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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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sicherzugehen, dass er die Frage richtig verstanden hatte.
    „Ja, ja“, antworteten seine Zuhörer.
    „Kahigas Kinnlade fiel herunter“, antwortete er und machte eine Pause, damit sich das Bild tief in ihre Erinnerung einprägte.
    „Warum? Wieso?“
    „Die Plage. Sie hatten den Leib einer weißen Termite und Kopf und Kiefer einer roten Ameise. Wie soll ich sie beschreiben? Sie waren groß wie Heuschrecken. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es Termiten waren, und ich kann mich irren. Es gibt über zweitausend Arten, und es kann eine davon gewesen sein. Oder Mutanten. Für mich waren es einfach Schädlinge, weiße Schädlinge.“
    „Was redest du da?“, fragten die Zuhörer und überlegten, ob der Geschichtenerzähler vielleicht wieder mal ein Bier zu viel getrunken hatte.
    „Die Schädlinge hatten alle Blätter und Wurzeln des Strauchs vertilgt, nur die nackten Zweige waren übrig.“
    Kahiga und Njoya waren fassungslos. Kahiga wühlte hastig in der Erde, um zu sehen, ob die Blätter darin vergraben waren, fand jedoch nur weitere Termiten, die sich über sieben Tage an den Geldblättern zur Größe von dicken Würmern oder Raupen fett gefressen hatten. Wie die anderen konnte auch er nicht sagen, was unglaublicher war: die Größe dieser Termitenwesen oder die Tatsache, dass die Schädlinge das ganze Geld gefressen hatten.
    Der Herrscher sprach kein Wort und zeigte nur auf das nächste Paket und dessen Bewacher.
    Nun war Njoya an der Reihe. Die Termiten hatten auch bei ihm alle Blätter nebst der Rinde gefressen und die Pflanze war völlig kahl.
    Und jetzt war A.G. dran.
    „Bei mir hatten die Termiten nicht ganz so schnell gearbeitet; vor unseren Augen verschlangen sie die letzten verbliebenen Blätter. Ich fegte die Schädlinge schnell weg; sie fielen auf den Boden, und oben blieben Schnipsel von Geldscheinen zurück, die an den Ästen baumelten, als wollten sie mich verhöhnen. Heute kann ich sagen, die schützende Magie des Herrn der Krähen hat mir gute Dienste geleistet, denn wenn ich den Blick des Herrschers richtig gedeutet habe, dann hätten wir unseren letzten Seufzer getan, wenn diese Geldreste nicht gewesen wären. Ehrlich! Haki ya Mungu ! Ich glaube, dass sie uns vor seinem Zorn bewahrt haben, weil noch genug Blattwerk blieb, das bewies, dass es eine Zeit gegeben haben muss, in der sie im leuchtenden Grün natürlicher Dollars strahlten.“
    Tajirika, der bis dahin sprachlos dagestanden hatte, eilte hinüber und versuchte, einige Schnipsel zusammenzusetzen und wieder am Strauch anzubringen, was das erste Wort des Herrschers auslöste.
    „Aufhören!“, brüllte er.
    Der Herrscher starrte auf die Szenerie und brütete über dem Schicksal der sterblichen Sünder. Steif vor Wut überlegte er, wie er seinen Zorn am besten herauslassen konnte.
    Tajirika spürte, wie alle Kraft aus seinen Gliedern wich. Kahiga und Njoya ging es ebenso. Sie waren davon überzeugt, dass ihnen die angedrohte Vergeltung der stellvertretenden Zauberin unmittelbar bevorstand.
    Kahiga beschloss, die Schuld von sich zu weisen.
    „Wir zwei hatten vorgeschlagen, die Blätter sofort zu pflücken“, berichtete er dem Herrscher, zeigte auf Tajirika und fuhr fort: „Dieser Mann war allerdings dagegen und bestand darauf, dass wir die Sträucher samt Wurzeln und Erde herauszogen. Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, jeder weiß, dass diese Schädlinge im Grasland ihre Termitenhügel bauen.“
    „Man hätte das Fiasko verhindern können“, sagte Njoya, „wenn wir nur die Blätter gepflückt und die Sträucher samt Wurzeln in der Prärie gelassen hätten.“
    „Hüten Sie sich vor diesem Mann, Allmächtige Vortrefflichkeit. Er ist sehr böse und sein Kopf steckt voller gefährlicher Tricks“, setzte Kahiga mit einem Anflug von Leidenschaft hinzu.
    „Er hat einmal ein ganzes Polizeilager als Geisel genommen mit einem Kübel Scheiße und Urin“, ergänzte Njoya.
    „Stimmt das?“, fragte der Herrscher Tajirika.
    Tajirika antwortete nicht sofort, weil er unsicher war, ob der Herrscher ihn nach dem Toilettenkübel fragte oder danach, wie der Schatz ausgegraben worden war.
    „Ich weiß nicht, wessen mich die beiden beschuldigen. Ich habe lediglich Ihre Befehle ausgeführt“, sagte Tajirika.
    „Meine Befehle? Eine ganze bewaffnete Polizeistation nur mit Scheiße und Urin als Geisel zu nehmen?“
    „Oh, nein, das meine ich nicht“, sagte Tajirika, der jetzt begriff, worum es ging. „Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, manches

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