Herr der Krähen
Machokali.
„Danke“, sagte er aufrichtig zu Njoya.
„Keine Ursache“, antwortete dieser. „Und jetzt, Mr. Tajirika, wollen Sie bestimmt erfahren, warum wir Sie zu uns gebeten haben. Wir möchten, dass Sie uns helfen, einige Dinge zu klären, danach sind Sie wieder ein freier Mann.“
„Sie bestätigen also, dass ich nicht frei bin?“
„Das ist nur so eine Redensart. Als Freund aber möchte ich Ihnen einen guten Rat geben. Nur Kinder verstehen oft den Zusammenhang der Dinge nicht. Sie sind mit Sicherheit kein Kind mehr und Sie kommen mir auch nicht verstockt vor. Jede bedeutende Person hat Feinde. Sie sind da keine Ausnahme, Mr. Tajirika. Und es gibt keinen besseren Weg, seine Feinde vernichtend zu schlagen, als sich alles von der Seele zu reden. Ihre Antworten und Ihr Verhalten sind sehr wichtig. Lassen Sie heraus, was immer Sie bedrückt. Das ist mein ganz und gar ehrlich gemeinter Rat.“
„Fragen Sie ruhig. Es ist noch nie jemand vor Gericht gestellt worden, weil er eine Frage gestellt hat. Ich habe nichts zu verbergen oder zu verschleiern. Ich habe immer das Loblied auf den Herrscher gesungen.“
„Genau so sollten wir die Sache angehen. Aber wie Sie selbst wissen, gibt es Leute, die tagsüber das Loblied des Herrschers singen und sich nachts gegen ihn verschwören. Darum sagen Sie mir Folgendes: Warum haben Sie die Vorladung nicht befolgt, vor dem Untersuchungsausschuss zum Schlangenwahn zu erscheinen, immerhin wurde diese Kommission vom Herrscher eingesetzt?“
Das war nicht die Art Frage, mit der Tajirika gerechnet hatte. Er wollte schon antworten, Sie meinen diese Kommission, der mein Stellvertreter vorsteht?, hielt sich aber zurück, um nicht den Fehler zu begehen, als Wortklauber dazustehen, wo es um die Weisheit des Herrschers ging.
„Ich wollte mich nicht entziehen, aber dann kamen andere Dinge dazwischen, und ich habe Tag und Zeit einfach verpasst. Jemand wie ich braucht ausreichend Vorlauf, um seine Angelegenheiten entsprechend zu regeln. Wir Geschäftsleute folgen nun mal dem Sprichwort: Zeit ist Geld.“
„Ganz wie die Engländer, nicht?“
Geschmeichelt von der Ähnlichkeit der Gedanken wollte Tajirika schon zustimmen, dachte dann aber an seine jüngste Krankheit, als ihm wegen seines Verlangens, ein Weißer zu sein, die Wörter im Hals stecken geblieben waren. Also schüttelte er den Kopf.
„Nun gut, bitte erzählen Sie uns etwas über den Schlangenwahn“, fuhr Njoya fort.
„Was wollen Sie wissen?“
„Natürlich alles. Es kann Ihnen ja nicht viel entgangen sein.“
„Sie sagen es.“
„Die Schlangen begannen bei Ihnen?“
„Sie sagen es.“
„Wie?“, fragte Elijah Njoya, den dieses „Sie sagen es“ irritierte.
„Ich weiß nicht über alle Warteschlangen Bescheid, aber ich weiß, dass eine davon an dem Tag, an dem Minister Machokali verkündete, ich werde als Vorsitzender von Marching to Heaven eingesetzt werden, vor meinem Büro entstand. Die Schlange war nicht lang und löste sich auf, nachdem ich mich mit den Anliegen der Leute befasst hatte. Trotzdem gab es Anzeichen dafür, dass es zu längeren Schlangen kommen könnte. Sehen Sie, viele Geschäftsleute riefen mich an, unmittelbar nachdem Sie von meiner Ernennung gehört hatten; viele kamen in mein Büro, um mir zu gratulieren und sich mir vorzustellen. Der Empfangsraum war dermaßen überfüllt, dass meine Sekretärin sie bitten musste, draußen eine Reihe zu bilden, damit einer nach dem anderen drangenommen werden konnte. Nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“
„Ein hervorragender Grundsatz. Und was wollten die Leute?“
„Sie hatten gehört, dass die Global Bank schon bald Gelder für Marching to Heaven freigeben werde. Sie wollten meine Bekanntschaft machen, bevor die Baumaßnahmen beginnen, damit ich mich später an sie erinnere, wenn es um die Verträge für die Umsetzung des Projektes geht.“
„Und was war mit den Arbeitern, den Arbeitslosen, den Obdachlosen … wie auch immer Sie sie nennen wollen? Was war mit denen? Hofften die auch auf lukrative Verträge?“
„Darüber weiß ich kaum etwas, weil sie an dem Tag, an dem meine Ernennung zum Vorsitzenden von Marching to Heaven bekannt gegeben wurde, nirgends zu sehen waren. Aber kurz vor Büroschluss kam meine Sekretärin mit dem Vorschlag, Aushilfskräfte einzustellen, um mit den vielen Anrufen und den Geschäftsleuten, die persönlich vorbeikamen, fertig zu werden. Dies alles – sich um das Telefon kümmern, hochrangige
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