Herr der Krähen
auf heiligem Boden befinden und deshalb lernen müssen, zu teilen und in Frieden zu leben.“
Dieses seltsame Gespräch, das erkannte er jetzt, war für ihn bestimmt; sie würden sich um ihn kümmern.
Und so wurde er zum Bewohner im Keller der All Saints Cathedral. Während der ersten Tage war die Katze seine einzige Gesellschaft, die, nachdem sie tagsüber fort gewesen war, abends kam, um sich an ihn zu schmiegen. Maritha und Mariko brachten ihm morgens und abends zu essen und achteten darauf, dass es ihm gut ging. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn Maritha oder Mariko allein kamen, gaben sie Informationen weiter, indem sie wie abwesend laute Selbstgespräche führten.
„Es gibt viel zu tun in der Kirche. Heute Morgen muss ich das Gestühl abwischen und abends trotzdem noch mal hierher. Und meine Vögel? Sie sprechen ihre eigene Sprache. Aber die Leute werden mir vermutlich nicht glauben, wenn ich ihnen sage, dass mir eine Taube die Nachricht geschickt hat, dass die Menschen nicht verzweifeln sollen; denn keine Nacht ist so lang, dass sie nicht im Morgengrauen endet.“
Und bei anderer Gelegenheit: „Oh, ich weiß nicht, wie dieses Drama vor dem Parlament und dem Gericht enden wird. Tausende Leute aus allen Winkeln des Landes, die sich da versammeln! Warum belästigen sie den Herrscher wegen seiner Schwangerschaft? Wissen sie denn nicht, dass Männer zwar säen, aber nicht gebären können?“
Manchmal musste er sich beherrschen, wegen ihrer Possen nicht laut loszulachen. Meistens dachte er an die Hinkende Hexe, die einzigartige Eleganz ihres Körpers und ihres Geistes, und wann immer er daran dachte, wie sie auch ihn mit ihrem Hinken und dem verzerrten Gesicht hinters Licht geführt hatte, fühlte er sich besser, weil er ihren Mut und ihre Phantasie bewunderte. In ihm brannte das Verlangen, Nyawĩra zu berühren, sie sprechen zu hören, sie lachen zu sehen oder einfach nur mit ihr zusammen zu sein. Doch trotz dieser Euphorie dachte er häufig an die Gefahren, denen sie jetzt ausgesetzt war, und das machte ihn ängstlich, traurig und besorgt.
Und dann zogen eines Nachts zwei weitere Obdachlose in den Keller ein. Es war gut, außer der Katze, die bislang seine einzige Gefährtin gewesen war, jemanden zur Gesellschaft zu haben. Als er aber am Morgen erwachte und sah, wie ihm die Neuankömmlinge verstohlene Blicke zuwarfen, fühlte er Kälte aus der Magengrube aufsteigen. Es waren Kahiga und Njoya. Die beiden Polizisten hatten ihn erfolgreich an diesem Ort aufgespürt, und jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Kamĩtĩ entschied, Schweigen wäre der beste Angriff und die beste Verteidigung für ihn.
„Keine Angst“, beeilte Njoya sich, ihm zu sagen. „Wir wissen, dass Sie der Herr der Krähen sind, aber wir werden das niemandem verraten, nicht einmal diesem Paar. Sollen sie weiter glauben, dass Sie ein Obdachloser sind. Wir beide sind wirklich obdachlos, aber wir werden weiter so tun, als wären Sie einer von uns.“
Er erfuhr von ihrer Entlassung, und tatsächlich gelang es ihm, aus ihrem unablässigen Gerede so viel zu entnehmen, dass er die Lücken in seinem Wissen über die Geschehnisse im Land füllen konnte.
Was wollen die wirklich?, fragte sich der Herr der Krähen und musste nicht lange auf die Antwort warten. Was sie ihm sagen wollten, war nur für seine Ohren bestimmt, und während sie sprachen, rückten sie auch schon näher.
Die Katze miaute, verließ das Gewölbe, und ihr Abgang schien wie das Signal für den nächsten Akt. Kahiga beugte sich an sein linkes Ohr, Njoya an das rechte, und beide flüsterten eindringlich.
Der Herr der Krähen war verblüfft, weil sie es ernst meinten, doch was sie sagten, ergab keinen Sinn. Hörte er richtig, dass das Geld, das er im Grasland vergraben hatte, zu drei Pflanzen ausgewachsen war, auf denen Dollars blühten, die später von einer Armee seltsam aussehender Termiten gefressen worden waren, die angeblich er in das State House geschickt hatte?
„Das war eine gute Idee, die Termiten zu schicken“, erklärten sie ihm. „Der Herrscher kennt nämlich nicht die geringste Dankbarkeit.“
Sie wurden lästig. Sobald er sich ein Stück zurückzog, folgten sie ihm, und wenn er sich umdrehte, taten sie dasselbe, jeder hielt sich dabei an ein Ohr.
Es war Sonntagmorgen und in der Kathedrale wimmelte es von Gläubigen. Die Hymnen und Gebete von oben drangen störend in das fortwährende Flüstern an seinen Ohren.
Und dann ertönte plötzlich ein noch heftigeres
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