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Herbstwald

Herbstwald

Titel: Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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zu werden, was er vorhat.« Der Schmerz in den Beinen ließ langsam wieder nach.
    »Er lässt sich also viel Zeit mit der Rasur ihrer Kopfhaare, die er anschließend in einer Plastiktüte wieder über ihren Kopf stülpt. Das Ganze ist ein Symbol für ihn. Er will auf jeden Fall, dass die Leiche von Catharina Aigner so gefunden wird. Um also nicht zu riskieren, dass der Hund ihm dieses Symbol zerstört, nimmt er ihn mit, flüchtet durch eines der geschlossenen Tore und wirft den Hund irgendwo ins Wasser.«
    »So könnte es gewesen sein«, sagte Landhäuser nach einer Weile des Schweigens.
    »Neben dem Eingang zur Sankt-Markus-Kirche ist eine Tür zur Küche. Die Fuggerei-Stube hat im Sommer wesentlich länger offen als nur bis 22:00 Uhr. Der Biergarten auf dem Markusplätzle ist dann zwar geschlossen, aber der Küchenausgang führt immer noch durch die Fuggerei-Stube aus der Siedlung«, sagte Kriminalkommissar Schedl.
    »Wahrscheinlich raucht das Personal abends im Torbogen, wo es trocken und windgeschützt ist«, ergänzte Davídsson, dem dieser Gedanke plausibel erschien.
    »Ich lasse die ganzen Tore und das Restaurant von der Spurensicherung überprüfen«, sagte Hofbauer.

    Davídsson sah zum wiederholten Mal auf sein Handy, das auf dem ovalen Schreibtisch lag und einfach nicht klingeln wollte.
    Er hatte schon früher mit einem Anruf von Joseph Wagner gerechnet, aber bisher hatte dieser sich noch nicht bei ihm gemeldet.
    Offenbar ist es schwieriger als gedacht, die Informationen aus dem Zeugenschutzprogramm zusammenzutragen. Oder es gab gar keinen Zeugenschutz für Catharina Aigner, dachte der Kriminalanalyst.
    Er hatte die ganze Akte um sich herum auf dem Bett und dem braunen Teppichboden ausgebreitet und überflog nun zum dritten Mal die Bilder aus ihrem Haus, nachdem er die neuesten Entwicklungen in die Datenbank seines Computers eingetragen hatte.
    Erst als es an der Tür klopfte, fiel ihm wieder ein, dass er dem Fernsehteam erlaubt hatte, dass sie an diesem Nachmittag von seinem Hotelzimmer aus eine Panoramaaufnahme von der Stadt drehen durften.
    Er ging zur Tür, öffnete sie und gab den beiden Japanern den Weg in das Zimmer frei, ohne daran zu denken, dass sich die Fotos aus der Fuggerei noch auf dem Boden befanden.
    Während der Kameramann direkt auf den Balkon ging, um das Stativ und die Kamera zu platzieren, hatte sich die Redakteurin über den Boden gebeugt und hielt nun eines der Fotos, das sie von dort genommen hatte, in der Hand.
    »Tut mir leid. Es ist eine Berufskrankheit, neugierig zu sein«, sagte die Frau, die laut Visitenkarte Yabunaka hieß.
    Davídsson, der sich gefragt hatte, ob es sich dabei um den Vor- oder Nachnamen der Redakteurin handelte, kommentierte es mit einem höflichen Lächeln, aber in Wirklichkeit war er verärgert darüber, dass sie in seinen Ermittlungsakten herumwühlte.
    »Das hier ist auch japanisch«, sagte sie plötzlich.
    »Japanisch?« Davídsson stellte sich hinter die deutlich kleinere Fernsehredakteurin und warf einen Blick auf das Foto, das den Vitrinenschrank aus Catharina Aigners Wohnzimmer zeigte.
    »Ja, diese beiden Figuren da in der Vitrine. Das sind beides japanische Glücksbringer.«
    »Der Besitzerin haben sie leider kein Glück gebracht«, sagte Davídsson, der mit seinen Gedanken schon weiter war. »Was sind das für Glücksbringer?«
    »Diese Figur, die ein bisschen nach einem Überraschungsei aussieht und keine Arme oder Beine hat, ist ein Daruma. Der Glücksbringer ist eigentlich nur ein Helfer zur Erfüllung von Wünschen, der meistens in buddhistischen Tempeln verkauft wird und aus Pappmaschee besteht. Die Schriftzeichen hier stehen für Glück und Erfolg. Damit der Wunsch in Erfüllung geht, sollte der Daruma an einem Ort stehen, an dem man jeden Tag vorbeikommt.«
    »Und warum hat er nur ein Auge?«
    »Die Männer malen das linke Auge aus und Frauen das rechte. Dieser hier gehört also einer Frau, denn nur das rechte Auge ist ausgemalt und der Wunsch ist noch nicht in Erfüllung gegangen. Wäre das nämlich der Fall, hätte die Besitzerin auch das andere Auge ausgemalt, und anschließend hätte sie den Daruma im Tempel verbrennen können.«
    »Und der andere Glücksbringer, der aussieht wie eine Katze?« Davídsson war die Liste mit Gegenständen, die die Spurensicherung in der Wohnung gefunden hatte, Dutzende Male durchgegangen. Die beiden Glücksbringer waren jedoch unerwähnt geblieben. Für die Spurensicherung standen einfach nur zwei

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