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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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eine Zicke halten, damit konnte ich eher leben, als wenn er mich für ein Heimchen hielt, das sich feige hinter Freunde steckte, um ihn ins Garn zu locken. »Na klar sollst du mir das glauben! Meinst du, ich laufe hinter dir her? Schließlich habe ich mit dir Schluss gemacht – falls du dich erinnerst!« Dass ich das zutiefst bereute, tat im Moment nichts zur Sache. Hier ging es um meine Würde!
    »Ja, danke, ich erinnere mich!«, bölkte Steffen. »Es war nicht gerade ein Abgang der subtilen Art. Du hast mich total zum Kaspar gemacht! Das ganze Restaurant hat mich belächelt!«
    Na klar – das war es! Ich hatte es geahnt. Aber musste er mich deswegen gleich so anmachen? Konnte er nicht erst einmal nach meinen Gründen fragen? – Typisch Mann! Er war verletzt und griff an. So was liebte ich! »Muss ja ein tolles Restaurant gewesen sein, das lächeln kann!« Schwach, Lenchen, sehr schwach!
    »Ha ha!« Steffen ließ das Stativ auf drei ungleichen Beinen stehen und sah mich an. Zum ersten Mal. Die grünen Pünktchen blitzten. »Dich lässt das natürlich alles kalt! Du reitest lieber auf deinen Sprachpurismen rum!« Er machte sich wieder an dem Stativ zu schaffen, bis es endlich auf drei gleich langen Beinen stand, und prüfte die Standfestigkeit akribisch nach.
    Irgendwie machte mich das rasend. Konnte er das Scheißding nicht in Ruhe lassen und sich um mich kümmern? »Und warum warst du überhaupt da – in diesem lächelnden Restaurant?«, erkundigte ich mich. »Du wusstest doch, dass ich verheiratet war!«
    »Na und? Du warst auch verheiratet, als du mit mir im Museum rumgeknutscht hast!«
    Rumgeknutscht? Das war ja wohl die Höhe! Wir hatten uns in den Kuss unseres Lebens versenkt! – Rumgeknutscht! So sah er das also! – Phh! Von mir aus! »Meine Güte, nun mach mal nicht so 'n Larry um 'ne kleine Entgleisung! Das war ein Kuss, keine Verlobungsfeier!«
    Nun fiel ihm doch die Kinnlade runter, und er starrte mich böse an. »Aha. Eine kleine Entgleisung! Du scheinst ja tolle Vorstellungen von Treue zu haben!«
    »Weißt du was«, erklärte ich hoheitsvoll, »mit dir diskutiere ich gar nicht mehr! Mach einfach deine Fotos, und dann brauchst du mich nie mehr wieder zu sehen.« Ich setzte mich mit verschränkten Armen aufs Sofa, presste die Lippen fest aufeinander und schaute ihm ungeduldig zu, wie er seine Scheinwerfer aufbaute. Jetzt musste er ja wohl aus der Reserve kommen.
    Doch er verlor kein Wort mehr, sondern arbeitete verbiestert vor sich hin.
    Ching Li, die an grantige Wortwechsel nicht gewöhnt war und sich hinter das Sofa geflüchtet hatte, kam neugierig wieder hervor. Sie beschnupperte den Kamerakoffer und sah Steffen aufmerksam an. Er zwinkerte ihr zu, und sie näherte sich zutraulich. Sie schmiegte sich an seine Beine und miaute freundlich zu ihm auf. Verräterin!
    Steffen ging in die Hocke und sprach leise mit ihr, lächelnd, schmeichelnd, mit dieser sanften Stimme, die mir – vor Urzeiten einmal – eine wohlige Gänsehaut gemacht hatte. Und die mir jetzt schrecklich wehtat.
    Ching Li fiel natürlich auch darauf herein. Sie buckte ihr Köpfchen in seine Hand, ließ sich auf die Seite fallen und drehte ihm ihr rundes, weißes Bäuchlein entgegen. Sie schnurrte wie eine kleine Nähmaschine und dehnte sich behaglich unter Steffens zärtlicher Hand.
    Toll! Ich stand abrupt auf. »Wenn ihr fertig seid, sag Bescheid! Ich gehe so lange eine rauchen!«, sagte ich bissig und stapfte in die Küche. Mit zittrigen Fingern fummelte ich eine Zigarette aus der Schachtel, die auf dem Tisch lag, und trank einen Schluck Kaffee aus meinem Frühstücksbecher. Er war natürlich längst kalt und schmeckte scheußlich. Wie das Leben. –Aber ich würde jetzt nicht heulen! Die Genugtuung gönnte ich Steffen nicht. Niemals!
    Ich hatte die Zigarette gerade ausgedrückt, als er mich rief »So, wir können!«
    Ich schnappte mir Ching Li, die es sich in dem Kamerakoffer bequem gemacht hatte, setzte mich aufs Sofa und wartete.
    Steffen konzentrierte sich auf das Display seiner Kamera. »Lehn dich zurück, sitz entspannter!«
    Ich lehnte mich zurück und saß entspannter.
    »Setz Ching Li andersherum, sodass sie in die Kamera guckt.«
    Ich setzte Ching Li andersherum, sodass sie in die Kamera guckte.
    »So, und nun lächele.«
    Ich lächelte.
    Steffen ließ entnervt die Kamera sinken. »Mann, Lena, kannst du nicht etwas freundlicher gucken?«
    »Nein, kann ich nicht!«, blaffte ich und drückte Ching Li so eng an mich, dass

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