Herr der Krähen
wir es waren, kam sie schnell nach draußen und brachte uns zum Eingangstor zurück.“
„Kein ‚Kommt bitte herein‘, nichts dergleichen.“
„Keine Begrüßung mit einer Tasse Tee oder etwas Wasser.“
„Nicht wie früher.“
„Es war, als hätte sie genug von uns.“
„Nicht, dass wir uns beklagen.“
„Oh, nein. Wenn überhaupt, dann sind wir immer noch dankbar dafür, wie sie uns gegen diese Soldaten Christi in Schutz genommen hat. Ach, was ist nur in die jungen Leute gefahren, dass sie die Hand gegen ihre Väter und Mütter erheben?“, klagte Maritha.
„Wir beten jeden Tag für sie.“
„Dass sie das Licht und die Größe Gottes erkennen.“
„Amen“, sprachen die beiden im Chor.
„Also, was ist passiert?“, fragte Nyawĩra, die das Gefühl hatte, sie würden ins Unwichtige abschweifen.
„Wir sprachen mit ihr, draußen am Tor“, sagte Mariko.
„Und durch die Art, wie sie uns begrüßt hatte, war uns klar, dass nicht alles zum Besten stand“, sagte Maritha.
„Ja, wir spürten das schon, bevor sie den Mund aufmachte.“
„Ich fragte sie: ‚Wie geht es den Kindern?‘“
„Sie antwortete: ‚Gacirũ und Gacĩgua? Ihr nennt sie Kinder? Heutzutage hören sie in dem Moment auf, Kinder zu sein, in dem sie an die höhere Schule gehen. Sie sind junge Erwachsene. Doch sie sind momentan während der Ferien zu Hause. Aber welcher Wind hat euch hierhergeweht?‘“
„Also sagten wir es ihr“, begann Maritha.
„Dass wir eine Nachricht von den Toten haben …“, fügte Mariko hinzu.
„Sie ließ uns gar nicht ausreden. Sie sagte: ‚Ich will keine Nachricht von den Toten hören. Die Dinge haben sich geändert. Aburĩria ist nicht mehr das, was es einmal war. Uns ist ein Retter geboren, Baby D. Die Leute, die den Namen des Herrschers in den Schmutz gezogen haben, wie der verstorbene Machokali und der Ex-Minister Sikiokuu mit ihrem ewigen Machtkampf, sind nicht mehr. Der Herrscher hat einen Plan, mit dem er das Los der Frauen verbessern und ihnen Arbeitsplätze verschaffen will, die früher nur Männern vorbehalten waren. Und er hat bereits begonnen, seinen Plan umzusetzen; Frauen sind nun stellvertretende Ministerinnen und Geschäftsführerinnen in Banken. Der Herrscher hat alle aufgerufen, mit Baby D Schritt zu halten …‘“ Maritha machte eine Pause und brach dann ab, als wollte sie ungern zum nächsten Teil der Botschaft kommen.
„Und dann sagte sie, man solle der Toten oder ihrem Geist mitteilen, sie sei sehr verärgert, wegen der Vermutung, ihrem Mann sei am Hinterkopf ein zweiter Mund gewachsen“, ergänzte Mariko.
„Dass ihr Mann kein zweimäuliges Ungeheuer oder irgendein anderes Ungeheuer sei.“
„Die Kappe, die Tajirika trage, sei ein Ehrengeschenk der Global Bank und außerdem im Westen im Augenblick groß in Mode. Sogar sie, Vinjinia, trage jetzt regelmäßig ein Kopftuch, wie es der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther und der Apostel Petrus in seinem ersten Brief an die Welt von den Frauen verlangte.“
„Ja, die Leute sollten Baby D Gelegenheit geben zu wachsen.“
„Die Zeiten der Gerüchte und der Hexerei seien vorbei, ein für allemal vorbei.“
„Und dann hörten wir, wie das Auto im Hof gestartet wurde.“
„Und der Mercedes, den wir im Hof gesehen hatten, kam am Tor vorbei und hupte.“
„Es war Tajirika, der sich von Vinjinia verabschiedete.“
„Er sei kurz zum Umziehen nach Hause gekommen, erklärte uns Vinjinia.“
„Voll beschäftigt mit dem Schicksal der Nation, fügte sie hinzu.“
„Und sie wollte uns das Tor vor der Nase zuschlagen …“
„Behauptete, sie hätte noch eine Verabredung …“
„Als Gacĩgua plötzlich angerannt kam und schrie …“
„Dass Gacirũ im See der Tränen stecken geblieben sei.“
„Vinjinia schrie vor Entsetzen und rannte den Garten hinunter, der sich leicht abfallend dem Hof anschloss. Gacĩgua lief hinterher.“
„Wir auch.“
„So etwas wie da unten im Tal habe ich noch nie zuvor gesehen“, sagte Mariko.
„Eine Herde Antilopen war im Sprung in der Luft erstarrt, sodass sie aus der Ferne in den verschiedenen Sprungphasen ganz lebendig aussah“, erklärte Maritha und zeigte mit dem Finger in die Luft, als könnte sie sie hier, in ihrem Haus, immer noch sehen.
„Und auch die Vögel … fest an einem Punkt im Himmel, als hätte die untergehende Sonne sie dort aufgehängt“, fügte Mariko hinzu und zeigte ebenfalls mit dem Finger auf eine Szenerie, die nur sie
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