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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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zum einzigen Hoffnungsfunken für Kaboca und den Herrscher. Wenn sie nur dafür sorgen könnten, dass sich sein Körper nicht mehr gegen ihn wandte!

8
    Kaniũrũ hatte gerade Nachrichten über den Herrn der Krähen erhalten und machte sich fertig, sie dem Herrscher zu überbringen, als er erfuhr, dass Seine Allmächtigkeit einen weiteren Schub körperlicher Ausdehnung erlitten hatte und jetzt in der Luft schwebte. Dahinter muss der Herr der Krähen stecken, dachte er und beschloss aus Angst, er selbst könnte das nächste Angriffsziel werden, die Nachrichten für sich zu behalten, bis er mehr über die Situation erfahren hatte. Und um sicherzugehen, zog er sich in Kanyoris Wohnung zurück. Die stets treue Kanyori stellte keine Fragen, nicht einmal, als Kaniũrũ sie bat, sein Bein am Bettgestell anzuketten und die Tür von außen abzuschließen. Sie stellte ihm einen Teller Essen und einen Krug Wasser hin. Kaniũrũ blieb den ganzen Tag in der Wohnung. Jedes Mal, wenn der Wind gegen das Fenster blies, hielt er sich mit beiden Händen am Bettgestell fest. Er hatte vergessen, Kanyori zu bitten, auch für andere Bedürfnisse Sorge zu tragen, und als sie Kaniũrũ abends von der Kette befreite, schoss er ohne ein Wort an ihr vorbei und verschwand für lange Zeit auf der Toilette. Er fürchtete, die Geräusche, die er von sich gab, könnten Kanyori im Wohnzimmer erreicht haben und deshalb kehrte Kaniũrũ peinlich berührt in seine eigene Wohnung zurück, um sich bessere Präventivmaßnahmen gegen Überraschungsangriffe des Herrn der Krähen auszudenken.
    Einige Tage lang fuhr er überall ausschließlich mit dem Auto hin, selbst die kürzeste Strecke, um dem Herrn der Krähen die Chance zu nehmen, ihn mit Hilfe des Windes in den Himmel zu wehen. Für kurze Gänge zu Fuß besorgte er sich Stiefel, deren Sohlen mit Eisen verstärkt waren. Aber die schweren Stiefel zu schleppen, wurde bald lästig, und so kam ihm nach einer Weile die einfachere Idee, Gewichte in seine Jackentaschen zu stecken. Als ihm nach einigen Tagen nichts Ungewöhnlicheres als eine Verstopfung widerfahren war, fühlte er seinen Mut zurückkehren. Die Nachrichten waren zu wichtig, um sie für sich zu behalten, und er wollte die Gelegenheit nicht verpassen, sich beim Herrscher beliebt zu machen.
    Während sein Mercedes durch die Straßen zum State House raste, durchdachte Kaniũrũ noch einmal alles und ihm kam, dass er der Einzige war, der bereits die Klingen mit dem Herrn der Krähen gekreuzt hatte. Nur mit einer kleinen Schramme war er aus dem Gefecht hervorgegangen und dieser Gedanke stärkte seine Zuversicht.
    Obwohl Kaniũrũ die Behauptung, der Herrscher schwebe in der Luft, geglaubt hatte, trat er erschrocken zwei, drei Schritte zurück, als er die Stimme des Herrschers von oben herabschallen hörte. Doch als er den Kopf hob und den Herrscher in einem Stuhl auf einer Plattform sitzen sah, dessen Lehne die Decke zu berühren schien, glaubte er, das Jüngste Gericht sei gekommen. Er sank auf die Knie und schlug beide Hände vor die Brust, als ergäbe er sich einem Engel des Herrn. Er begann zu jammern: „Oh Gott, oh mein Gott.“ Dann fing er an zu beten: „Näher, mein Gott, zu Dir … Näher zu Dir …“
    „Kaniũrũ, habe ich dir und den anderen nicht verboten, mich mit Gott zu vergleichen“, rügte ihn der Herrscher von oben herab.
    „Worin besteht der Unterschied?“, fragte Kaniũrũ mit einer offensichtlichen Aufrichtigkeit, die den Herrscher erfreute.
    „Und was wünschst du vom Herrn?“, fragte der Herrscher lächelnd, und sein leicht scherzhafter Ton wirkte auf Kaniũrũ so beruhigend, dass sein Herz zu flimmern aufhörte.
    „Ich weiß, wo sich der Herr der Krähen versteckt hält“, rief er und befreite sich vor dem Angesicht des Herrn von einer Last.
    Der Herrscher schwieg, als hätte er nicht richtig gehört. Kaniũrũ nahm an, dass er auf mehr Einzelheiten wartete, und begann, sich eine Geschichte zurechtzulegen, aber das erwies sich als unnötig. Denn als der Herrscher begriff, was Kaniũrũ gesagt hatte, war er es, der sich nun fühlte, als wäre ihm in der Zeit größter Not ein Engel des Herrn erschienen. Erst in der Not zeigt sich der wahre Diener.
    „Was?“, fragte der Herrscher.
    Kaniũrũ erzählte ihm, wie er seit der Flucht der beiden erbärmlichen Zauberer all seine List in ihre Verhaftung gesteckt hatte, schließlich jedoch einsehen musste, dass er es ohne die Hilfe seiner Leute, die er über ganz Santamaria

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