Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr Der Fliegen

Herr Der Fliegen

Titel: Herr Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
Vom Netzwerk:
Laubdecke siebte fahles Licht vom Himmel herab. Hier war das Rückgrat der Insel, das ein wenig höher gelegene Land unterhalb des Berges, wo der Wald kein dichter Dschungel mehr war. Große Lichtungen wechselten jetzt mit Dickungen und hohen Bäumen ab. und der ansteigende Boden führte ihn in immer offeneren Wald. er tappte weiter, schwankte manchmal vor Müdigkeit, hielt aber nicht an. Das angeborene Leuchten war aus seinen Augen gewichen und er ging finster entschlossen wie ein alter Mann dahin.
    Ein Windstoß machte ihn taumeln, und er sah, daß er im Freien war, auf Fels, unter erzenem Himmel. er fühlte sich schwach in den Beinen und die Zunge schmerzte ihn beständig. Als der Wind an den Gipfel stieß, sah er etwas, sah wie etwas Blaues gegen braune Wolken flatterte. er schleppte sich weiter und der Wind kam wieder mit starker Gewalt und schlug die Waldwipfel, daß sie sich duckten und brausten. Simon sah, wie sich ein unförmiges Ding plötzlich auf dem Gipfel hochreckte und auf ihn herabblickte. er verbarg sein Gesicht und keuchte weiter.
    Die Fliegen hatten die Gestalt auch gefunden. Die Leben vorspiegelnde Bewegung schreckte sie jedesmal auf und dann hingen sie in dunkler Wolke über dem Kopf. Wenn aber der blaue Stoff des Fallschirms zusammenfiel, sank die plumpe Gestalt seufzend vornüber und die Fliegen ließen sich wieder nieder.
    Simon spürte Fels unter seinen Knien. er kroch heran – und da verstand er. Das Seilgewirr zeigte ihm das Geheimnis der grausigen Marionette; er musterte das weiße Nasenbein, die Zähne, die Farben der Verwesung. er sah, wie erbarmungslos die Hüllen aus Gummi und Segeltuch den armen Körper zusammenhielten, der doch hätte verfaulen sollen. Da blies der Wind wieder und die Gestalt hob und senkte sich und wehte ihn mit üblem Atem an. Simon kniete nieder, auf die Arme gestützt, und übergab sich, bis sein Magen leer war. Dann packte er die Seile, löste sie von dem Gestein und entriß die Gestalt dem unwürdigen Spiel des Windes.
    Schließlich wandte er sich ab und sah auf den Strand hinunter. Das Feuer bei der Plattform schien ausgegangen zu sein, zumindest stieg kein Rauch auf. Weiter unten am Strand, jenseits des Flüßchens bei der großen Felsplatte, säulte ein dünner rauchfaden auf zum Himmel. Der Fliegen nicht achtend schirmte Simon seine Augen mit beiden Händen und starrte nach dem Rauch. Selbst auf diese Entfernung konnte man sehen, daß die meisten – vielleicht alle – dort unten versammelt waren. Also hatten sie das Lager verlegt, weiter von dem Tier weg. Bei diesem Gedanken mußte Simon auf das arme, stinkende etwas schauen, das neben ihm hockte. Das Tier war harmlos und grauenhaft; die andern mußten so bald wie möglich davon erfahren. er stürzte den Berg hinab und seine Beine knickten ein. Sogar bei großer Anstrengung vermochte er nur taumelnd voranzukommen.
    »Baden«, sagte Ralph, »das ist noch das einzige.« Piggy beobachtete durch sein Einglas den undeutlich aufragenden Himmel. »Die Wolken da gefallen mir nicht. Weißt du noch, wie’s geregnet hat gleich nach unserer Ankunft?«
    »Es wird bald wieder so regnen.«
    Ralph tauchte in den Tümpel. einige der Kleinen spielten am Rand und versuchten, sich einzubilden, daß ihnen ein Naß, das wärmer war als Blut, guttat. Piggy nahm die Brille ab, stelzte vorsichtig ins Wasser und setzte die Brille wieder auf. Ralph tauchte hoch und spritzte ihm einen Wasserstrahl entgegen.
    »Denk an meine Brille«, sagte Piggy. »Wenn Wasser aufs Glas kommt, muß ich raus und muß sie abwischen.«
    Ralph spritzte noch einmal und spritzte vorbei. er lachte Piggy an und glaubte, er würde wie immer in verletztem Schweigen brav den Rückzug antreten. Stattdessen peitschte Piggy mit seinen Händen ins Wasser.
    »Aufhören, sag ich!« schrie er.
    Wütend schlug er Ralph Wasser ins Gesicht.
    »Schon gut, schon gut«, sagte Ralph, »Reg dich wieder ab.« Piggy hörte auf ins Wasser zu schlagen. »Mir tut was weh im Kopf. Ich wollt, es wär’n bißchen kühler.«
    »Ich wollt, es würde regnen.«
    »Ich wollt, wir könnten heimgehn.«
    Piggy lehnte sich zurück gegen den flachen Sandhang des Tümpels. Sein Magen wölbte sich vor und das Wasser darauf trocknete. Ralph spritzte einen Strahl in die Höhe. Man konnte den Gang der Sonne an dem Vorrücken eines hellen Flecks in den Wolken erkennen. er kniete im Wasser nieder und blickte sich um.
    »Wo sind denn die andern?«
    Piggy richtete sich auf.
    »Vielleicht liegen sie

Weitere Kostenlose Bücher