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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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am Empfang, ja, des, ich meine am Empfang des Hotels – Himmel, wie hieß es gleich? VIP . New York, ja, Very Important People Hotel, New York, wo es viele gelbe Taxis und schwarze Müllsäcke gibt. Warum gelb? Warum schwarz? Fragt mich nicht. Also, was wollte ich sagen? Meine Nachricht war für eine Person gedacht, für eine einzige: Machokali, den Minister für Auswärtige, ich meine, für Angelegenheiten. Und ich wollte ihm nur eines mitteilen, nur eines. Passen Sie auf sich auf. Warum? Ich will es noch einmal wiederholen. Das Land ist schwanger. Und niemand weiß, was es zur Welt bringen wird. Das war alles. Ich halte diesen Krieg um meine Worte nicht aus. Ich gehe …“
    Kamĩtĩ stolperte zur Tür. Doch bevor er sie erreichte, war einigen Zuhörern bereits herausgeplatzt: „Der Säufer hat die Wahrheit gesagt. Mit diesem Land stimmt etwas nicht.“ Plötzlich verstummten sie, so hypnotisiert waren alle von dem, was sich vor ihren Augen abspielte. Zitternd vor Erregung versuchte der Geschichtenerzähler, den Betrunkenen einzuholen.
    „Herr der Krähen“, rief er. „Erkennen Sie mich nicht? Ich bin es, Arigaigai Gathere, alias A.G. “
    Doch es sollten noch weitere Überraschungen folgen. Ein Mann, der gerade in die Bar gekommen war, rief: „Herr der Krähen! Ich bin Elijah Njoya, der Sie zum Flughafen gebracht hat, erinnern Sie sich?“
    Kamĩtĩ zeigte keinerlei Anzeichen des Wiedererkennens.
    Draußen war das Röhren eines Motorrads zu hören, und Sekunden später stand der Fahrer keuchend in der Tür. „Herr der Krähen!“, rief er. „Ich bin Peter Kahiga. Sie erinnern sich doch an mich?“
    Kamĩtĩ blieb stumm.
    Die drei Männer, A.G. , Kahiga und Njoya, riefen nun gleichzeitig: „Sie werden im State House erwartet!“
    Aber Kamĩtĩ wa Karĩmĩri, alias Herr der Krähen, schien die drei nicht zu hören, sondern torkelte, gefolgt von den drei Polizisten, denen die Menge aus der Bar nachdrängte, zur Tür. Er ging hinaus, stolperte ein Stück die Straße entlang, blieb stehen und übergab sich auf das Gras am Straßenrand. Er fiel hin und blieb im Erbrochenen liegen; unmittelbar darauf begann er zu schnarchen.
    A.G. , Njoya und Kahiga, die dem Herrn der Krähen gefolgt waren, begannen heftig zu streiten. Jeder behauptete, der Erste gewesen zu sein, der den Zauberer erkannt habe, und dass es sein Recht sei, den Hexenmeister zu dem Chef zu bringen, der ihn auf seine Mission geschickt hatte. Diejenigen, die aus sicherer Entfernung zugesehen hatten, sagten später, dass die Auseinandersetzung zwischen den dreien so schlimm wurde, dass sie ihre Waffen zogen und einander wohl erschossen hätten, wenn sie keinen Kompromiss gefunden hätten. Sie wollten Sikiokuu, Machokali und Kaniũrũ beiseite lassen und den Herrn der Krähen direkt zum Herrscher ins State House bringen. Sie einigten sich, dass A.G. als Ranghöchster – er war Senior Superintendent, während die beiden anderen nur Assistent Senior Superintendents waren – im State House anrufen und den Herrscher auf seine wertvolle Trophäe vorbereiten sollte. Sobald sie im State House ankämen, wollten sie ihre Chefs über die Mobiltelefone von dem „Fait“ unterrichten, das gleich „accompli“ werden würde. Dadurch hätte keiner der drei Chefs den Vorteil, vor den anderen Bescheid zu wissen, und die drei Polizisten würden alle Lorbeeren ernten, weil sie den Zauberer gefunden hatten.
    Der Herr der Krähen bekam davon nichts mit. Er schien bewusstlos und merkte nicht einmal, dass man ihn auf dem Rücksitz von A.G. ’s Motorrad festband. Njoya fuhr voran, Kahiga hinterher, und die drei Motorradfahrer machten sich triumphierend auf den Weg zum State House.

6
    Die Zurückgebliebenen in der Bar begannen eine hitzige Debatte über das gerade Geschehene, und jeder versuchte, dem anderen seine Version aufzutischen; alle, bis auf einen, der sich hinter der Tür versteckte, einen Gehstock mit kreuzförmigem Griff umklammert hielt, als wollte er sich damit verteidigen, und von dem Schauspiel gefesselt war. Es war Mr. Gehstock, der zum Wanderer von Bar zu Bar geworden war, nachdem er Kamĩtĩs Erzählung gehört hatte, wie dieser einst durch den Himmel geschwebt war, während sein Körper am Fuß eines Müllberges ruhte. Jetzt hatte ihn jene Erscheinung, der er aus dem Wege zu gehen versucht hatte, erneut heimgesucht. Angsterfüllt verließ er heimlich die Bar, nachdem die Motorräder in der Ferne verschwunden waren, umklammerte seinen Gehstock und

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