Herr der Krähen
umzuwandeln.
Als Machokali das nächste Mal mit dem Herrscher konferierte, war er überrascht, sich mit dieser hartnäckig vertretenen Position konfrontiert zu sehen. Er wusste sofort, woher der Wind wehte, und schaffte es, ihm ein Zugeständnis abzuringen. Der Herrscher sollte als Tourist in die USA einreisen, und während seines Aufenthaltes würde sich sein Außenminister bemühen, den Besuch in einen offiziellen umzuwandeln. Wenn das nicht gelänge, würde Machokali versuchen, ein Treffen zwischen dem Herrscher von Aburĩria und dem amerikanischen Präsidenten herbeizuführen, das vor dem Treffen mit den Direktoren der Global Bank stattfinden sollte. Selbst ein oder zwei Stunden mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten würden der Global Bank ein positives Signal senden.
Irgendwie gelang es Machokali auch, von Aburĩria aus zu organisieren, dass der Herrscher vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in Manhattan, New York, sprechen durfte, und präsentierte das dem Herrscher als großen Erfolg seiner Diplomatie. Da die Global-Bank-Zentrale ebenfalls in New York war, könnte der Herrscher gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zunächst würde er mit den Direktoren der Global Bank verhandeln, und anschließend böte sich ihm eine Plattform, der ganzen Welt von Marching to Heaven zu berichten, dem wahrhaft einzigen Superwunder im Universum.
Dennoch lastete die Verantwortung, diesen Privatbesuch zu organisieren, schwer auf Machokalis Schultern, und erst nachdem er die notwendigen Maßnahmen getroffen hatte und das Datum für die Abreise des Herrschers festgelegt war, entschloss er sich, nach Santamaria zu fahren, um mit Tajirika über Vinjinia zu sprechen. Außerdem hatte Machokali eine wichtige Nachricht, die er Tajirika persönlich überbringen wollte, bevor sie in der Presse die Runde machte. Da er vermutete, dass Sikiokuu ihm nachspionieren ließ, verwarf Machokali den Gedanken, in seinem Dienstwagen zu fahren und rief stattdessen ein Taxi.
Sie trafen sich im Mars Café. Da der M5 die Fünf-Sterne-Hotels überwachte, waren sie dort sicherer und ungestörter. Wie sich herausstellte, hatte Tajirika ein noch größeres Redebedürfnis als Machokali, denn kaum hatte sich Machokali gesetzt, begann Tajirika, ihm sein Leid zu klagen.
„Mein Freund, ich bin so froh, dass du gekommen bist. Ich bin überzeugt, die waren hinter mir und nicht hinter Vinjinia her. Was sollte ich machen? Ich hatte keine Ahnung, dass Nyawĩra zu dieser Bewegung gehört. Für mich war sie ein ganz normales Mädchen, das Arbeit suchte, und ich habe sie eingestellt. Wie soll ich jetzt meine Treue zu unserem Herrscher beweisen? Hier, ich habe etwas mitgebracht, dass du dir ansehen und, wenn nötig, überarbeiten sollst. Es ist eine Pressemitteilung, in der ich verkünde, mich von Vinjinia scheiden zu lassen, weil sie mit Dissidenten gemeinsame Sache gemacht hat …“
„Halt! Nicht so hastig!“, meinte Machokali und schob die Erklärung zur Seite. „Sag mir erst einmal: War Vinjinia bei der Festveranstaltung oder nicht?“
„Woher soll ich das wissen? Vielleicht war sie verkleidet dort?“
„Du hast mir aber bei der Versammlung gesagt, du hättest mit ihr telefoniert?“
„Stimmt.“
„Wie kann sie dann gleichzeitig zu Hause und bei der Zeremonie gewesen sein?“
„Markus, Frauen sind ziemlich kompliziert. Außerdem kann man mit diesen Mobiltelefonen sehr gut betrügen“, fügte er hinzu und vergaß dabei, dass Vinjinia es abgelehnt hatte, ein eigenes zu besitzen, obwohl er sie dazu hatte überreden wollen – wenigstens um zu zeigen, dass man mit der Zeit ging.
„Hast du deine Hausangestellten oder die Kinder gefragt, ob sie zu Hause war?“
„Natürlich, und sie behaupten alle, sie war den ganzen Tag daheim. Aber woher weiß ich, ob sie die Wahrheit sagen? Sie kann sie geschmiert haben, damit sie ihr ein Alibi geben. Trau niemals einer Frau! Zu meinem Unglück habe ich Nyawĩra vertraut!“
„Zu Nyawĩra kommen wir später. Weiß Vinjinia, wohin die Polizei sie gebracht hat?“
„Sie behauptet nein. Sie sagt, sie hätten ihr bei der Verhaftung die Augen verbunden, und nachdem der Wagen eine Weile im Kreis gefahren sei, hätten sie sie in eine dunkle Zelle mit gedämpftem Licht gesteckt. In dieser dunklen Kammer wurde sie dann von Leuten verhört, die sie nicht sehen konnte.“
„Was hat man sie gefragt? Ich meine, was wollten sie wissen?“
„Sie wollten, dass sie alles sagt, was sie über die
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