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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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lässt sich nicht so leicht erklären.“
    „Ich habe dich nicht gebeten, etwas zu erklären. Ich habe dich gefragt, ob diese Behauptungen über das Polizeilager stimmen. War das der Anfang eines Putschversuchs?“
    „Einen Putsch gegen Sie? Niemals. Eher würde ich mich umbringen. Zu meinen Ahnen zurückkehren.“
    „Ich werde dich zu einem Ahnen machen. Zu einem Ahnengeist, wenn du dich nicht deutlicher ausdrückst.“
    Die Polizisten scheinen mich wirklich zu hassen, sagte sich Tajirika. Ich werde diesen Ort wohl nicht lebend verlassen. Aber statt zu verzweifeln, machte er sich neuen Mut, indem er sich das Sprichwort in Erinnerung rief: Auch ein Tier, das geschlachtet werden soll, versucht diejenigen zu treten, die es zur Schlachtbank führen.
    „Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, wie ich Ihnen neulich erzählt habe, ist alles Sikiokuus Schuld. Er ließ mich verhaften, wegen nichts. Dann versuchte er, mich zu einer religiösen Sekte zu bekehren, die an den Heiligen Thomas und Descartes, einen seiner französischen Jünger, glaubt. Als ich mich weigerte, sperrte er mich ein und brachte zur Geisterstunde den Herrn der Krähen in meine Zelle. Was blieb mir noch, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, als zum letzten Mittel zu greifen, um zu entkommen? Glauben Sie mir, Eure Hoheit, dieser Herr der Krähen ist kein Schwächling – er ist zu allem fähig. Er ist der Fluch meines Lebens, ist immer hinter mir her. Er hat den Schlangenwahn ausgelöst. Er hat mich mit dieser seltsamen Krankheit der Wörter infiziert. Und warum? Damit ich zu ihm gehe, um mich heilen zu lassen. Und als Erstes hat er, wie Satan in früheren Tagen, meine Frau verführt. Er hat meine arglose Frau unter dem Vorwand, alles in Ordnung zu bringen, verleitet, ihm die Geldsäcke zu geben. Und was hat er mit den Säcken gemacht? Er hat sie im Grasland eingepflanzt, und dann kommt er im Schutz der Dunkelheit in meine Zelle und erzählt mir, wo sie zu finden sind. Und wenn ich jetzt sehe, was die Schädlinge angerichtet haben, frage ich mich, ob das wirklich Termiten sind. Ich wünschte, wir hätten auf A.G. ’s Worte geachtet, als er uns von der Nacht erzählen wollte, in der er den Herrn der Krähen über eben dieses Grasland verfolgte. Wenn wir zugehört hätten, wäre uns vielleicht klar geworden, dass der Herr der Krähen diesen Ort verhext hatte. Wir hätten wissen sollen, dass hier nicht alles stimmte, obwohl es normal aussah.“
    „Tajirika hat die Wahrheit gesagt“, fiel A.G. ein, der sich über das Lob und Tajirikas Anerkennung seiner vergeblichen Versuche freute, die Geschichte der berühmten Jagd zu erzählen.
    A.G. berichtete gerne über die Ereignisse jener Nacht, in der er zwei Bettler verfolgte, die sich, als sie über einen gespaltenen Fels in der Prärie sprangen, in eine einzige Person verwandelten. Er wusste, dass der Herrscher von seiner Jagd nach den Dschinns übers Grasland gehört, es aber noch nicht aus erster Hand vernommen hatte. Was für ein Segen, wenn der Herrscher jetzt sein Publikum wäre. Das war seine Chance. Er räusperte sich, um die Geschichte zu erzählen.
    „Ehrlich, Haki ya Mungu “, fing A.G. an, „eine Kraft, deren Ursprung ich nicht erklären kann, trieb mich voran, doch als wir den Fels erreichten, ließ die Kraft nach und versiegte. Das erinnerte mich an die Nacht, in der der Herr der Krähen sich in zwei mächtige Dschinns aufgespalten hatte. Eure Allmächtige Hoheit, ich bin kein Muslim, aber, ehrlich, Haki ya Mungu !, wenn man den Heiligen Koran liest, erfährt man, was Dschinns sind …“
    „Ja, es gibt keinen Zweifel, dass der Herr der Krähen einer Familie von Dschinns angehört“, unterbrach Kahiga ein wenig eifersüchtig, dass A.G. nun im Mittelpunkt stand.
    „Ein gefährliches Geisterwesen. Deshalb hatten wir Sikiokuu auch davor gewarnt, den Zauberer einzusperren“, ergänzte Njoya.
    „Statt unsere Warnung zu beherzigen, befahl er uns, ihn zu Tajirika in die Zelle zu stecken“, fuhr Kahiga fort.
    „Ihr beide seid dem Zauberer also persönlich begegnet?“, fragte der Herrscher, als wäre ihm entfallen, dass die beiden Polizisten wegen ihres früheren Kontakts zum Zauberer als Teilnehmer an der Suchaktion ausgewählt worden waren. Kahiga glaubte, dass es ihnen gelungen war, den Herrscher vom Thema Geldsträucher und Termiten abzulenken, und das störte ihn nicht im Geringsten.
    „Mein Partner und ich sind diejenigen, die zum Schrein gingen, um ihn zu holen“, sagte Kahiga.
    „Und

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