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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sah, schwieg sie. Ihre Selbstbeherrschung ärgerte ihn sichtlich. Diese Tatsache gab ihr die Überlegenheit, leichthin zu sagen: «Der Hase und der Igel. Nun, der Igel gewinnt den Lauf.»
    «Nicht immer», kicherte der Alte. «Nicht immer, meine liebe Lydia.»
    Sie lächelte. «Entschuldige, aber ich sollte Alfred nachgehen. Plötzliche Aufregungen machen ihn immer ganz krank.»
    Simeon kicherte. «Ja, der arme Alfred liebt weder Überraschungen noch Veränderungen. Er war von jeher ein langweiliger Mensch!»
    «Alfred ist dir sehr ergeben.»
    «Und das kommt dir komisch vor, nicht wahr?»
    «Manchmal», sagte Lydia langsam, «kommt es mir wirklich komisch vor.»
    Damit verließ sie den Raum; Simeon Lee sah ihr nach. Er lachte leise und schien sehr zufrieden zu sein. «Das wird ein Hauptspaß», sagte er. «Ein Hauptspaß! Dieses Weihnachtsfest wird mir gefallen!»
    Er stand mühsam von seinem Stuhl auf und humpelte mit Hilfe des Stocks durch das Zimmer. Vor einem großen Safe in einer Ecke blieb er stehen und drehte am Kombinationsschloss. Die Tür öffnete sich. Er griff mit zitternden Händen ins Innere des Safes, zog einen Lederbeutel heraus, öffnete ihn und ließ eine Unmenge ungeschliffener Diamanten durch seine Finger gleiten.
    «Nun, meine Schönen. Immer noch die gleichen, meine alten Freunde! Das war eine glückliche Zeit – eine sehr glückliche Zeit! Euch wird man nicht schleifen und schneiden, Freunde. Ihr werdet nicht um Frauenhälse hängen, an ihren Fingern kleben oder in ihren Ohren stecken. Ihr gehört mir. Meine alten Freunde. Wir wissen allerhand voneinander, ihr und ich. Ich sei alt, sagen sie, und krank. Aber mit mir ist es noch lange nicht aus. Noch viel Leben in dem alten Hund. Und noch viel Freude aus diesem Leben herauszuholen. Noch viel Freude!»

23. Dezember
     
    T ressilian ging zur Eingangstür. Es war auf eine äußerst aufdringliche und ungehörige Art geläutet worden, und jetzt eben, ehe er noch die Eingangshalle hatte durchqueren können, erklang das durchdringende Schrillen schon wieder.
    Tressilian ärgerte sich. So unhöflich, ungeduldig läutete man nicht an der Haustür seines Herrn. Wenn es vielleicht wieder eine Gruppe dieser Weihnachtssänger war, dann wollte er ihnen seinen Standpunkt deutlich klar machen.
    Durch die Milchglasscheibe sah er eine Silhouette – einen großen Mann mit einem Schlapphut. Er öffnete. Wie er gedacht hatte: ein unordentlich gekleideter, auffälliger Fremder - grässlich schreiender Anzug –, ein aufdringlicher Bettler.
    «Donnerwetter! Das ist doch Tressilian!», rief der Fremde. «Wie geht es Ihnen, Tressilian?»
    Tressilian starrte ihn an, holte tief Atem, starrte noch einmal. Diese scharf geschnittene, arrogante Wangen- und Kinnpartie, die schmale Nase, die vergnügten Augen…
    «Mr Harry», stieß er hervor.
    Harry Lee lachte. «Habe ich Sie erschreckt? Warum? Ich werde doch erwartet, oder etwa nicht?»
    «Doch, Sir. Natürlich, Sir.»
    «Also! Weshalb dann diese Überraschung?» Harry Lee trat ein paar Schritte zurück und sah sich das Haus, einen soliden, aber fantasielosen Ziegelbau, von außen an.
    «Immer noch der alte Gräuel», sagte er, «aber es steht jedenfalls noch, das ist die Hauptsache. Wie geht’s meinem Vater?»
    «Er ist leicht invalid, Sir. Muss das Zimmer hüten und kann sich nicht bewegen. Aber den Umständen entsprechend, geht es ihm sehr gut.»
    «Der alte Halunke!» Harry Lee trat ein und überließ Tressilian seinen Schal und den theatralischen Hut.
    «Und mein lieber Bruder Alfred? Geht es ihm auch gut? Freut er sich, mich zu sehen?»
    «Ich glaube schon, Sir.»
    «Na, ich nicht. Im Gegenteil! Wahrscheinlich hat er Zustände gekriegt, als er hörte, dass ich komme. Wir haben uns nie ausstehen können. Lesen Sie manchmal die Bibel, Tressilian?»
    «Gewiss, von Zeit zu Zeit lese ich darin.»
    «Dann kennen Sie doch die Geschichte vom verlorenen Sohn. Der brave Bruder freute sich gar nicht darüber, dass der andere zurückkam, erinnern Sie sich? Der brave Stubenhocker Alfred freut sich bestimmt auch nicht über meine Rückkehr.»
    Tressilian sah wortlos zu Boden. Sein steifer Rücken drückte Protest aus. Harry schlug ihm auf die Achsel.
    «Los, alter Knabe. Das gemästete Kalb erwartet mich! Führen Sie mich sofort zu ihm.»
    «Wollen Sie mir bitte zuerst ins Wohnzimmer folgen, Mr Harry. Ich weiß nicht, wo die Herrschaften alle sind. Man konnte Ihnen den Wagen nicht entgegenschicken, weil niemand Ihre genaue

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