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Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge

Titel: Herr aller Dinge - Eschbach, A: Herr aller Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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mich. Ich werd mich dran gewöhnen, aber … das macht mir wirklich zu schaffen.«
    In diesem Moment glaubte sie das sogar selber.
    Rasmussen sah kein bisschen so aus, wie Hiroshi sich einen Investor vorgestellt hatte. Bei einem Investor dachte man an Typen wie Gordon Gecko aus dem Film Wall Street , an jemanden in einem teuren Anzug, der nach teurem Rasierwasser roch, Pomade in den Haaren hatte und arrogant auftrat. Rasmussen dagegen trug eine helle Leinenhose, ein Polohemd und ein flatterdünnes Jackett und brachte frische Schoko-Donuts und Kaffee mit. »Für alle Fälle«, meinte er. »Ich steh zufällig mächtig auf Donuts am Nachmittag.«
    Dann sah er sich um und fügte anerkennend hinzu: »Wow. Das aufgeräumteste Studentenzimmer, das ich je gesehen habe. Geradezu Zen-mäßig. Sie sehen mich beeindruckt.«
    Hiroshi bot ihm Platz an – Platz hatte er jetzt mehr als genug – und sagte: »Ich habe auch kalte Getränke, falls Sie wollen.«
    Rasmussen winkte ab. »Vernichten wir erst mal die Donuts. Dann sieht man weiter.«
    Während sie aßen, begann er zu erzählen. Wie er auf den Versuch von Sollo Electronics aufmerksam geworden sei, den Konkurrenten Cook & Holland zu übernehmen, eine Firma, die mindestens zehnmal so groß war wie sie selber. »Sie haben es mit dem alten Trick versucht: die Aktien mit einem Bankkredit aufkaufen, den sie anschließend aus der Kasse von Cook & Holland zurückzahlen wollten«, erklärte er. »Dummerweise gab es Konkurrenz um die Aktien, was die Kurse in die Höhe getrieben hat, und anstatt zu tun, was vernünftig gewesen wäre – den Plan zu vergessen, die Aktien abzustoßen und den Gewinn mitzunehmen –, hat das Management von Sollo gesagt: Volle Kraft voraus, zum Teufel mit den Torpedos. Sie haben sich von überall her Kredite besorgt und immer weiter Cook & Holland -Aktien gekauft, sich irre Schulden an den Hals gehängt – bis esnicht mehr ging. Erst konnten sie ihre Lieferanten nicht bezahlen – an der Stelle hat bei mir die rote Lampe aufgeleuchtet, weil zufällig zwei meiner Firmen zu diesen Lieferanten gehören –, dann war kein Geld mehr für Gehälter da. Das ließ sich nicht länger verheimlichen, worauf der Kurs von Sollo in den Keller ging.«
    Hiroshi hatte aufmerksam zugehört, ohne wirklich zu verstehen, wovon der Mann redete. Es war schwer zu sagen, wie alt Rasmussen war. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht, als verbringe er die meiste Zeit im Freien, und trug sein Haar so kurz geschoren, dass man nicht ausmachen konnte, welche Farbe es hatte. Grau, vermutlich. Und im Blick seiner eisblauen Augen lag Kraft.
    »Was heißt das?«, fragte Hiroshi. »Dass es keine ›Zauberstäbe‹ mehr geben wird?« Die Vorstellung, seine Erfindung könne nicht einmal seine Studienzeit überdauern, deprimierte ihn.
    Rasmussen hob die Hände. »Geduld. An diesem Punkt der Geschichte habe ich mir die Firma genauer angesehen. Die realen Werte abgeschätzt, nicht den Börsenwert – der Börsenwert hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Ich fand eine Firma mit enormer Perspektive, aber einem völlig unfähigen Management. Größenwahnsinnige Dummköpfe. Also habe ich Sollo Electronics gekauft – zum Schnäppchenpreis, wenn man von den offenen Krediten absieht – und die Burschen alle an die Luft gesetzt. Und nun, da ich deren Schulden bezahlt habe, geht es darum, die Perspektiven zu verwirklichen, die ich zu sehen glaube.« Er deutete auf Hiroshi. »Sie, Mister Kato, sind ein Teil dieser Perspektive.«
    Hiroshi hob die Schultern. »Ich habe nur eine kleine Erfindung gemacht.«
    »Mein Riecher«, sagte Rasmussen und tippte gegen seinen in der Tat eindrucksvollen Zinken, »sagt mir, dass Sie noch mehr Erfindungen machen werden.«
    Hiroshi zögerte. »Ich weiß es nicht. Möglich.«
    »Ich habe mit Handwerkern gesprochen. Mit vielen Handwerkern.Ich habe keinen getroffen, der Ihren ›Zauberstab‹ besitzt und nicht begeistert davon ist.«
    »Schön.« Was nützte ihm das?
    Rasmussen wischte sich mit einer Serviette ein paar Schokoladeflecken von den Fingern. »Ich hab mir die Zahlen angeschaut. Ich nehme an, Sie waren mit den Erlösen aus Ihrer Erfindung nicht sonderlich glücklich?«
    Hiroshi zuckte mit den Achseln. »Na ja, was heißt glücklich …? Es hat für die Studiengebühren gereicht. Das war schon okay. Im Grunde habe ich das sowieso nur gemacht, weil ich mal sehen wollte, wie so etwas geht. Mit Patenten und Lizenzen und so weiter.«
    »Wussten Sie, dass es Ihren

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