Herr Bofrost, der Apotheker und ich
sie protestierend aufmauzte. »Kannst du mir einen Grund nennen, warum ich etwas freundlicher gucken sollte?«
»Weil du dein Buch verkaufen willst, vielleicht? So wie du im Moment aussiehst, wird das jedenfalls nichts. Du guckst wie jemand, der Killerkatzen malt!«
Zu meinem Ärger musste ich lachen. Und Steffen drückte sofort auf den Auslöser.
»Schon besser«, sagte er. »Denk einfach an was Schönes! An deinen Mann zum Beispiel.«
Ich lachte hell auf. Mir ausgerechnet den Hackfleischmörder vorzuschlagen, um ein fotogenes Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern, war ja nun wirklich komisch. »Der will mich umbringen. Das ist nichts Schönes.«
Steffen sah verblüfft auf. »Der will was?«
»Na ja, vielleicht nicht direkt umbringen«, räumte ich ein. War ja blöd, immer gleich so dramatisch zu werden. »Er ist nur ein bisschen stinkig, weil ich ihn verlassen habe.«
»Du hast was?« Die grünen Pünktchen blitzten gefährlich.
Ich wusste, was als Nächstes kommen würde: Darum hast du mich also hierher verfrachten lassen, weil du eine Vakanz hast! – Mega-megapeinlich! Das sollte er bloß nicht glauben! »Ja, meinst du, ich bleibe bei einem Mann, mit dem ich so unglücklich bin, dass ich mit dem Erstbesten herumknutsche, der mir über den Weg läuft?«
Womm! Das hatte gesessen, das sah ich sofort. Doch merkwürdigerweise fühlte ich mich nicht richtig gut.
Steffens Lippen wurden ganz schmal und die grünen Pünktchen ganz dunkel. »Was weiß ich«, sagte er betont gleichgültig, »wie viel normales Verhalten man von dir erwarten kann. Du kommst mir eher vor wie ein ausgeflippter Springteufel.«
Gutes Bild! Ich mir auch. Aber das würde ich ums Verrecken nicht zugeben. Außerdem – hatte nur ich Fehler gemacht? Das sollte er mal nicht glauben! »Also, Steffen, jetzt hör mir mal zu!« Ich setzte mich auf und hob Ching Li von meinem Schoß. Sie sprang auf die Sofalehne und blieb dort sitzen, um nur ja nichts zu verpassen. »Ich dachte, ich hätte damals bei unserem letzten Frühstück deutlich gemacht, dass ich dich nicht mehr sehen wollte. Ich wollte nämlich, ob du's glaubst oder nicht, meine Ehe retten!« Dass mir da noch der Professor dazwischengekommen war, überging ich großzügig. Man sollte sich nie in Einzelheiten verlieren, wenn es ums Prinzip ging, der andere konnte einem dann leichter folgen. »Und anstatt das zu respektieren, belätscherst du Laura, um mich dann voll zu überrumpeln. Was erwartest du da? Dass ich dir dankbar in die Arme sinke?« So! Nun hatte er den schwarzen Peter!
»Quatsch! Ein vernünftiges Gespräch habe ich erwartet! Keinen Rambo-Rückzug! Damals, im Januar und später, als wir uns gesehen haben, konnten wir doch auch miteinander reden. Das war doch schön! Und dann bist du plötzlich total abgerastet, und jetzt tust du das alles als Herumgeknutsche ab?!«
Jetzt lachte ich grell auf. Ching Li erhob sich irritiert, machte einen Buckel und ließ sich am äußersten Ende der Sofalehne wieder nieder.
Ich funkelte Steffen an. Nun war ich wirklich sauer. Der Kerl drehte sich ja alles so hin, wie er es sehen wollte. Und der wollte ein vernünftiges Gespräch? »Ich! Ich tu das als Herumgeknutsche ab! Hörst du dir eigentlich auch manchmal selbst zu?«
»Wieso?« Steffen sah mich erstaunt an.
Ich winkte ab. »Vergiss es! Logik und Selbstkritik scheinen nicht deine Stärken zu sein.«
»Was soll das denn jetzt? Du wirfst mir einen Mangel an Logik vor? Du hast dich doch die ganze Zeit absolut unlogisch benommen! Erst war alles ganz toll, dann willst du mich nicht mehr sehen. Dann wieder doch, und wieder ist es der Himmel auf Erden, und ein paar Stunden später kriege ich den nächsten Arschtritt!«
Hm. Ja. Irgendwie hatte er Recht. Ich war in den letzten Monaten ziemlich herumgeeiert, das war auch mir gelegentlich aufgefallen. Aber ich hatte ja wohl meine guten Gründe gehabt! »Quatsch! Mein Verhalten war absolut stringent – krisentechnisch gesehen. Aber das kapierst du natürlich nicht! Für dich ist die Welt ganz einfach, was?! Du weißt natürlich immer genau, was du willst!«
Ching Li sprang mit einem Satz vom Sofa und suchte das Weite. Hohe, keifige Stimmen liebte sie nicht.
Steffen legte seine Kamera zurück in den Koffer und begann, die erste Blitzlampe abzumontieren. »Nein«, sagte er leise, »das weiß ich idiotischerweise nicht.« Er legte die Lampe auf den Teppich und hockte sich daneben. Die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, sah er mich
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