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Herbstwald

Herbstwald

Titel: Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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damit der Bitte seines Vorgesetzten nach, Landhäuser besser in die Ermittlungen einzubeziehen. Es gelang ihm tatsächlich auch ein Stück weit, sich an ihre Anwesenheit zu gewöhnen.
    Hans-Jürgen Wittkampf hatte bisher vergeblich versucht, einen Kontakt mit dem bayerischen Innenminister zu vermitteln, weshalb Davídsson beschlossen hatte, zunächst mit Martin Schirmer-Lunz zu sprechen.
    Die Fahrt zu dem kleinen Ort Gstadt am Chiemsee war lang und verlief ruhig. Hofbauer gab lediglich ab und zu Anweisungen zu dem Weg, den sie nehmen mussten, um zu dem Privatanwesen des Innenministers zu gelangen, und sogar Lilian Landhäuser schwieg während der meisten Zeit.
    Davídsson konnte sich nicht mehr an den vorbeifliegenden Feldern oder an der rauen Natur erfreuen. Er war die Strecke in den letzten Tagen zu oft gefahren und war es müde, immer die gleiche Natur links und rechts der Autobahn zu sehen, ohne sie betreten zu können.
    Erst als sie die Landeshauptstadt längst hinter sich gelassen hatten und sich dem See näherten, änderte sich das. Die Ausläufer der Alpen steckten in einer dunklen Wolkendecke, aber trotzdem konnte er ab und zu einen kurzen Blick auf schneebedeckte Bergspitzen werfen, die in der Dämmerung gespenstisch leuchteten.
    Als sie aus dem Wagen stiegen, kam ein kühler Wind von Süden herauf. Die Nacht war nah. Mit einem Nicken wies Hofbauer ins Halbdunkel.
    Im Licht der Dämmerung erkannte Davídsson die Silhouette einer Villa. Sie lag direkt an der Seestraße mit unverbaubarem Blick auf das blaue Wasser, das jetzt wie eine schwarze Pfütze rechts von ihnen lag.
    Davídsson hatte Kameras bemerkt, die sie seit dem Verlassen des Wagens nicht mehr unbeobachtet gelassen hatten. Das Grundstück war offensichtlich gut bewacht. Er bat Hofbauer, an dem schmiedeeisernen Tor zu klingeln.
    »Wer ist da?« Die Stimme klang verzerrt und blechern. Es war nicht zu erkennen, ob es eine Frau oder ein Mann war.
    Hofbauer sagte, wer er war und was sie wollten.
    Das Tor öffnete sich kurze Zeit später. Offenbar war Hofbauer hier kein Unbekannter.
    »Martin ist nicht da«, begrüßte sie eine Frau, die von ihrem Äußeren Hausangestellte oder Verwandte sein konnte. Hofbauer schien sie zu kennen, auch wenn er eine gewisse Distanz zu ihr wahrte.
    »Wann kommt er wieder zurück?«
    »Er wohnt nicht mehr hier. Er ist in die Stadt gezogen und will von hier nichts mehr wissen.«
    »Er hat den Kontakt zu Ihnen abgebrochen?«
    »Zu meinem Sohn.«
    »Wie lange schon?«
    »Fast drei Jahre reden die beiden nicht mehr miteinander.«
    »Wissen Sie, wie wir ihn jetzt erreichen können?«
    Sie zögerte.
    »Es ist sehr wichtig«, sagte Hofbauer mit eindringlicher Stimme.
    »Mein Sohn soll nichts davon wissen.«
    »Er wird es von uns nicht erfahren«, versprach Hofbauer und notierte sich die Adresse, die sie ihnen nannte.
    Was nützt einem die ganze Macht und Einflussmöglichkeit eines Innenministers, wenn der eigene Sohn nichts mehr mit einem zu tun haben möchte?, dachte Ólafur Davídsson, als sie wieder in das warme Auto stiegen.
    »Ich hätte mir eigentlich denken können, dass er nicht mehr bei seinem Vater wohnt«, sagte Hofbauer, als sie auf der schmalen Straße gewendet hatten. »Martin war nicht auf der Beerdigung, aber er hat sie in der Fuggerei besucht. Er muss also eine gute Beziehung zu seiner Schwester gehabt haben.«
    »Vermutlich weiß er noch nicht, dass seine Schwester tot ist«, schlussfolgerte Davídsson.

    Kurz vor zwanzig Uhr erreichten sie München-Hasenbergl. Die großzügigen Grünflächen konnten nicht dar über hinwegtäuschen, dass die langgezogenen Betonquader in den 1950er-Jahren für die einkommensschwache Bevölkerung gebaut worden w aren. Die Siedlung unterschied sich kaum von Plattenbausiedlungen in anderen Städten, außer dass es hier kaum Graffiti gab und die Straßen verhältnismäßig sauber waren.
    Er blieb direkt vor einem der drei Hochhäuser in der Dülferstraße stehen.
    Hinter den meisten Fenstern flackerte das bläuliche Licht von Fernsehgeräten und Computermonitoren.
    Diejenigen, die Arbeit haben, sind jetzt schon zu Hause, und die anderen verbringen ihr halbes Leben vor den flimmernden Kästen, dachte Davídsson, als sie ausgestiegen waren.
    »Hoffentlich steht der Wagen noch, wenn wir wieder zurückkommen«, sagte Lilian Landhäuser, als sie auf das Haus zugingen.
    Davídsson dachte an seine Kindheit in Hlíðar Suður. Er hatte sich als Jugendlicher immer gewünscht, reich zu sein, um

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