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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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Herr der Diebe war auch alles andere als pünktlich.« Sie richtete sich auf und reichte Prosper vorsichtig ein schweres Bündel, den Flügel des Löwen, eingewickelt in eine Decke, verschnürt mit einem Lederband.
»Mein Vater hatte Besuch von Geschäftsfreunden«, verteidigte Scipio sich. »Es war ziemlich schwierig, unbemerkt aus dem Haus zukommen.«
»Wäre kein Verlust gewesen, wenn du es nicht geschafft hättest!«, murmelte Riccio. Prosper hockte sich mit dem Flügel ins Heck des Bootes und hielt ihn fest umklammert. »Am besten, Sie warten mit Ihrem Boot da, wo der Kanal in die Bucht mündet!«, wies Mosca Ida an. »Wenn Sie weiter rausfahren, könnte der Conte Sie entdecken und die Übergabe platzen lassen.« Ida nickte. »Ja, ja, selbstverständlich!«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. Ihr Gesicht war blass vor Aufregung. »Meine Kamera musste ich leider zu Hause lassen, weil der Blitz uns verraten würde, aber«, sie zog einen Feldstecher unter dem Mantel hervor, »der hier wird bestimmt ganz nützlich sein. Und einen Vorschlag möchte ich noch machen…« Sie musterte Moscas altes Holzboot. »Wenn der Conte nach der Übergabe auf die Lagune hinausfährt, sollten wir zur Verfolgung besser mein Boot nehmen.«
»Auf die Lagune?« Riccio blieb der Mund vor Schreck offen stehen.
»Natürlich!«, raunte Ida. »Hier in der Stadt könnte er das Karussell nie geheim halten. Aber da draußen auf der Lagune gibt es unzählige Inseln, die nie ein Mensch betritt.«
Prosper und Riccio sahen sich an. In der Nacht auf die Lagune hinaus – der Gedanke behagte ihnen beiden nicht. Aber Mosca zuckte nur die Achseln. Er fühlte sich wohl auf dem Wasser, besonders im Dunkeln, wenn alles still war. Und leer. »Gut, abgemacht«, sagte er. »Mit meinem Boot kann man zum Angeln rausfahren, aber keine Verfolgungsjagd veranstalten. Und wer weiß, was für ein Boot der Conte hat. Sobald wir merken, dass er aus der Bucht rausfährt, rudern wir, so schnell es geht, zu Ihnen zurück und folgen ihm mit dem Motorboot.«
»So machen wir es.« Ida hauchte sich in die kalten Hände. »Ach, wunderbar, so etwas Verrücktes habe ich schon lange nicht mehr gemacht!«, seufzte sie. »Ein echtes Abenteuer! Wenn es bloß nicht so kalt wäre.« Fröstelnd schmiegte sie sich in ihren dicken Mantel. »Was ist mit dem da?« Riccio wies mit dem Kopf unauffällig auf Idas Bootsführer. »Soll der etwa auch mitkommen?« Mosca und er hatten ihn sofort erkannt: Es war der Ehemann von Ida Spaventos Haushälterin. Er blickte mürrisch wie immer und hatte noch keinen Ton von sich gegeben.
»Giaco?« Ida hob die Augenbrauen. »Der muss mitkommen. Er kann viel besser mit dem Boot umgehen als ich. Außerdem ist er sehr verschwiegen.« »Na gut, wenn Sie es sagen«, murmelte Riccio. Giaco zwinkerte ihm zu und spuckte in den Kanal. »Schluss jetzt mit dem Gerede!« Mosca nahm die Ruder auf. »Wir müssen los.«
»Scipio muss noch mit ins Boot«, sagte Prosper. »Der Conte hat schließlich mit ihm verhandelt. Er würde sich wundern, wenn er nicht dabei wäre.«
Riccio kniff die Lippen zusammen, aber er protestierte nicht, als Scipio in ihr Boot kletterte. Vom Glockenturm von Santa Maria di Valverde schlug es eins, als sie hinaus auf die Sacca della Misericordia ruderten. Nur wenige Lichter spiegelten sich auf dem Wasser. Wie ein Schatten blieb das Boot von Ida hinter ihnen zurück, kaum mehr als ein schwarzer Fleck vor der dunklen Silhouette des Ufers.

Der Conte wartete schon auf sie.
Sein Boot ankerte nicht weit vom Westufer der Bucht. Es war ein Segelboot. Die Positionslampen leuchteten hell über das Wasser, und am Heck hing weithin sichtbar eine rote Laterne. »Ein Segelboot!«, flüsterte Mosca, als sie darauf zuruderten. »Also hatte Ida Recht. Er ist von einer der Inseln gekommen.«
»Bestimmt.« Scipio setzte sich seine Maske auf. »Aber der Wind steht günstig. Da werden wir ihm mit dem Motorboot leicht folgen können.«
»Raus auf die Lagune.« Riccio stöhnte auf. »Oh, verdammt. Verdammt, verdammt.«
Prosper sagte nichts. Er ließ die rote Laterne nicht aus den Augen und hielt das Bündel mit dem Flügel fest umklammert. Der kalte Wind hatte sich fast gelegt und Moscas Boot glitt ruhig über das glatte Wasser. Aber Riccio krallte sich trotzdem am Bootsrand fest und starrte so gebannt auf seine Schuhe, als fürchte er, das Boot würde auf der Stelle umkippen, wenn er auch nur einen Blick auf das schwarze Wasser warf.
Der Conte stand am Heck seines

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