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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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sie ihm vor, sich mit dem Teufel einzulassen. Sie verwiesen auf die Gelegenheiten, bei denen der Bischof Satan entkommen ließ, einmal durch das Fenster, das zweite Mal durch die Tür, und forderten ihn auf, sein Amt niederzulegen. Die Gemeinde stand, angespornt von Vinjinia, geschlossen hinter ihrem Bischof. Die Krieger, angeführt von den drei heiligen Männern Feger-der-Seelen, Gehstock-der-Seele und Pilot-der-Seelen, spalteten sich ab und gründeten die Kirche der Soldaten Christi.“
    „Wie kam es, dass die drei zu Heiligen wurden?“
    „Die Zahl Drei gab den Hinweis. Die Feger, denen Satan zuerst erschien, waren drei. Einer von ihnen hat einen Gehstock mit drei kleinen Ästen am Griff. Fügt man dieser Mischung die heilige Dreifaltigkeit hinzu, dann wird die Drei zur heiligen Zahl. Die Kirche erlangte internationale Aufmerksamkeit, als die drei heiligen Männer zu einem Welttreffen der christlich-religiösen Rechten nach Amerika eingeladen wurden. Die Heiligen sollten Zeugnis von ihrem Kampf mit Satan ablegen, der der Demokratie in Aburĩria den Weg bereitet hatte. Allerdings wurde die Einladung wieder zurückgezogen, denn die Kirche der Soldaten Christi überdauerte keine Woche, weil sie sich in drei Kirchen aufspaltete, von denen jede behauptete, das wahre Gotteshaus der Soldaten Christi zu sein.“
    „Warum?“
    „Sie verstrickten sich in einen theologischen Disput über die Natur Satans. Offensichtlich hatten die drei Gruppen am Tag des Smogs unterschiedliche Begegnungen mit der Erscheinung Satans. Die Gruppe unter der Führung von Feger-der-Seelen behauptete, Satan sei ein weißer Amerikaner mit sieben Körpern, den sie am Tag des Smogs, als sie an allen Wegen zum und vom State House Wache hielten, den Palast in Eile verlassen sahen, nachdem er die Explosionen ausgelöst hatte. Ein Schwarzer sei diesem Satan im Körper einer Hydra hinterhergejagt, dem sie wiederum in einiger Entfernung gefolgt seien. Sie schworen im Namen Christi, anschließend gesehen zu haben, wie die weiße Kreatur mit dem Hydrakörper die amerikanische Botschaft betrat, aus der kurz danach ein Gewehrschuss zu hören war, worauf sie den Schwarzen fallen sahen. Zu ihrem Glück befahl Jesus ihnen zu fliehen. Die zweite Gruppe, die von Pilot-der-Seelen geführt wurde, erklärte, dass Satan definitiv schwarz sei. Pilot-der-Seelen sah ihn während der vom Teufel finanzierten Volksversammlung auf der Bühne und hörte, wie er prahlte, nach freiem Willen menschliche oder tierische Form annehmen und durch die Zeit reisen zu können. Die dritte Gruppe unter dem Kommando von Gehstock-der-Seele wies die Behauptungen der ersten beiden Gruppen zurück und hob stattdessen die katzenartige Eigenheit Satans hervor. Sie verwies auf den Zwischenfall vor der Kathedrale, bei dem Satan in den Körper einer Katze geschlüpft war und dann die Polizei dazu verführte, einem Schatten Handschellen anzulegen, der später zur Volksversammlung sprach, während Satan selbst im Körper der Katze in den Ruinen schlief. Sie widersprachen einander in allem, nur in einem stimmten sie überein: Satan war ihnen einst auf einer städtischen Müllkippe erschienen, wobei Gehstock-der-Seele noch behauptete, derselbe Satan habe ihn in der Zeit, in der er dem Alkohol verfallen gewesen war, von Kneipe zu Kneipe verfolgt. Er sei in der Sell-Me-Death-Bar gewesen und habe gesehen, wie drei Höllenreiter mit Satan davonfuhren und deshalb … Was hast du?“
    „Mir kommen Erinnerungen“, antwortete Kamĩtĩ düster. Er erzählte ihr von seinen Erlebnissen mit der Katze, nachdem er dieser zum ersten Mal am niedergebrannten Schrein begegnet war, wie sie ihm Gesellschaft geleistet hatte, wenn er als obdachloser Trinker die Nacht dort verbrachte, und kürzlich noch einmal im Keller der Kirche. Immer, wenn die Katze da war, habe er sich weniger einsam gefühlt. „Aber das ist es nicht allein“, fuhr er fort. „Es stimmt, dass ich mich manchmal von Augen verfolgt fühlte, die nicht zu sehen waren, und dass die Leute mir aus dem Weg gingen. Hast du jemals Gerüchte über einen Mann gehört, der von den Toten auferstanden ist, nachdem man ihn auf der Müllkippe beerdigt hatte?“
    „Ja, vor einiger Zeit machten wilde Gerüchte die Runde, dass den Obdachlosen die Seelen gestohlen worden seien, aber die habe ich nicht ernst genommen. Ich glaubte, die Leute würden sich auf diese Weise erklären, dass Menschen an Hunger und Krankheit starben.“
    „Nun, diese Person war ich. Die drei

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