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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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heiraten und war eine glückliche Braut. Es gab keinen erdenklichen Grund, warum sie sich das Leben hätte nehmen sollen. Ist das soweit richtig?«
    Nach kurzem Schweigen erwiderte Jane: »Ja.«
    Japp erhob sich. »Entschuldigen Sie mich, ich muss noch kurz mit Inspektor Jameson sprechen.«
    Er ging hinaus. Hercule Poirot blieb mit Jane Plende r leith allein.
     
     

3
    Ein paar Minuten lang herrschte Stille. Jane Plenderleith warf erst einen schnellen, abschätzenden Blick auf den kleinen Mann, dann starrte sie vor sich hin und schwieg. Dennoch verriet eine gewisse Nervosität, dass sie sich seiner Gegenwart voll bewusst war. Ihre Körperhaltung war ruhig, aber nicht entspannt. Als Poirot das Schweigen schließlich brach, schien sie fast erleichtert zu sein. In freundlichem Gesprächston richtete er eine Frage an sie.
    »Wann haben Sie das Kaminfeuer angezündet, Mad e moiselle?«
    »Das Feuer?«, wiederholte sie zerstreut. »Oh, sobald ich heute Vormittag ankam.«
    »Bevor Sie hinaufgingen oder hinterher?«
    »Vorher.«
    »Ich verstehe. Ja, natürlich… Und es war schon vorb e reitet, oder mussten Sie erst Holz und Kohle aufschic h ten?«
    »Es war schon vorbereitet. Ich brauchte bloß ein Streichholz dranzuhalten.«
    Ihre Stimme verriet Ungeduld. Offenbar hatte sie ihn im Verdacht, höfliche Konversation mit ihr treiben zu wollen. Vielleicht war das auch tatsächlich seine Absicht. Auf jeden Fall setzte er das Gespräch in liebenswürdigem Plauderton fort.
    »Bei Ihrer Freundin dagegen – in ihrem Zimmer gibt es nur einen Gaskamin, wie mir auffiel.«
    »Dies hier ist der einzig richtige Kamin, den wir haben. Sonst gibt es nur Gasheizung.«
    »Und Sie kochen auch mit Gas?«
    »Ich glaube, das tut doch heutzutage jeder.«
    »Stimmt. Es ist viel arbeitssparender.«
    Die Unterhaltung verlief im Sand. Jane Plenderleith tippte ungeduldig mit dem Schuh auf den Boden. Dann sagte sie abrupt: »Dieser Mann eben, dieser Chefinspe k tor Japp, gilt er eigentlich als klug?«
    »Er ist sehr tüchtig. Doch ja, man hält viel von ihm. Er arbeitet gründlich und gewissenhaft. Es entgeht ihm se l ten etwas.«
    »Obwohl…«, murmelte die junge Frau.
    Poirot beobachtete sie. Im Schein der Flammen wirkten ihre Augen fast grün.
    »Der Tod Ihrer Freundin war ein großer Schock für Sie, ja?«, fragte er freundlich.
    »Schrecklich«, erwiderte sie mit plötzlicher Aufrichti g keit.
    »Sie haben damit nicht gerechnet?«
    »Natürlich nicht!«
    »So dass Sie vielleicht im ersten Augenblick meinten, das sei unmöglich, das könne nicht sein?«
    Das unaufdringliche Mitgefühl in seiner Stimme schien Jane Plenderleiths Abwehrhaltung zu durchbrechen. Sie ging in lebhaftem Ton auf seine Frage ein.
    »Das ist es ja gerade! Selbst wenn Barbara sich u m brachte – ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es auf diese Weise getan hätte.«
    »Aber sie war im Besitz einer Pistole?«
    Jane Plenderleith machte eine ungeduldige Handbew e gung. »Schon, aber diese Pistole war nichts als ein – ein Überbleibsel aus der Vergangenheit. In den abgelegenen Nestern, wo sie gelebt hat, brauchte sie eine Waffe. Und später hat sie sie eben behalten – ohne einen besonderen Grund, aus reiner Gewohnheit. Das weiß ich genau.«
    »Und warum wissen Sie das so genau?«
    »Ach, wegen der Dinge, die sie gesagt hat.«
    »Nämlich…?«
    Seine Stimme klang sehr milde und freundlich. Sie loc k te Jane behutsam wieder aus ihrer Reserve.
    »Nun, einmal zum Beispiel sprachen wir über Selbs t mord, und da meinte sie, die bei weitem bequemste M e thode sei, den Gashahn aufzudrehen, alle Ritzen zu verstopfen und sich einfach ins Bett zu legen. Ich sagte, das fände ich unmöglich – nur so dazuliegen und zu wa r ten. Ich persönlich würde mich lieber erschießen. Sie sa g te, nein, erschießen könnte sie sich niemals. Sie habe zu viel Angst, danebenzutreffen, und außerdem, sagte sie, graue ihr vor dem Knall!«
    »Ja«, murmelte Poirot gedehnt. »Sie haben Recht, es ist merkwürdig… Zumal es ja, wie Sie mir eben bestätigten, in ihrem Zimmer Gasheizung gibt.«
    Jane Plenderleith sah ihn betroffen an.
    »Ja, tatsächlich… dann begreife ich nicht – nein, dann kann ich noch weniger begreifen, warum sie nicht diesen Weg gewählt hat.«
    Poirot schüttelte den Kopf. »Hm, das kommt einem in der Tat merkwürdig vor – irgendwie unnatürlich.«
    »Das Ganze ist doch unnatürlich! Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie sich das Leben genommen hat. Muss es denn

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