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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Spiegel.
    „Da, dort sind sie“, sprach der Zauberer erregt.
    Machokali schaute schnell wieder in den Spiegel und starrte angestrengt hinein. Er sah nichts.
    „Da sind zwei mit Stethoskopen. Der eine bewegt sich wie einer aus New York. Sehr selbstsicher auf der Straße. Und der andere? Wo ist der her?“, fragte er und sah Machokali fest an.
    Machokalis Lippen zitterten. Woher wusste er von Furyk und Clarkwell, und dass sie aus verschiedenen Orten kamen? Machokali hatte vergessen, dass er den Herrn der Krähen am vorangegangenen Abend in A.G. ’s Obhut gelassen hatte. Er sah den Zauberer an, und einige Sekunden maßen sie einander.
    „Ach, die beiden“, sagte Machokali, der sich nicht bei weiteren Lügen erwischen lassen wollte. „Seltsam, aber die habe ich nie als Ärzte gesehen. Ich glaubte, Sie würden Professor Furyk und Dr. Clarkwell nicht sehen wollen. Man sagt doch, weiße Wissenschaft und schwarze Magie können nicht miteinander, sie sind wie Tag und Nacht. Sind Sie sicher, mit den beiden reden zu wollen?“
    Der Herr der Krähen deutete mit einer Geste an, dass sie sich für die weitere Unterhaltung setzen sollten.
    „Mr. Minister, als ich sagte, ich möchte mit jedem sprechen, der mit dem Patienten Kontakt hatte, dann meinte ich das auch so“, erklärte der Herr der Krähen.
    „Wie soll ich Sie vorstellen?“
    „Sagen Sie ihnen die Wahrheit.“
    „Dass Sie ein Zauberer sind?“
    „Dass ich ein Heiler bin. Ein afrikanischer Heiler. Dass ich dem Bösen Fallen stelle, um das Gute zu retten.“
    „Okay. Überlassen Sie das mir“, erwiderte Machokali. „Mit wem möchten Sie zuerst sprechen?“
    „Mit Ihnen!“
    „Was wollen Sie wissen?“
    „Wie alles angefangen hat.“

10
    Wenn Machokalis Angelegenheiten bereits einen unguten Verlauf genommen hatten, seit es ihm nicht gelungen war, dem Herrscher einen Staatsbesuch zu organisieren, so liefen sie seit der Ankunft der Delegation in Amerika noch schlechter. Er hatte versucht, sein Versagen auszubügeln, indem er mithilfe seiner amerikanischen Freunde dem Herrscher Aburĩrias einen Empfang beim Präsidenten ermöglichte, und wäre es nur für eine Viertelstunde. Aber offenbar war der amerikanische Präsident vollständig ausgebucht.
    Der Vizepräsident, der Außenminister, Senatoren bis hinab zu Kongressabgeordneten, alle sagten ab. Durch eifrige Lobbyarbeit gelang es ihm schließlich, wenigstens eine Einladung zum National Prayer Breakfast mit dem Präsidenten zu vereinbaren.
    Der Herrscher war sehr froh zu hören, dass er und der amerikanische Präsident gemeinsam ein Prayer Breakfast haben würden, und bedauerte lediglich, vergessen zu haben, einen Geistlichen in die Delegation aufzunehmen, damit dieser ein Gebet für Aburĩria sprach. Der Herrscher charterte einen Flug nach Washington, wo er und sein Gefolge vom aburĩrischen Botschafter und dessen Stellvertreterin Yunice Immaculate Mgenzi empfangen wurden, die den Herrscher begrüßte, als wäre sie die eigentliche Botschafterin. Vom Flughafen brachte sie eine Autoflotte zum Veranstaltungsort.
    Machokalis Stimmung war gerade dabei, sich zu bessern, als der Konvoi, wie der Zufall es wollte, genau in dem Augenblick ankam, als sich Demonstranten mit Plakaten versammelten und Parolen riefen, die den aburĩrischen Diktator und seine Pläne für Marching to Heaven anprangerten. Wer sind diese Verrückten, die es wagen, sich Freunde der Demokratie und Menschenrechte in Aburĩria zu nennen?, fragte sich Machokali verärgert. Er lugte durchs Fenster der Limousine und erkannte einen der Demonstranten, vielleicht war er sogar ihr Drahtzieher: Materu, ein ehemaliger Geschichtsprofessor der University of Aburĩria, der erst vor Kurzem entlassen worden war, nachdem er zehn seiner zehneinhalb Jahre Zwangsarbeit im Hochsicherheitsgefängnis des Landes abgesessen hatte. Er hatte über Aburĩrias Unabhängigkeit geschrieben und dabei vergessen zu erwähnen, dass der Herrscher ein Freiheitskämpfer gewesen war. Eigentlich sollte dieser Professor dem Herrscher doch dankbar sein, weil er ihm sechs ganze Monate seines Lebens geschenkt hatte. Machokalis Zorn wuchs, als er sah, wie der arrogante, bärtige Professor im Ausland herumstolzierte, sein Vaterland und den Herrscher verriet und das gute Gefühl wegen des bevorstehenden Frühstücks zunichte machte.
    Er war erleichtert, dass ihm der Herrscher keine Fragen zu dieser Demonstration stellte. Doch das Pech blieb ihm weiter auf den Fersen; sobald sie die

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