Herr der Krähen
Empfangshalle betraten und der Herrscher begriff, dass er nur einer von vielen war, die Tausende Dollars für das Frühstück bezahlt hatten, sah er Machokali drohend an, als wollte er fragen: Was soll das Ganze? Werde ich dem Präsidenten nicht die Hand schütteln und neben ihm sitzen?
Machokali hatte angenommen, dem Herrscher wäre die ganze Zeit klar gewesen, dass der Zweck der Veranstaltung darin bestand, Geld für die Wohlfahrtseinrichtungen des amerikanischen Präsidenten zu sammeln. Es hatte ein Missverständnis gegeben, so viel stand fest; das Prayer Breakfast wurde zu einer Katastrophe, ein weiterer Minuspunkt für Machokalis Ansehen in den Augen des Herrschers.
Aber er gab nicht auf; er bemühte sich eifrig, seinen verletzten Stolz zu besänftigen, und versuchte, den Herrscher in Fernsehshows wie „Globale Lichtgestalten & Visionäre“ oder „Ein Treffen mit den Mächtigen der Welt“ unterzubringen, die damals bei ausländischen Politikern äußerst beliebt waren, weil sie ihnen Gelegenheit gaben, dem amerikanischen Volk ihre Anliegen direkt vorzutragen und gleichzeitig ein weltweites Publikum anzusprechen. Doch die Produzenten hatten keinerlei Interesse am Herrscher gezeigt.
Als einziger Ausweg blieb eine Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Einen für beide Seiten passenden Termin zufinden, stellte sich aber als schwierig heraus, denn der Herrscher wollte erst dann vor der erlauchten Versammlung sprechen, wenn die Global Bank den Kredit zugesagt hatte.
Es waren schwere Tage für Machokali; nichts schien die Wolke vertreiben zu können, die sich zwischen ihn und den Herrscher geschoben hatte. Nichts schien zu seinen Gunsten zu arbeiten.
Und dann lud der Herrscher eines Tages die gesamte Delegation zum Mittagessen in sein persönliches Speisezimmer ein. Sie hatten schon eine Weile nicht mehr gemeinsam mit ihm gegessen und waren von der feierlichen Atmosphäre beeindruckt. Auf dem Tisch standen Blumen und Champagner. Was ist hier los?, fragte sich Machokali; und die anderen Minister stellten sich dieselbe Frage. Als sich der Herrscher jovial mit ihnen unterhielt, glaubten sie, dass etwas Angenehmes geschehen sein musste.
Das bestätigte sich, als der Herrscher sich an den Protokollchef wandte und ihn fragte, wo der Aufsichtsratsvorsitzende der Global Bank platziert werden solle. „Aber ja, natürlich, er kommt doch in seiner Eigenschaft als Bote hierher, vielleicht sollte er an der Tür stehen oder knien oder kriechen, oder was meinst du?“ Alle lachten. Seit der Schmach von Eldares hatten sie den Herrscher nicht mehr so aufgeräumt erlebt. Jeder konnte den leeren Stuhl zwischen ihm und Machokali sehen, was bestätigte, dass der Herrscher nicht den geringsten Zweifel am Erscheinen des Vorsitzenden der Global Bank hegte. Und dass ein so hoher Würdenträger persönlich kommen würde, ohne positive Nachrichten über den lang erwarteten Kredit für Marching to Heaven zu bringen, daran war nicht zu denken.
In diesem Augenblick meldete der Wachmann, ein Bote der Global Bank stehe vor der Tür. „Bitten Sie ihn herein“, sprach der Herrscher. Als sie die Blicke auf den Eingang richteten, sahen sie einen Mann mit einem Umschlag in der Hand. Noch bevor dieser ein Wort sagen konnte, schlussfolgerten alle, dass es sich bei ihm, wer immer er war, auf keinen Fall um den Chef der Bank handeln konnte. Oder war es vielleicht doch ein Missverständnis? Auch wenn der Empfang und die Sicherheitsleute des Hotels angewiesen waren, jeden von der Global Bank passieren zu lassen, könnten sie den Falschen durchgelassen haben. Aber der Mann ließ sie nicht lange im Unklaren. Er war vom Global Courier Service in Manhattan und überbrachte einen Brief der Global Bank. „Würde bitte jemand gegenzeichnen?“
Der Herrscher nickte Machokali zu. Der Außenminister übergab den Brief dem Herrscher, der, als er den Umschlag entgegennehmen wollte, merkte, dass seine Hände vor Erwartung zitterten. Um dies zu verbergen, bat er Machokali, den Brief zu öffnen und seinen Inhalt laut vorzulesen, damit es alle am Tisch hören konnten. Schließlich zählte die Botschaft, nicht der Bote.
„Sie verstehen bestimmt, dass der Herrscher und wir alle nach wie vor positive Nachrichten erwarteten“, erzählte Machokali dem Herrn der Krähen. „Aber bereits beim Überfliegen des Schreibens spürte ich, wie Kälte nach meinen Eingeweiden griff.“
Der Brief war ungefähr zehn Zeilen lang. Nach Prüfung des gesamten
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