Herbstwald
leichter möglich, und damit wird es wahrscheinlicher, dass ein Zeuge auftaucht, der uns etwas zu Catharina Aigner sagen kann.« Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
Davídsson beobachtete, wie schwer es ihr fiel, ihre Freude über die erhaltene Bestätigung vor ihm zu verstecken. Er hielt sich deshalb damit zurück, weitere Fragen zu stellen. Der Kriminalanalyst war der Meinung, dass Zeugen, die erst aus dem Ausland anreisen mussten, nichts Brauchbares über Catharina Aigner wissen konnten.
»Die Kollegen vom Landeskriminalamt haben eine Grabstädte in Feld elf ausgesucht.« Hofbauer rief auf seinem Computer eine schematische Zeichnung des Friedhofsgeländes auf und vergrößerte den Ausschnitt. »Es gibt dort wenig Bäume, die unsere Sicht einschränken könnten, und trotzdem ist die Grabfläche weit genug von den Ausgängen entfernt. Dadurch wird es uns hoffentlich möglich sein, die Besucher unserer Beerdigung abfangen zu können, ohne dass es gleich alle Friedhofsbesucher mitbekommen.«
»Ist der Friedhof zu dieser Zeit nicht für die anderen Besucher gesperrt?«, fragte Schedl.
»Das wäre vermutlich zu auffällig, und außerdem ist es auch nicht notwendig. Wir sind ja nur auf der Suche nach Zeugen und haben keinen Verdächtigen im Visier.«
»Der Innenminister ist außerdem um Diskretion bemüht. Im Perlacher Forst sind ein paar berühmte Persönlichkeiten begraben. Das Grab von Sophie Scholl ist zum Beispiel dort oder auch Wilhelm Hoegner ist da begraben. Die Kollegen vom LKA haben darauf geachtet, dass das Andenken dieser Persönlichkeiten nicht gestört wird. Die Gräber sind also relativ weit vom Grab von Frau Aigner entfernt.«
»Für den Einsatz haben wir sieben weitere Kollegen vom Landeskriminalamt bekommen. Die Einweisung erfolgt unmittelbar vor der Beerdigung entweder im Landeskriminalamt oder im Ministerium. Der Staatsminister des Innern hat mich zum Einsatzleiter bestimmt«, sagte Hofbauer.
Ólafur Davídsson nahm das vibrierende Handy aus seiner Sakkotasche und nahm das Gespräch an, während er sich an den Anwesenden vorbeischlängelte, um vor Hofbauers Büro zu telefonieren.
»Ich bin gerade in einer Besprechung. Kann ich zurückrufen?« Es war keine Nummer übermittelt worden, aber die Frage konnte fast allen gelten, die seine Nummer hatten.
»Joseph hier. Ich rufe dich später zurück.«
»Ach, du bist es. Warte bitte mal ganz kurz.« Davídsson ging den Flur entlang, verließ das Präsidium und stellte sich unter das riesige Vordach des Gebäudes.
»So, jetzt können wir in Ruhe reden.«
»Ich komme gerade aus dem Ausland zurück und habe gehört, dass du versucht hattest, mich zu erreichen.«
»Ja. Ich wollte mit dir über einen Mordfall in Augsburg sprechen. Eine junge Frau namens Catharina Aigner ist in ihrer Wohnung ermordet worden. Zuerst wurde sie mit sehr reinem Kokain vollgepumpt und anschließend wurde ihr eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt, in der sich ihre abrasierten Haare befanden.«
»Das hört sich nicht gerade nach einem typischen Fall an.«
»Eben. Hinzu kommt nämlich noch, dass über die Frau so gut wie nichts bekannt ist. In ihren Unterlagen gibt es keine Geburtsurkunde, keine Schulzeugnisse und so weiter. Wir haben nichts, was uns etwas über ihre Vergangenheit verraten könnte.«
»Und da …«
Davídsson beobachtete, wie eine junge Mutter mit ihrem schreienden Kind versuchte, die Tür zur Polizeiwache zu öffnen. Wegen des Gebrülls konnte er die Antwort von Joseph Wagner nicht verstehen.
Er machte eine Handbewegung, die der Frau bedeutete, dass sie klingeln müsste, bevor ihr von der Wache geöffnet werden würde.
Als sie hinter der Glastür verschwunden und es ruhiger geworden war, nahm er das Gespräch wieder auf: »Entschuldige. Ich habe dich nicht verstehen können.«
»Macht nichts. Ich habe nur vermutet, dass du deswegen an mich gedacht hast.«
»Ja. Das Ganze sieht für mich nach Zeugenschutz aus.«
»Mag sein. Mir sagt der Name aber nichts.«
»Vielleicht war es ja auch jemand von deinen Kollegen. Kannst du das irgendwie herausbekommen?«
»Ja. Ich fahre heute sowieso noch ins Büro, und da höre ich mich mal um.«
»Kannst du mir die Akte besorgen, wenn du etwas herausgefunden hast?«
»Ich kann sie mir ansehen und dir dann davon berichten, aber zeigen kann ich sie dir nicht. Es gibt ein strenges Trennungsgebot zwischen der Ermittlungsarbeit und dem Zeugenschutz.«
»Ich weiß.«
»Wenn ich was habe, melde ich mich bei
Weitere Kostenlose Bücher