Hercule Poirot schläft nie
eine Miene zu verziehen, zog nur eine Braue hoch und murmelte: »Ich verstehe.«
»Was für eine Frau!«, rief Poirot begeistert, während wir die Treppe hinuntergingen. »Mon Dieu, quelle femme! Kein Wort des Widerspruchs, kein Streit, kein Bluff. Ein r a scher Blick, und sie hatte die Situation erfasst. Ich sage Ihnen, Hastings, eine Frau, die eine Niederlage so einst e cken kann – mit einem sorglosen Lächeln –, wird es noch weit bringen. Sie ist gefährlich, sie hat Nerven aus Stahl, sie…« Er stolperte heftig.
»Wenn Sie Ihren Schwung etwas bremsen und aufpa s sen, wohin Sie treten, wäre das besser für Sie«, meinte ich. »Wann haben Sie die Gräfin zum ersten Mal verdächtigt?«
».Mon ami, es waren der Handschuh und das Zigarette n etui, dieses – sagen wir – doppelte Indiz, das mir Kop f zerbrechen bereitete. Bernard Parker hätte leicht eines der beiden Dinge verlieren können – aber kaum beide. Nein, nein, das wäre zu nachlässig gewesen! Andererseits, wenn jemand Parker belasten wollte, hätte ebenfalls eins von beiden genügt: das Zigarettenetui oder der Handschuh. Wieder wäre beides zu viel des Guten gewesen. Ich mus s te daher daraus schließen, dass einer der beiden Gegen s tände nicht Parker gehörte. Zuerst dachte ich, das Etui sei das seine. Aber als ich bei ihm den zweiten Handschuh fand, erkannte ich, dass meine Vermutung falsch war. Wem gehörte dann das Zigarettenetui? Auf keinen Fall Lady Runcorn. Die Initialen stimmten nicht. Mr John s ton? Nur, wenn er unter falschem Namen hier lebte. Ich sprach mit seinem Sekretär, und mir war sofort klar, dass er über jeden Verdacht erhaben war. In Mr Johnstons Vergangenheit gab es nichts zu verbergen. Also die Gr ä fin? Angeblich hatte sie aus Russland die Juwelen mitg e bracht. Sie brauchte nur die Steine aus den Fassungen zu brechen, und schon wäre es kaum mehr möglich gew e sen, sie zu identifizieren. Sie hätte ganz leicht einen von Parkers Handschuhen vom Tisch in der Halle nehmen und ihn in den Safe legen können. Aber, bien sûr, sie hatte bestimmt nicht die Absicht, ihr eigenes Zigarettenetui zu vergessen.«
»Wenn das Etui ihr gehört, warum ist es dann mit den Initialen B.P. verziert? Das Monogramm der Gräfin ist doch V.R.«
Poirot lächelte mich freundlich an.
»Eben, mon ami! Im russischen Alphabet ist das B ein V und das P ein R.«
»Nun, wie hätte ich das erraten sollen? Das können Sie wirklich nicht von mir erwarten! Ich spreche nicht Ru s sisch.«
»Ich auch nicht, Hastings. Deshalb kaufte ich jenes kleine Buch und empfahl es Ihrer Aufmerksamkeit.«
Er seufzte.
»Eine bemerkenswerte Frau. Ich habe das Gefühl, ein sehr deutliches Gefühl, mein Freund, dass ich sie wiede r sehen werde. Ich frage mich nur – wo?«
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