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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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euch hier zusammenrief, was habe ich da gesagt? Dass ich in Amerika die Information erhielt, dass Leute über Land ziehen und in meinem Namen die Vorzüge des Schlangestehens predigen. Man hat mir auch von Frauen berichtet, die, in angeblicher Übereinstimmung mit der Rechtsprechung eines sogenannten Volksgerichts, ihre Männer verprügeln. Bislang hast du dich zu diesen Angelegenheiten nicht geäußert. Du sagst, du hättest überall im Land Leute vom M5 platziert. Gibt es neben Tajirika weitere Männer, die von diesem Frauenvolksgericht angeklagt und geschlagen worden sind?“
    Sikiokuu wusste nicht, ob der Herrscher etwas wusste, von dem er wiederum nichts wusste. Deshalb war er nicht sicher, wie eine besonnene Antwort lauten sollte: Ja oder Nein. Er versuchte, der Frage auszuweichen.
    „Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, wenn Sie die beiden Berichte gelesen haben …“
    „Die sagen darüber nichts“, sagte der Herrscher barsch.
    „Unsere Allmächtige Vortrefflichkeit, es gibt so viele Sicherheitsfragen, die nur für Ihre und meine Ohren bestimmt sind“, sagte Sikiokuu und zupfte sich an den Ohrläppchen. „Unter uns gibt es einige, denen man kein Geheimnis anvertrauen kann“, fügte er, den Blick auf Kaniũrũ gerichtet, hinzu.
    „Wen meinst du?“
    „Ich will ganz offen sein. Kaniũrũ.“
    „Aber du hast ihm hinreichend vertraut, um ihn mir als Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses zum Ursprung des Schlangenwahns vorzuschlagen?“
    „Ja, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, aber …“
    „Und du hast ihm so weit vertraut, ihm zu befehlen, die Sache mit dem sogenannten Volksgericht zu untersuchen?“
    „Ja, Eure Allmächtige Vortrefflichkeit, aber …“
    „Und du traust seinem Bericht so weit, um mich zu fragen, ob ich ihn gelesen habe?“
    „Ja, nein, aber …“
    „Aber was?“, höhnte der Herrscher und richtete seinen Blick auf die anderen. „Ich will die Abteilung Sicherheitsdienste, ASD , die gegenwärtig vom Staatsminister im Büro des Herrschers, Silver Sikiokuu, geleitet wird, erweitern und eine Unterabteilung einrichten, eine Spezialeinheit, die für die Angelegenheiten von Jugend und Frauen zuständig sein wird. Es sind schon viele Regierungen der Welt gescheitert, weil sie nachlässig waren und Studenten, der Jugend und den Frauen erlaubten, ohne ordentliche Führung und Anleitung zu sagen und zu tun, was ihnen beliebt. Die einzige Aufgabe der Einheit, die ich jetzt ins Leben rufe, besteht darin, die Aktivitäten dieser Bevölkerungsgruppen zu überwachen. John Kaniũrũ, steh auf. Du hast bewiesen, dass du die Jugend organisieren und hart gegen Frauen sein kannst, auch den Frauen der Reichen und Mächtigen gegenüber. Mit Wirkung des heutigen Tages bist du Leiter der Untersuchung zur Konformität von Frauen und Jugend mit den Nationalen Idealen. Deine Hauptaufgabe besteht darin, alle Manifestationen des Schlangenwahns zu untersuchen und zu bekämpfen sowie die häusliche Gewalt gegen Männer zu durchleuchten und ihr ein Ende zu bereiten. ASS Kahiga wird dich bei der Organisation eines effektiven Überwachungssystems unterstützen.“
    Kaniũrũ schwoll vor Freude die Brust, er konnte es kaum glauben. Kahiga wusste nicht, ob er Kaniũrũs Beispiel folgen und vor Freude auf und ab springen oder ob er es riskieren sollte, undankbar zu erscheinen, indem er sitzen blieb. Peter Kahiga brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was er gerade gehört hatte. Er war als ASS angesprochen worden und hatte vor dem heutigen Tag nur ein „S“ gehabt. Jetzt waren es zwei und ein „A“ noch dazu. Ob er den Herrscher bitten sollte, diese Ehrung zu erklären? Mit den nächsten Worten des Herrschers verschwand seine Ungewissheit.
    „Ich will, dass diese rebellischen Anführer der Jugend und der Frauen zerquetscht werden wie Ameisen, und ich glaube, dass das für Assistent Senior Superintendent Kahiga kein Problem sein wird.“
    Kahiga spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Der andere Zauberer mochte noch Vergeltung üben, doch jetzt, für den Augenblick, war er sicher und freute sich von Herzen. Deshalb stand er nun auf und drehte eine Ehrenrunde der Freude durch den Raum. Der Herrscher bedeutete Kahiga und Kaniũrũ, ihre Plätze wieder einzunehmen, und ermahnte sie, das State House nicht zum Sportplatz zu machen. Sie sollten daran denken, dass sie sich in Aburĩria befänden, und wenn sie schon Läufer werden wollten, dann sollten sie nach Kenia oder Äthiopien auswandern.
    „Darf

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