Herr der Krähen
Besucher empfangen, genaue Aufzeichnungen führen – konnte von einer Person allein nicht bewältigt werden. Ich hielt ihre Idee für gut und beauftragte sie, ein Schild anzubringen, das zur Bewerbung aufforderte. Das neue Schild sollte den alten Anschlag mit der Aufschrift ,Keine freien Stellen‘ ersetzen.“
„Und wie heißt Ihre Sekretärin?“
„Oh, bitte erinnern Sie mich nicht an sie – sie ist des Teufels“, fauchte Tajirika wütend.
„Wie heißt sie?“
„Nyawĩra.“
„Die Terroristin?“
„Genau die.“
„Hatte sie in Ihrer Firma das Sagen? Oder hat sie Sie so lange terrorisiert, bis Ihnen der Kopf schwirrte und Sie allem zustimmten, was sie verlangte?“
„Nein, damals machte sie den Eindruck eines guten Menschen, und sie schien in ihrem Denken und der Art, wie sie ihre Aufgaben erledigte, sehr reif.“
„Und körperlich? Sah sie auch gut aus?“
„Sie war sehr schön, das stimmt.“
„Außergewöhnlich schön?“
„Die Schönheit selbst.“
„Eine Schönheit, neben der alle anderen Schönheiten verblassen?“
„Oh, Sie hätten sie mal sehen sollen. Diese Wangen. Diese Brüste. Wie sie ging. Und diese Kleider, die aussahen, als hätte der Schöpfer selbst sie ihr auf den Leib geschneidert!“
„Es sieht so aus, als liefe Ihnen heute noch das Wasser im Mund zusammen, wenn Sie an sie denken.“
„In meinem Mund läuft das Wasser der Verbitterung zusammen, nicht der Liebe.“
„Es gab also eine Zeit, in der Ihnen das Wasser vor Verlangen im Mund zusammenlief? Erlauben Sie mir, so unverblümt zu sein und Sie direkt zu fragen: War da irgendetwas zwischen Ihnen und ihr?“
„Unsere Beziehung ging nie so weit“, antwortete Tajirika, den der Ton und auch die Richtung der Fragen Njoyas langsam aus der Fassung brachten.
„Sie meinen, Sie wollten nie Bekanntschaft mit dem schließen, was sich zwischen ihren Schenkeln befand? Warum nicht? Sind Sie einer von diesen Jesus-ist-mein-Erlöser-Arbeitgebern?“
„Ich?“, fragte Tajirika, der das Gefühl hatte, seine Männlichkeit werde in Frage gestellt. Er musste sogar lächeln. „Ich habe vielen Frauen das eine oder andere gezeigt. Nyawĩra aber war eher einschüchternd. Nicht, dass sie sich aggressiv verhalten hätte. Wie soll ich es ausdrücken? Es war, als könnten einem ihre Augen direkt ins Herz sehen. Diese Augen, und wie sie sich benahm, das konnte selbst den lüsternsten Mann zum Schlappschwanz machen. Wenn sie länger geblieben wäre, dann vielleicht … Ein richtiger Mann lässt ein Nein nicht als Antwort gelten, und sobald Frauen ins Spiel kommen, lautet mein Motto ‚Gib niemals auf‘!“
„Sie waren also scharf auf sie? Hatten Sie sich vielleicht in sie verliebt?“
„Das will ich damit nicht sagen, aber …“
„Ich weiß, ich weiß“, fügte Njoya eilig hinzu. „Als Mann weiß ich natürlich, es gibt nichts auf der Welt, was ein Mann nicht für eine Frau tun würde, wenn sein Herz einmal entflammt ist. Ich verstehe Sie voll und ganz, Mr. Tajirika.“
„Ich habe es Ihnen doch eben erklärt! Nyawĩra war wie ein brennendes Holzscheit ohne Zange.“
„Verstehe ich es richtig, dass Sie damit sagen wollen, Sie sehnten sich nach dem brennenden Holzscheit, aber es gab keine Zange zum Anfassen?“
„Nein, nein, es ist nicht so, wie Sie das darstellen. Ich will Ihnen eines sagen: Wenn ich heute, hier und jetzt, diese Frau in die Hände bekäme, würde ich ihr den Hals umdrehen, bis sie tot ist. Sie ist eine Verräterin“, erklärte Tajirika giftig.
„In Ordnung. Lassen wir den Fall Nyawĩra beiseite. Nehmen wir mal an, sie war nur Sekretärin. Sie wollen mir also erzählen, Ihre Sekretärin kommt zu Ihnen, ihrem Arbeitgeber, und trägt Ihnen auf, mehr Arbeitskräfte anzustellen, und Sie stimmen dem einfach zu und geben auch noch Ihre Einwilligung, ein Schild draußen aufzustellen?“
„Ja“, sagte Tajirika, obwohl ihm immer noch nicht behagte, wie Njoya seine Worte setzte, die unheilvoll klangen.
„Wie viele Zeitstellen wollten Sie denn vergeben?“
„Sagen wir mal drei“, antwortete Tajirika. „Vielleicht auch fünf.“
„Und wegen drei Leuten, oder meinetwegen auch fünf, hat sie Sie überredet, draußen ein Schild aufzustellen, um ganz Eldares zu verkünden, hier seien Arbeitsplätze zu haben?“
„Wie hätten Sie es denn gemacht“, fragte Tajirika zurück. „Es handelte sich um mehr als eine Stelle, also mussten wir es auch in den Plural setzen.“
„Sie stimmten ihr also zu, es in
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