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Herr der Diebe

Herr der Diebe

Titel: Herr der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Funke Cornelia
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Außerdem hat er uns geholfen, unsere Sachen in Sicherheit zu bringen, und er hat rausgekriegt, dass die Carabinieri Wespe zu den Schwestern gebracht haben.«
»Wespe. Das ist das Mädchen, das mit euch hier war, oder?« Ida spielte mit ihren Ohrringen. »Wisst ihr, die Sache mit Bo und der Tante versteh ich noch nicht so recht, das erklärt ihr mir vielleicht, wenn ich etwas wacher bin. Aber was Wespe betrifft – da müsste sich etwas machen lassen.«
Ida stand auf und nahm eins der Kätzchen aus Victors Manteltasche. Vorsichtig setzte sie es sich auf die Schulter. »Ich hatte so ein ungutes Gefühl, seit wir bei dieser Insel waren«, sagte sie. »Kein Auge habe ich die ganze Nacht zugemacht. Was ist mit Scipio?«
»Der weiß von dem Ärger noch gar nichts«, antwortete Mosca. »Nun, das würde im Moment ja auch nicht viel nützen.« Ida wandte sich wieder Victor zu. »Gut. Was tun wir?« Sie blickte ihn an, als erwarte sie von ihm eine Antwort.
Verdattert erwiderte er ihren Blick. »Was, wir ?«, stammelte er. »Gar nichts können wir tun. Höchstens Prosper daran hindern, sich in die Lagune zu stürzen. Es geht eben nicht gut, wenn ein Haufen Kinder allein zurechtkommen will.«
»Im Waisenhaus kommen sie meist auch nicht allzu gut zurecht!« Ida runzelte ungeduldig die Stirn. »Die Kinder brauchen doch wohl Hilfe, oder glauben Sie, dieser Schlamassel klärt sich von ganz allein, Signor…?« »Das ist Victor«, sagte Riccio. »Aber Sie können ihn auch Signor Getz nennen.«
Victor warf ihm einen entnervten Blick zu.
»Ich hätte euch gleich alle hier behalten sollen, als ihr mitten in der Nacht bei mir aufgetaucht seid!«, sagte Ida zu den Jungen. Bos Kätzchen spielte mit ihrem Gondelohrring. »Aber ich dachte, ihr kommt wirklich zurecht – ach was, ich glaube einfach zu gern an Märchen! Ich werde versuchen es wieder gutzumachen. Lucia wird euch etwas zu essen geben und dann bringt ihr eure Sachen nach oben. Unter dem Dach ist noch ein leeres Zimmer. Nur was unternehmen wir wegen Prosper und dem Kleinen? Können wir da irgendwas tun?«
»An Bo kommen wir nicht heran«, antwortete Victor mit abweisender Miene. »Keine Chance. Seine Tante hat das Sorgerecht. Und seinen großen Bruder sollten wir im Auge behalten, er war ziemlich verzweifelt, als wir ihn zuletzt gesehen haben. Riccio, traust du dir zu, Prosper zu finden, auch wenn er nicht vorm Gabrielli Sandwirth steht?«
Riccio nickte. »Den find ich schon«, sagte er. »Und dann bring ich ihn her.«
»Gut.« Ida nickte. »Das hört sich doch schon besser an. Mosca«, sie drehte sich ihm zu, »ich weiß nicht, was für einen Streit ihr mit Scipio habt, aber ich finde, du solltest ihn anrufen und ihm erzählen, was letzte Nacht passiert ist. Und dass ihr jetzt hier untergeschlüpft seid. Machst du das?«
Mosca nickte, wenn auch wenig begeistert. »Soll ich ihm das mit dem Falschgeld auch erzählen?«, fragte er. Ida zuckte die Achseln. »Irgendwann muss er es erfahren, oder? Jetzt zu uns«, sie stieß Victor den Finger vor die Brust, »wie wäre es, wenn wir zwei uns jetzt aufmachten, um das arme Mädchen aus dem Waisenhaus zu holen, Victor oder Signor Getz, was immer Ihnen lieber ist?«
»Victor reicht«, knurrte Victor. »Aber warum stellen Sie sich das so einfach vor?«
Ida setzte das Kätzchen auf die Erde und lächelte ihn an. »Oh, ich habe da so meine Beziehungen«, sagte sie. »Und Sie müssen mich nicht begleiten, wenn Sie nicht wollen. Obwohl zwei Erwachsene bei solchen Angelegenheiten immer beeindruckender wirken als einer.«
Victor sah unbehaglich auf seine Schuhe. Idas Teppiche waren nicht so abgetreten wie seine und hübscher, viel hübscher. »Ich hatte mal etwas Ärger mit den Barmherzigen Schwestern«, murmelte er. »Habe einen Einbrecher gesucht, der sich gern als Nonne tarnte, und mir dabei leider eine echte Schwester gegriffen. Sie sind seither nicht gut auf mich zu sprechen. Obwohl ich ihnen vor zwei Jahren ihre schönste Marienstatue wiederbeschafft habe.«
Mosca und Riccio stießen sich an und grinsten, aber Ida musterte Victor nur mit schief gelegtem Kopf. »Wir könnten uns verkleiden«, schlug sie vor. »Im Moment sehen Sie ganz wie ein Detektiv aus, aber das lässt sich ja leicht ändern. Ich habe einen Schrank mit Kleidungsstücken, die ich als Requisiten für meine Fotos verwende. Anzüge sind natürlich auch dabei, sogar einige aus dem neunzehnten Jahrhundert.«
»Das zwanzigste wäre mir lieber«, murmelte Victor. Ida lächelte.

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