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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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aber Wespe fuhr so erschrocken hoch, dass die kleine Katze wie ein Ball von ihrem Kissen rollte. »Was ist?«, murmelte sie und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
»Gar nichts. Ich muss euch nur was erzählen.« »Mitten in der Nacht?«
»Ja.« Prosper richtete sich auf, um Mosca zu wecken, aber Wespe hielt ihn zurück. »Warte, erzähl doch erst mal mir, was los ist, bevor du die anderen weckst.« Prosper sah hinüber zu Mosca, der sich so tief unter seine Decke vergraben hatte, dass nur die kurzen krausen Haare zu sehen waren. »Ist gut, Riccio weiß sowieso Bescheid.«
Sie setzten sich nebeneinander auf die Klappsessel, zwei Decken um die Schultern. Die Heizung im Kino funktionierte ebenso wenig wie das Licht, und die Heizöfen, die Scipio besorgt hatte, vertrieben die Kälte nur notdürftig aus dem großen Saal. Wespe zündete zwei Kerzen an. »Also?«, fragte sie und blickte Prosper erwartungsvoll an.
»Als Riccio und ich von Barbarossa kamen…«, Prosper vergrub das Kinn in der Decke, »bin ich in einen Mann hineingerannt. Erst ist mir nur aufgefallen, dass er mich so komisch angestarrt hat, aber dann hab ich gemerkt, dass er mir folgt. Wir sind ihm entwischt, sind zum Canal Grande gerannt und mit einem Vaporetto ans andere Ufer gefahren, um ihn abzuhängen. Aber Riccio hat ihn erkannt. Er sagt, er ist ein Detektiv. Und wie es aussieht, ist er hinter mir her. Hinter mir und Bo.« »Ein echter Detektiv?« Wespe schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich dachte, die gibt es nur in Büchern und Filmen. Ist Riccio ganz sicher?« Prosper nickte. »Ja, aber vielleicht war er ja auch hinter Riccio her. Du weißt doch, dass er das Klauen nicht lassen kann.« »Nein.« Prosper seufzte und blickte hinauf zur Decke, wo die Dunkelheit in schwarzen Wolken hing. »Der war hinter mir her. Wie er mich angeguckt hat… der wird uns finden, und meine Tante sitzt bestimmt schon in irgendeinem von den feinen Hotels und wartet darauf, Bo mitzunehmen. Und mich stecken sie in irgendein Internat und ich seh Bo einmal im Monat und irgendwann nur noch im Sommer oder zu Weihnachten.« Übelkeit machte sich in seinem Magen breit, so schlimm, dass er die Arme verschränkte und sie fest gegen seinen Bauch presste. Er schloss die Augen, als könnte er die Angst so aussperren, aber das funktionierte natürlich nicht.
»Ach was, wie soll er euch denn hier finden?« Wespe legte Prosper die Hand auf den Rücken und sah ihn besorgt an. »Komm, mach dich jetzt nicht verrückt.« Prosper vergrub das Gesicht in den Händen. Hinten im Saal murmelte Riccio etwas im Schlaf. Er schlief oft unruhig. Als säße ihm jemand auf der Brust.
Prosper richtete sich wieder auf. »Sag nur Bo nichts, ja? Er soll weiter glauben, dass wir hier ganz sicher sind. Aber Mosca und Scipio müssen es erfahren. Schließlich könnt ihr alle reichlich Ärger kriegen, wenn dieser Schnüffler uns aufstöbert…«
»Ach was! Der wird uns nicht aufstöbern.« Wespe rieb sich die Nase. »Das ist ein gutes Versteck hier. Das allerbeste. Verflixt. Ich krieg schon wieder eine Erkältung. Kann Scipio statt Zuckerzangen und Silberlöffeln nicht zur Abwechslung mal einen besseren Heizofen klauen?«
Prosper gab ihr sein zerknülltes Taschentuch und sie putzte sich dankbar die Nase damit.
»Riccio will Bo die Haare färben, und ich soll mir das Gesicht schwarz malen, damit der Kerl uns nicht erkennt«, sagte Prosper. Wespe lachte leise. »Ich denk, es reicht, wenn ich dir die Haare stoppelkurz schneide, aber das mit Bo ist eine gute Idee. Wir erzählen ihm einfach, dass die alten Frauen ihm nicht mehr so oft den Kopf tätscheln, wenn er schwarze Haare hat. Das hasst er doch so.«
»Meinst du, er nimmt uns das ab?«
»Wenn nicht, dann muss Scipio ihm erzählen, dass man mit blonden Haaren kein berühmter Dieb werden kann. Bo würde versuchen zu fliegen, wenn Scipio es von ihm verlangte.«
»Stimmt.« Prosper lächelte, obwohl er spürte, wie ihn die Eifersucht mit spitzem Stachel stach.
»Scipio wird das mit dem Detektiv gefallen.« Wespe rieb sich fröstelnd die Arme. »Er wird höchstens enttäuscht sein, dass der Kerl nicht hinter ihm her ist. Das wäre doch eine spannende Aufgabe für einen Detektiv: herauszufinden, wo der Herr der Diebe schläft. Lässt er sich vielleicht bei Morgengrauen von den Zinnen des Dogenpalastes herunter, nachdem er die Nacht in einem gemütlichen Kerker verbracht hat? Schläft er oben in den piombi, wo sie früher die Feinde Venedigs haben schwitzen lassen,

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