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Herbstwald

Herbstwald

Titel: Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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fragte sich, ob der kleine Tisch dem Druck des massigen Körpers gewachsen war.
    »Wittkampf hat mir gesagt, dass die Kollegen noch dran arbeiten.«
    »Was haben wir sonst noch?« Lilian Landhäuser blätterte in ihrem Block, offenbar ohne einen konkreten Anhaltspunkt dafür im Sinn zu haben, wonach sie suchen sollte.
    Draußen war es immer noch düster.
    Davídsson dachte an den langen Winter in Island. An manchen Tagen gab es dort nur vier Stunden Tageslicht. Ihn hatte das noch nie gestört. Die Mitternachtssonne im Juni war für ihn viel unerträglicher. Sie konnte ihm den Schlaf rauben, egal, wie dicht die Vorhänge waren, die er vor die Fenster zog. Er beugte sich über den Sessel und schaltete die Lampe ein. Er blinzelte ein paarmal, bis sich die Augen an das gelbliche Licht gewöhnt hatten.
    »Die Akten fehlen uns noch.«
    »Hofbauer hat sich darum gekümmert, auch wenn er damals gesagt hat, dass ich es machen soll.« Schedl starrte aus dem Fenster in den fahlen Himmel über Augsburg. »Jetzt muss ich es tatsächlich machen.«
    »Ich werde noch einmal mit Ricardo Gollas sprechen.«
    »Wieso?«, fragte Lilian Landhäuser.
    »Ricardo Gollas war mit dem Opfer zusammen. Sie hat schon darüber nachgedacht, ihn zu heiraten, aber er hat sich von ihr getrennt. Vielleicht weiß er noch etwas, das wir noch nicht wissen. Eine Beziehung schafft Vertrauen zueinander, aber die ganzen Details können einen auch überfrachten. Ricardo Gollas hat in den letzten Tagen sicher öfter über seine Exfreundin nachgedacht als jemals zuvor.«

    Ólafur Davídsson wurde in einen Verhörraum im Keller geführt. Er fühlte sich aus gleich zwei Gründen unwohl dabei: Er würde bei diesem Verhör auf der falschen Seite des Tisches sitzen und außerdem fühlte er sich teilweise mitverantwortlich dafür, dass nun gegen Hofbauer ermittelt wurde.
    Auch wenn er sich maßlos darüber geärgert hatte, dass Hofbauer bei ihren Ermittlungen wichtige Informationen zurückgehalten hatte, war eine Suspendierung seiner Meinung nach trotzdem nicht erforderlich. Solch ein Eintrag in der Personalakte bedeutete nicht nur das Ende einer Karriere, sondern möglicherweise auch eine ordentliche Gehaltskürzung.
    »Mein Name ist Polizeirätin Eva Stangl. Ich leite das Kriminalfachdezernat Amtsdelikte im Polizeipräsidium München. Es tut mir leid, dass wir uns hier miteinander unterhalten müssen, aber leider waren so kurzfristig keine Besprechungsräume mehr frei.«
    Ihre Worte holten Davídsson aus seinen Gedanken zurück in den Verhörraum, wo es unangenehm nach Schweiß roch. Er überlegte einen kurzen Moment, ob ihre schwarze Kleidung dafür verantwortlich sein konnte, aber dafür sah sie eigentlich zu ordentlich und teuer aus. Es gab keine weißen Deoränder unter ihren Achseln und es roch nicht nach billiger Polyester-Faser.
    Die Polizeirätin fuhr sich ein paarmal durch ihr dichtes grau-weißes Haar, bevor sie sich noch einmal für das Tonband vorstellte und Davídssons Personalien abfragte.
    Als sie damit geendet hatte, warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Es ist jetzt 17:11 Uhr«, fügte sie hinzu. Dann schaltete sie das Band für einen Moment ab und wendete sich Davídsson zu: »Ich hoffe, das ist so einigermaßen bequem für Sie. Ich habe gesehen, dass Sie am Fuß verletzt sind. Wenn Sie mögen, lasse ich Ihnen noch einen Stuhl für das Bein bringen.«
    »Es geht schon.«
    Sie schaltete das Tonband wieder ein und wendete sich den Akten auf ihrem Tisch zu.
    »Gut. Sie wissen sicher, dass wir gegen Herrn Kriminalhauptkommissar Hofbauer gleich wegen mehrerer Amtsdelikte ermitteln müssen …«
    »… Die er alle selbst angezeigt hat.«
    »Ja. Ich sehe schon, Ihnen ist das alles genauso unangenehm wie mir. Also: Wie haben Sie davon erfahren, dass Herr Hofbauer Ihre Ermittlungen behindert hat?«
    »Zunächst einmal sind es seine eigenen Ermittlungen, die er da behindert hatte. Ich bin als Kriminalanalyst nur beratend für die Mordkommission tätig.«
    »Aber Sie sind Teil dieser Mordkommission?«
    »Ja.«
    »Damit waren es auch Ihre Ermittlungen, auch wenn Sie sie vielleicht nicht geleitet haben. Aber erzählen Sie bitte weiter.«
    »Ein Zeuge hat uns kürzlich mitgeteilt, dass Herr Hofbauer bereits vor drei Jahren Erkenntnisse über das jetzige Opfer hatte. Diese Information wäre für uns sehr hilfreich gewesen, aber Herr Hofbauer hat sie uns verschwiegen.«
    »Sie haben ›uns‹ gesagt. Wer war bei diesem Gespräch noch dabei?«
    »Ich war

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