Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
redeten sie auch diesmal den ganzen Abend lang über nichts anderes als das Lieblingsthema der beiden: Wenn es da draußen im All intelligente Lebewesen gibt – wieso melden sie sich nicht?
    »Wie wahrscheinlich ist Leben? Auf diese Frage läuft es letzten Endes hinaus«, fasste es Allison am Ende eines üppigen dreigängigen Menüs zusammen. Rodneys große Liebe war eine stämmige kleine Frau, die gerne und gut kochte – was man auch Rodney inzwischen anzumerken begann. »Und da sehe ich einen Widerspruch, den ich einfach nicht gelöst kriege. Wenn man davon ausgehen müsste, dass die Entstehung von Leben auf der Erde ein atemberaubend seltenes Ereignis gewesen ist, das sich vielleicht sonst nirgendwo im Universum zugetragen hat, dann wäre es klar, warum wir nichts von extraterrestrischen Intelligenzen hören: Weil es sie nicht gibt. Aber kann man davon ausgehen? Finde ich nicht. Schau mal – wo findet man auf der Erde Leben? Die Antwort lautet: Einfach überall. In heißen Gebieten, in kalten Gebieten, selbst in Vulkanen, in Schwefelseen und auf dem Grund der Ozeane – überall findet man zumindest Bakterien. Selbst im Weltraum! Wusstest du, dass auf der Außenhülle der Apollo-Mondlandefähre Bakterien überlebt hatten?«
    Hiroshi hob die Hände. »Höre ich zum ersten Mal.«
    »Eine Bakterienart namens Deinococcus radiodurans . Zeichnet sich dadurch aus, dass sie selbst härtester Strahlung standhält. Die DNS geht in Stücke, wird aber nach einiger Zeit von Selbstreparaturmechanismen wieder korrekt zusammengesetzt.«
    »Was die Frage aufwirft, welcher evolutionäre Prozess eine solche Eigenschaft hervorbringt.«
    Allison furchte die Stirn. »Ja, schon, aber auf jeden Fall muss man, wenn man sich umschaut, zu dem Schluss kommen, dass die Entstehung von Leben etwas ganz Normales ist, etwas, das sich ereignet, sobald ein paar nicht allzu seltene Randbedingungen gegeben sind. Und das wirft dann die viel interessantereFrage auf, wieso diese Randbedingungen da draußen nirgends zu finden sein sollen?«
    »Inzwischen sind weit über zweihundert Planeten außerhalb unseres Sonnensystems gefunden worden«, ergänzte Rodney und schwenkte den Rest seines Verdauungsschnapses gedankenvoll im Glas herum. »Im Umkreis von, na, viertausend Lichtjahren können wir fast mit Sicherheit sagen, dass da niemand lebt, der imstande wäre, wenigstens einen Pieps von sich zu geben. Und viertausend Lichtjahre, das ist nicht wenig.«
    »Ach was«, meinte Hiroshi. »Da überschätzt ihr eure Möglichkeiten. Ihr sucht die Nadel im Heuhaufen. Es gibt Milliarden von Frequenzen, auf denen ET telefonieren könnte; die habt ihr doch gar nicht alle im Blick. Und vielleicht senden sie auf gar keiner davon. Die Kommunikation über elektromagnetische Wellen könnte etwas sein, das technische Zivilisationen irgendwann bleiben lassen, weil es bessere Möglichkeiten gibt. Ich meine, es morst heutzutage schließlich auch niemand mehr.«
    Sein Freund aus Studientagen lächelte verschmitzt. »Genau meine Rede. Es gibt die Aliens – aber sie meiden den Kontakt. Weil sie, wenn sie wirklich hoch entwickelt sind, dem Moralkodex folgen, niedriger entwickelte Zivilisationen in Ruhe zu lassen.«
    »Ja, ja«, meinte Allison. »Woher willst du wissen, ob wir nicht einfach eine Fernsehshow bei denen sind? So viel blödes Zeug, wie wir anstellen, amüsiert sich vielleicht die ganze Galaxis über uns.« Sie hob die Flasche mit dem Kräuterschnaps. »Hiroshi – noch einen Tropfen?«
    Hiroshi hielt die Hand über sein Glas. »Danke, aber ich muss morgen einen Transpazifikflug überstehen.«
    »Eben deshalb?« Doch sie stellte die Flasche wieder weg.
    Es war immer gemütlich bei den beiden. Wahrscheinlich würde er sich morgen während des Fluges wieder eine ganze Weile lang fragen, woran das lag. Die Wohnung der beiden war klein und vollgestopft mit schiefen Bücherregalen, nicht zueinander passenden Möbeln und üppig blühenden Topfpflanzen.Im Wohnzimmer hingen Sternkarten an den Wänden und gerahmte Fotos ferner Galaxien, die vom Weltraumteleskop Hubble stammten, und von Tätigkeiten wie Aufräumen hielten beide nicht viel … Aber man fühlte sich wohl hier. Das ging ja nicht nur ihm so; die beiden beherbergten andauernd irgendwelche Freunde bei sich.
    Vielleicht war es gerade diese Unvollkommenheit. Dass seit Jahr und Tag dieselben Balken neben dem Autostellplatz lagen und Rodney einem jedes Mal versicherte, bis zum nächsten Mal, wenn man komme, werde er

Weitere Kostenlose Bücher