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Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Herr Bofrost, der Apotheker und ich

Titel: Herr Bofrost, der Apotheker und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Neuffer
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eindringlich an. Die grünen Pünktchen standen ganz still. »Ich weiß einfach nicht, ob es sie gibt, die schöne Helena, in die ich mich verliebt habe.«
    Verliebt? Hatte er verliebt gesagt? Au Mann! Ich rührte mich nicht, wie gelähmt saß ich da, starrte ihn nur völlig perplex an. Endlos. Konnte das sein? Konnte es sein, dass er mich immer noch wollte? Mich? Eier-Lena?
    »Na ja.« Steffen richtete sich auf. »Keine Antwort ist auch eine Antwort. Ich verschwinde dann mal.«
    Wie? – Jetzt? »Und die Fotos?« Meine Stimme war schrill vor Panik.
    Steffen hob die Schultern. »Ich hab getan, was ich konnte. Der Rest ist Max' Problem.« Er baute die andere Blitzlampe ab, legte sie neben die erste, löste die Schrauben der Stative und schob die Gestänge ineinander.
    Und ich sah ihm einfach zu. Hilflos. Ratlos. Seine Bewegungen waren eckig, wütend routiniert. Er gab verdammt schnell auf, oder?
    Jetzt musste ich das Zauberwort sprechen. Bloß – welches? Ey, jetzt bleib mal auf dem Teppich! Ich liebe dich doch! ? Und wenn er sich dann umdrehte, mich anglotzte und fragte: Und? Wer bist du nun? Was sollte ich dann sagen? Die schöne Helena .? – Nee, das war nun wirklich unter aller Würde! So tief würde ich nicht sinken! Schon gar nicht bei einem Kerl, der so gar keine Geduld mit mir hatte! »Tut mir ja Leid, dass ich nicht so gut bin wie die Models, mit denen du normalerweise zu tun hast«, sagte ich schnippisch. »Mit denen hättest du wahrscheinlich längst alles im Kasten!«
    Steffen drehte sich kurz um und sah mich an. »Könnte sein, ja. Sie sind zwar manchmal auch zickig, aber nicht so schwierig wie du.«
    Danke! – Ich schlug zurück, ein letztes Mal. Ziemlich lahm. Wie ein Tier, das weiß, dass die Falle längst zugeschnappt ist. »Na, prima, dann kann es ja nur besser werden für dich!«
    »Ja«, sagte Steffen, klemmte sich die beiden Stative unter den Arm und nahm eine der riesigen Blitzlampen auf, »das ist wohl so.« Es klang nicht fröhlich, aber endgültig. Seine Entscheidung war gefallen, das war klar.
    Ich blieb reglos auf dem Sofa sitzen, während er hinausging und die Sachen ins Auto packte. Ich rührte mich nicht, als er zurückkam, um den Rest zu holen, und, den Kamerakoffer in der einen, die zweite Blitzlampe in der anderen Hand, vor mir stehen blieb und unschlüssig auf mich herabsah. »Also, ich fahr dann mal.«
    Jetzt! Jetzt musste ich das Zauberwort sprechen! »Tu das. Mach's gut«, sagte ich – und hasste mich.
    »Du auch«, sagte er. Sonst nichts, der Scheißkerl. Er hätte mir zumindest eine kleine Brücke bauen können!
    Und dann war er weg. Die Haustür schlug zu, und ich war allein. So allein wie noch nie in meinem Leben. Und das wollte was heißen.
    Ich ließ mich zur Seite fallen, zog die Beine an, machte mich ganz klein. Irgendwann schlich sich Ching Li in meinen Arm, drängte sich an mich, schob ihr Köpfchen in die Falten meines Kragens. Und da konnte ich endlich weinen. Und wie.
    Weil ich alles vermasselt hatte.
Weil ich Sekunden zu lange gezögert hatte.
Weil ich das Zauberwort nicht gefunden hatte.
Weil ich nur um mich geschlagen hatte.
Weil meine ganze Scheißwürde nur heiße Luft war.
    Wie weh das tat.
    * * *

Ich sprach mit niemandem darüber. Das war meine private Tragödie, und sie ging niemanden etwas an. Was hätten mir Nina, Katharina oder Laura schon Tröstendes sagen können? Da musste ich jetzt ganz alleine durch.
    Ich legte mich mit Kopfschmerzen ins Bett und wachte erst am nächsten Morgen wieder auf, mit Fieber und Schüttelfrost. Nina kochte mir Tee, packte mich unter eine dicke Daunendecke und schob von beiden Seiten Wärmflaschen darunter und noch eine dritte an meine Füße. Nach einer Stunde war ich klatschnass geschwitzt, nach zwei Stunden war meine Temperatur noch gestiegen. Nina rief den Arzt, weil sie Angst hatte, dass mich das Pfeiffer'sche Drüsenfieber ereilt habe. Hätte ich die Kraft dazu gehabt, hätte ich sie beruhigen und ihr erklären können, dass es sich nur um das Ander'sche Herzfieber handelte.
    Dr. Schnieder, der freundliche, betagte Hausarzt, der mittlerweile aussah wie eine Schildkröte, hatte schon an meinem Krankenbett gesessen, als ich mit sieben Jahren die Windpocken, Masern oder Mumps gehabt hatte.
    »Na, Lenchen, wo drückt denn der Schuh?«, fragte er jovial, ließ sich mit steifen Bewegungen auf dem Bettrand nieder und legte seine warme Hand auf meine heiße, feuchte Stirn.
    In meinem Hals war ein dicker Kloß, und ich

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