Herr der Krähen
höchstpersönlich legte ihm die Handschellen an.
11
Feger-der-Seelen und Gehstock-der-Seele befanden sich unter den Hunderten, die in der Kirche keinen Platz gefunden hatten und deshalb draußen geblieben waren, von wo aus sie das ganze Drama verfolgt hatten. Die beiden waren inzwischen Veteranen des Kriegs gegen Satan und erkannten, dass das dieselbe Gestalt war, die ihnen einst an der Mülldeponie der Stadt erschienen und später Gehstock-der-Seele von Bar zu Bar gefolgt war. Der Teufel war ihnen ein weiteres Mal entkommen. Aber sie ließen den Mut nicht sinken und stimmten gemeinsam mit anderen Soldaten Christi ihr Widerstandslied an, erneuerten ihren Schwur, Satan zur Strecke zu bringen, und stampften so heftig auf den Boden, dass die Erde unter ihren Füßen bebte, was ihre Freude vergrößerte, als könnten sie sehen, wie sich ihr Feind unter ihrem vereinten Angriff wand und krümmte.
Genau in diesem Augenblick entdeckte Gehstock-der-Seele zwei grüne Augen, die von der Hecke aus, die das Kirchengelände umgab, alles beobachteten, und ihm fiel sofort ein, dass die Katze, die Satan den Mittelgang der Kirche entlang gefolgt war, auf mysteriöse Weise im selben Moment verschwunden war, als man Satan Handschellen angelegt hatte. Es war eine Offenbarung. Satan hatte es der Polizei gestattet, seinen menschlichen Schatten gefangen zu nehmen, während er sich die ganze Zeit im Körper der Katze versteckte. Gehstock-der-Seele fügte der Melodie neue Verse hinzu und machte so die anderen auf die Augen aufmerksam, die sie beobachteten.
Als sie begriffen, was er meinte, bildeten sie zwei Flanken, um Satan zu umzingeln, aber die Katze schien sie zu durchschauen. Sie sprang aus ihrem Versteck und rannte fort; die unbeirrten Soldaten Christi verfolgten sie und riefen: „Fangt ihn! Fangt den Feigling!“
12
„Ehrlich! Haki ya Mungu !“, sagte A.G. später, wenn er von diesem Sonntag sprach, und schüttelte in Erinnerung an das, was geschehen war, den Kopf. „Ich war gerade auf dem Gelände der All Saints angekommen. Wonderful Tumbo schien sich über seinen Erfolg zu freuen, aber ich sagte mir: Du Idiot, du glaubst wirklich, du hast den Herrn der Krähen verhaftet? Sein anderes Ich ist frei.
Als sie ihn auf die Ladefläche des Land Rovers warfen und davonfuhren, wurde ich wütend. Ich, ein treuer Staatsdiener, hatte meine Arbeit verloren und keine Möglichkeit herauszufinden, wohin sie ihn brachten. Ich kann nicht beschreiben, wie sehr ich es bedauerte, nicht mehr dazuzugehören. Nur wenige Wochen zuvor hatte ich im State House gestanden und war täglich Zeuge gewesen, wie Macht funktioniert; jetzt stand ich machtlos vor den Mauern von All Saints.
Ich sah, wie die Christen mit Begeisterung sangen, und fragte mich, warum sie so auf Satan versessen waren, wo sie doch gerade erst mit knapper Not einem blutigen Sonntag entgangen waren. Wo blieb das Aufbegehren gegen das, was soeben geschehen war? Meine Verblüffung wurde zu ungläubigem Staunen, als ich sah, wie die tanzenden Jugendlichen hinter einer Katze herrannten. Die Menge, die das Liedspektakel beobachtet hatte, schien ebenso erstaunt und ging auseinander.
In diesem Augenblick entdeckte ich meine ehemaligen Arbeitskollegen Kahiga und Njoya. Offenbar waren sie auch in der Zuschauermenge gewesen. Ich freute mich, sie zu sehen, eilte zu ihnen und sagte, dass ich sie, sofort als ich den Tipp bekam, der Herr der Krähen befände sich auf dem Gelände der Kathedrale, wie verabredet gesucht hätte, man mir aber gesagt habe, sie seien schon zur Kirche unterwegs. Ich bemerkte, wie sie sich einen Blick zuwarfen; dann erzählten sie mir, dass sie unten im Obdachlosenasyl tatsächlich mit dem Zauberer gesprochen hätten, er aber nichts preisgegeben habe. ‚Was habt ihr jetzt vor?‘, fragte ich sie und hoffte – das muss ich zugeben –, sie würden mich auffordern, mich ihnen anzuschließen, um gemeinsam die außergewöhnlichen Ereignisse dieses Tages zu diskutieren. Sie murmelten etwas, dass alles noch in der Schwebe sei, und verabschiedeten sich schnell, angeblich wegen anderer Verpflichtungen. Ihr Benehmen kam mir ein wenig eigenartig vor, als wollten sie mir Informationen vorenthalten. Vielleicht hatten sie ja den Herrn der Krähen verraten und seinen Aufenthaltsort an seine Feinde gemeldet?
Einige Tage lang wanderte ich von Ort zu Ort und hoffte, vielleicht eine Spur der Hinkenden Hexe zu entdecken, der anderen Inkarnation des Zauberers. Warum? Das weiß ich
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