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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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der Richtige für die Sache ist.« Riccio grinste. »Der Fettwanst stellt sich bestimmt einen Riesenkerl vor, mit einem Strumpf überm Kopf, der wie eine Katze zwischen den Säulen des Dogenpalastes herumschleicht. Auf jeden Fall will er schnell eine Antwort.«
Alle blickten Scipio an. Der saß da und spielte mit seiner Maske herum. Nachdenklich strich er über die lange, gebogene Nase. Man hörte die Kerzenflammen knistern, so still war es. »Doch, das ist wirklich interessant«, murmelte er. »Ja, warum nicht?« Prosper beobachtete ihn voll Unbehagen. Er hatte immer noch dieses Gefühl, als ob etwas Unheimliches auf sie zukäme, Ärger, Gefahr…
Scipio schien seine Gedanken zu erraten. »Was hältst du davon, Prop?«, fragte er.
»Gar nichts«, antwortete Prosper. »Weil ich Barbarossa nicht traue.« Er konnte ja schlecht sagen: Weil ich nichts vom Klauen halte. Schließlich lebte er davon, dass Scipio ein Meister darin war. Scipio nickte. Aber da fiel ausgerechnet Bo seinem großen Bruder in den Rücken. »Ach was«, sagte er und kniete sich neben Scipio, die Augen blank vor Aufregung. »Das ist doch eine Kleinigkeit für dich. Oder, Scip? Oder?«
Scipio musste lächeln. Er nahm Bo das Kätzchen ab, das er auf dem Arm hielt, setzte es sich auf den Schoß und kraulte ihm die winzigen Ohren.
»Und ich helf dir!« Bo rückte noch näher an Scipio heran. »Ja, Scip? Ich komm mit.«
»Bo! Rede nicht so einen verdammten Blödsinn!«, fuhr Prosper ihn an. »Du kommst überhaupt nirgendwo mit hin, klar? Schon gar nicht zu irgendwas, was gefährlich sein könnte.«
»Komm ich doch!« Bo schnitt seinem Bruder eine Fratze und verschränkte trotzig die kurzen Arme vor der Brust.
Scipio hatte immer noch nichts gesagt.
Mosca strich mit dem Finger die glänzenden bunten Papierchen glatt, in die die mandorlati eingewickelt gewesen waren, und Riccio bohrte die Zunge in seine Zahnlücke und ließ keinen Blick von Scipio.
»Ich schließ mich Prospers Meinung an«, sagte Wespe in das Schweigen hinein. »Es gibt keinen Grund, schon wieder etwas zu riskieren. Wir haben doch jetzt erst mal genug Geld.« Scipio betrachtete seine Maske und steckte einen Finger in die leeren Augenhöhlen. »Ich werde den Auftrag annehmen«, sagte er. »Riccio, du gehst gleich morgen zu Barbarossa und überbringst ihm meine Antwort.«
Riccio nickte. Er strahlte über sein ganzes mageres Gesicht. »Und diesmal nimmst du uns mit, ja?«, fragte er. »Bitte, ich will auch endlich mal so ein vornehmes Haus von innen sehen.«
»Stimmt. Das würde ich auch gern.« Mosca blickte verträumt an dem Vorhang hoch, der im Kerzenlicht glitzerte, als wäre er mit goldenen Spinnenfäden bedeckt. »Ich hab mir schon oft ausgemalt, wie es dadrin aussieht. Ich hab mal gehört, dass in einigen der Fußboden aus Gold ist, und an den Klinken sitzen echte Diamanten.«
»Geh in die Scuola di San Rocco, wenn du so was sehen willst!« Wespe sah die anderen ärgerlich an. »Scipio hat es eben noch selbst gesagt. Er sollte eine Weile Pause machen. Schließlich suchen sie bestimmt immer noch nach dem Dieb, der in den Palazzo Contarini eingebrochen ist. Da wäre ein neuer Einbruch doch leichtsinnig, dumm!« Sie drehte sich zu Scipio um. »Wenn Barbarossa wüsste, dass der Herr der Diebe nicht eine Bartstoppel am Kinn hat und ihm selbst mit hohen Absätzen kaum bis an die Schulter reicht, dann hätte er ihn sowieso nie gefragt…«
»Ach ja?« Scipio richtete sich auf, als könnte er Wespe das Gegenteil beweisen. »Weißt du, dass Alexander der Große kleiner war als ich? Er musste sich einen Tisch vor den persischen Thron schieben lassen, um draufklettern zu können! Es bleibt dabei. Richtet Barbarossa aus, dass der Herr der Diebe den Auftrag annimmt. Ich muss jetzt gehen, aber morgen komme ich wieder.« Er wollte sich umdrehen, aber Wespe trat ihm in den Weg. »Scipio!«, sagte sie leise. »Hör zu. Vielleicht bist du wirklich ein besserer Dieb als alle erwachsenen Diebe dieser Stadt, aber wenn Barbarossa dich mit deinen hohen Hacken und deinem Erwachsenengetue sieht, wird er dich auslachen.« Betreten sahen die anderen Scipio an. Noch nie hatte einer von ihnen so mit ihm zu sprechen gewagt. Reglos stand Scipio da und starrte Wespe an.
Dann verzog sein Mund sich plötzlich zu einem spöttischen Lächeln. »Der Rotbart wird mich aber nicht sehen!«, sagte er und schob sich die Maske über die Augen. »Und sollte er jemals wagen, über mich zu lachen, dann spucke ich ihm in sein rundes

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