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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Sikiokuu hat uns geschickt“, ergänzte Njoya.
    „Damit uns dieser Hexenmeister helfen würde, Nyawĩra aufzuspüren.“
    „Der Fehler war, ihn grundlos einzusperren, statt ihn zu überreden“, fügte Njoya hinzu.
    „Und wir hatten ihn deutlich darauf aufmerksam gemacht, dass derlei Maßnahmen gegen den Zauberer Leid über das Land bringen würden“, sagte Kahiga.
    „Aber er meinte, der Herr der Krähen sei schließlich kein Gott“, ergänzte Njoya vorwurfsvoll.
    „Und er schickte uns mit der Bemerkung fort, er würde uns rufen, wenn er unseren Rat in Sachen Zauberei brauche“, setzte Njoya hinzu.
    „Als wir dann von Ihrer Krankheit erfuhren …“
    „War uns sofort klar, dass der Herr der Krähen …“
    „Etwas damit zu tun hatte …“
    „Wir waren froh, dass wir ihn für den Flug nach Amerika zum Flughafen schaffen konnten …“
    „Bekamen es aber mit der Angst zu tun, als wir erfuhren, dass er unbemerkt nach Aburĩria zurückgekehrt war …“
    „Es steht fest, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit“, mischte sich Tajirika in die Unterhaltung ein, „dass es der Herr der Krähen sein muss, der diese weißen Termiten erschaffen hat. Ja, der Herr der Krähen hat die Schädlinge geschickt. Haben Sie je Termiten dieser Größe gesehen, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit?“
    „Hast du ‚geschickt‘ gesagt?“, fragte A.G. rhetorisch. „Er ist fähig, sich in eine Termite zu verwandeln und sich anschließend zu vermehren. Denn, wie ich sagte, bevor Kahiga mich unterbrach, als ich in der Nacht, in der ich den Herrn der Krähen vom Hotel Paradise aus durch das Grasland jagte … Soll ich noch mal von vorn anfangen, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit?“
    Er stoppte abrupt und schaute, was so plötzlich die Aufmerksamkeit des Herrschers erregt hatte. Aber es war nicht nur der Herrscher. Alle Augen waren auf den Fußboden gerichtet. Einige Termiten krochen über den Teppich; andere kletterten die Wände hoch; wieder andere schlüpften über die Schwellen in die Nachbarzimmer.
    Wo kamen all die Termiten her? Der Herrscher runzelte die Stirn; aber Tajirika, Kahiga, Njoya und A.G. konnten nicht deuten, was es mit diesem Stirnrunzeln auf sich hatte und starrten einander ängstlich an. Würde er sie ins Gefängnis stecken? Würde er sie einfach aus dem Polizeidienst entfernen? Oder würde seine Rache nur Tajirika treffen? Sie befürchteten das Schlimmste, während sie auf seinen Wutausbruch warteten.
    Keiner sah auch nur im Mindesten die Reaktion des Herrschers voraus. Es war der Ton seiner Stimme, der sie völlig unvorbereitet traf. Er sprach wie ein Ältester, der seinen Kindern von Dingen erzählt, die er selbst erlebt hat. Er sagte besänftigend, sie sollten sich über das Geschehene keine Gedanken machen, und lobte sie sogar dafür, angesichts des heimtückischen und gerissenen Gegners ihr Möglichstes getan zu haben. Sie sollten nicht verzweifeln, sagte er, denn den Herrscher würde dieser gerissene Kerl niemals überlisten. Er bat sie, sitzen zu bleiben und Geduld zu haben, weil er ein paar Minister herbeirufen wolle, bevor er, ihr Herrscher, verkünde, was gegen diesen gefährlichen Gegner unternommen werden solle.
    Aber er schärfte ihnen ein, kein Wort über die Geldsträucher oder die Termiten zu verraten. Dies war ab sofort Staatsgeheimnis.
    „Verstanden?“, fragte er und schaute nacheinander A.G. , Kahiga und Njoya an. „Ihr dürft nicht mal mehr von Pflanzen träumen, an denen natürliche Dollars oder Blätter einer anderen Währung wachsen. Sonst sorge ich dafür, dass euer Traum zum Albtraum wird.“
    Was geschieht hier?, wunderten sie sich, von der unerwarteten Reaktion überrascht.
    „Jetzt schicke ich nach den Ministern …“, meinte der Herrscher und wollte seinen Lakaien Anweisung geben, als ihm plötzlich einfiel, dass Machokali, Sikiokuu und Kaniũrũ noch in getrennten Zimmern an ihren Gelöbnissen schrieben. Während der Zeit des Wartens auf den Schatz aus dem Grasland hatte er sie völlig vergessen.
    Nun schickte er die drei Polizisten und ließ sie holen. Der Herrscher und Tajirika blieben allein.

12
    „Ich habe mir vieles noch einmal durch den Kopf gehen lassen“, begann der Herrscher, als Machokali, Sikiokuu und Kaniũrũ schließlich vor ihm standen, „und ich kenne jetzt die Identität des wahren Feindes unseres Landes. Um diesen Gegner effektiv zu bekämpfen, muss ich zunächst einige Dinge klären. Sikiokuu?“
    „Eure Allmächtige Vortrefflichkeit?“
    „Als ich

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