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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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entfernt!
    »K-104 meldet sich, Admiral«, sagte einer der Männer an den Pulten, vermutlich der Funker.
    Uljakow streckte die Hand aus, ließ sich einen Telefonhörer an einem langen Spiralkabel reichen. Jetzt erst fiel Charlotte auf, dass der Admiral an genau dem Platz stand, den Kapitän Korodin bisher eingenommen hatte. »Uljakow«, meldete er sich. Er hörte zu, nickte ein paar Mal. »Gut. Schicken Sie die Aufnahmen.«
    Er wandte sich an Whitecomb, deutete auf einen der Bildschirme. »Sie haben etwas gefunden.«
    Etwas gefunden war, wie sich herausstellte, eine ziemlich zurückhaltende Formulierung. Der Schirm wurde hell, zeigte Unterwasseraufnahmen von kahlen, geriffelten Felsen, über die Schatten von den an der Meeresoberfläche treibenden Eisbrocken huschten. Eine langweilige Studie in Weiß, Grau, Blau und Schwarz – bis etwas auftauchte, das aussah, wie sich Charlotte ein Unterseekabel vorgestellt hätte oder eine unterseeische Pipeline. Doch es war keines von beidem. Das sah man, als das U-Boot dem Gebilde folgte: Es war viel größer. Es war eine regelrechte stählerne Mauer, errichtet auf dem Meeresgrund. Und es kam aus der Richtung der Insel.
    Eine Felsspalte, ein Vorsprung, hinter dem sich der Blick weitete. Dahinter: noch mehr solcher Gebilde. Als würden sich jene mächtigen Stahlrippen, die sich an den Berghängen der Insel gebildet hatten, in die Tiefen des Meeres fortsetzen. MetalleneArme, die sich wie Wurzeln aus Stahl in alle Himmelsrichtungen ausbreiteten, über Kilometer und Kilometer. Das U-Boot hielt an, hielt die Kamera auf die Spitze einer solchen Wurzel gerichtet: Man konnte zusehen, wie sie vorwärtskroch, wuchs, länger wurde und dicker.
    »Und? Was sagen Sie nun?«, fragte Uljakow, an seinen amerikanischen Kollegen gewandt. »Wie wollen Sie das abriegeln? Das können Sie nicht. Das ist illusorisch.«
    Whitecomb starrte auf den Schirm, auf dem die letzte Sequenz noch einmal ablief. Er bot ein Bild der Bestürzung.
    »Das ist nicht nur eine Gefahr für Russland, das ist eine Gefahr für die ganze Welt.« Der russische Admiral reckte den Kopf in die Höhe. »Ich werde den Präsidenten bitten, Atomwaffen freizugeben. Wir blasen die Insel ins All.«
7
    Etwas wie ein elektrischer Schlag ging von diesen Worten aus. Jeder im Raum schien zusammenzuzucken.
    »Admiral!« Whitecomb keuchte beinahe. »Bitte handeln Sie nicht überstürzt. Einige der wissenschaftlichen Berater unseres Präsidenten – bekannte, bedeutende Forscher – halten es für möglich, vielleicht sogar für die einzig denkbare Erklärung der Vorfälle, dass wir es hier mit einer nanotechnologischen Maschine außerirdischer Herkunft zu tun haben. Das ist eine Technologie, die Möglichkeiten für die Zukunft bietet, die heute noch unabsehbar sind. Wenn es uns gelingen sollte, sie sozusagen in bereits vollendeter Form zu enträtseln, dann wäre das so, als ob … als ob die alten Ägypter schon ein Atomkraftwerk hätten bauen können. Als ob die Römer schon Flugzeuge gehabt hätten. Als ob das Internet schon im Mittelalter entwickelt worden wäre.«
    »Interessant«, sagte Admiral Uljakow leise. In der Übersetzung ging der Unterton verloren, mit dem er es sagte: Charlottehörte heraus, dass er sich – genau wie sie selbst – fragte, wieso der Amerikaner erst jetzt mit dieser Information herausrückte.
    Wobei das nicht schwer zu erraten war: Die amerikanische Regierung wollte vor allem in Besitz dieser Technologie gelangen, und natürlich, wenn möglich, als einzige.
    »Außerdem«, fuhr Whitecomb aufgeregt fort, »ist es unter Umständen nicht einmal mit Atombomben möglich, dieses Ding wirklich zu zerstören. Darüber haben diese Fachleute auch schon nachgedacht …« Er lachte gezwungen. »Worüber solche Leute alles nachdenken, was? Man wundert sich zuweilen. Aber sie sagen ausdrücklich, selbst wenn man Atombomben rings um die Insel zünden würde, würde das in jedem Fall nur einen Teil der Maschinerie zerstören. Selbst wenn neunundneuzig Prozent vernichtet werden sollten – die Druckwelle der Explosion würde unweigerlich kleinste Teile davon in die Stratosphäre blasen. Diese Teile wären wie Samenkörner, könnten sich über die gesamte Hemisphäre verteilen und überall, wo sie niedergehen, dasselbe Spiel wie auf Saradkov von vorne beginnen. Nur dass es dann Städte, belebte Landstriche, Industrieanlagen sein würden, in denen sie wüten würden.«
    »Und was schlagen diese fabelhaften Fachleute stattdessen vor,

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