene aufgebaut und funkele sie wütend an. Auf dem Weg zur Arbeit habe
ich beschlossen, dass ich nicht mehr vor ihr kuschen werde. Wenn sie Stress haben
will, kann sie ihn kriegen. Ich bin so was von stinksauer! »Und erzähl mir keinen
Scheiß!«
    Tina taucht
hinter ihrer Nähmaschine ab und hebt unauffällig den Daumen. Das macht mir Mut.
Es kann nicht falsch sein, dass ich mir Marlene zur Brust nehme.
    »Nun sei
mal ein bisschen gechillter«, gibt meine Kollegin lässig zurück. Ich sehe jedoch
an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie von meinem aggressiven Vorstoß überrascht ist.
Offensichtlich hatte sie erwartet, dass ich mir alles gefallen lasse. Oh Mann!
    »Und?«
    »Reg dich
ab. Ich kenne Sebastian schon ewig. Du bist nicht die Einzige, die für seine Mutter
mal Klamotten genäht hat.«
    »Was hattest
du gestern mit ihm im Sonycenter zu suchen?«
    »Wird das
hier ein Verhör, oder was?«
    »Ja.«
    »Ich wollte
Sebastian zu dir bringen«, sagt Marlene scheinheilig lächelnd. »Zufällig habe ich
mitbekommen, dass du mit Leo im Corroboree rumhängst und …«
    Zufällig?
Dass ich nicht lache. Wo sie doch die ganze Zeit gelauscht hat, als Leo im Raum
war. Also gut. Bis dahin kann ich ihr folgen, auch wenn ich ihre Pseudo-Freundlichkeit
echt ätzend finde. Aber ein entscheidendes Puzzleteil fehlt mir immer noch. »Und
wieso hast du ihn überhaupt getroffen?«
    Jetzt grinst
sie wieder richtig frech. »Na, er hat angerufen und gesagt, dass er kommen will,
um dich abzuholen.«
    »Er hat
dich angerufen, um dir zu sagen, dass er mich abholen will?«
    »Natürlich
nicht. Er hat dich angerufen, auf deinem Handy. Als du in der

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