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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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helfen wollen, hören Sie zuallererst auf, mich zu bemuttern. So schießen Sie an dem vorbei, was wichtig ist … die Kinder.«
    Mrs. Fletcher ließ sich nicht überzeugen und nahm damit in Kauf, seinen Zorn auf sich zu ziehen, doch seine febrilen Gespinste waren nicht mehr zu ertragen. »Sir, Sie brauchen Bettruhe. Lassen Sie mich nach Doktor Campbell schicken.«
    »Ich will ihn hier nicht haben, Florence. Falls Sie ihn rufen, werde ich ihn umbringen, verstehen Sie das? Er hat mit dieser Angelegenheit nichts zu schaffen, und stellen Sie Ihre enervierende Fürsorge ab, oder ich sehe mich gezwungen, die Sache allein zu erledigen.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Glauben Sie mir, das werde ich.«
    Donner ließ die Fenster vibrieren.
    Mrs. Fletcher war völlig durcheinander und ängstigte sich mehr denn je. Sie ging zurück bis zur Tür in der Ahnung, er möge trotz seines angeschlagenen Zustands irgendwoher die Kraft aufbringen, sie zu erdrosseln, weil sie ihm nicht helfen wollte. Das lang anhaltende Leiden hatte ihm wohl den Verstand geraubt, und sie konnte nur hoffen, ihn bei der Stange zu halten, bis Grady heimkehrte, der bestimmt einen Rat kannte. Entgegen der Hierarchie waren er und der Master seit Jahren enge Freunde.
    »Nun gut«, sagte sie leise. »Was erwarten Sie von mir?«
    Er schien ein wenig in die Knie zu gehen, und einen ohnmächtigen Moment lang sah sie kommen, dass er zusammenbrach. Dann jedoch richtete er sich auf und kam auf sie zu. »Bringen Sie mich nach unten.«

16

    »Ich glaube, die Bestie ist zurückgekommen.«
    Sie saßen vom Tresen aus gesehen in der hinteren Ecke und dicht am Eingang. Mehrfacher Donner überdröhnte die Stille, die nach Fowlers Satz gefolgt war, und ließ sie beide zusammenzucken. Sarah hingegen polierte die Mahagoniplatte mit einem schmuddeligen Tuch und schien sich nichts aus dem Gewitter zu machen, obwohl es die Gläser und den ovalen Wandspiegel hinter ihr zum Beben brachte.
    Abgesehen von Grady, Fowler und ihr war das Lokal leer, nachdem alle das Fest aufgesucht hatten.
    Auf die Rechnung des Hausdieners gingen bereits zwei Whiskey, die ihm an diesem Abend jedoch nicht zur erhofften Entspannung verhalfen. Er knallte sein Gläschen auf den kleinen Rundtisch – eine unhöfliche Geste, die man von ihm nicht erwartete. Für die Bedienung bedeutete es, dass er einen weiteren verlangte. »Ich weiß«, antwortete er, ohne sein Gegenüber anzuschauen, »doch bislang konnte ich mir recht überzeugend einreden, dass es nicht stimmt.«
    »Haben Sie es gesehen?«
    »Ich habe sie gesehen.«
    Fowler erbleichte. »Es sind mehrere?«
    Grady erwiderte nichts, sondern nickte nur. »Und Sie? Was ist Ihnen aufgefallen?«
    »Ich verriegelte das Geschäft, um zum Essen zu gehen, da entdeckte ich eines im Feld auf der anderen Seite der Straße. Der Nebel verwehte gerade, also war es mir zunächst entgangen.« Er machte eine Pause, um einen Schluck zu nehmen. »Es sah aus wie ein schwarzer Riesenhund oder Panther, bloß nicht so hochgewachsen, in etwa wie … wie …«
    Grady nahm ihm das Wort aus dem Mund: »Ein Reptil. Es sah einer Echse ähnlich, das meinten Sie doch.«
    »Ja. Genau so.«
    »Was haben Sie unternommen?«
    »Zugesehen, dass ich davonkam, was denken Sie denn?«
    »Ich bin ihnen heute Abend begegnet«, führte Grady aus, »als ich mit den Kindern zum Gemeindehaus ging. Nageln Sie mich nicht darauf fest, wenn ich auf drei der Viecher tippe. Sie sahen wie beschrieben aus, waren schwarz und bewegten sich wie große Eidechsen niedrig am Boden. Wir beide gehören in die Klapsmühle, Greg, wenn ich es Ihnen sage.«
    Fowler wollte davon nichts wissen. »Nein, gehören wir nicht. Hätte ich mich damals nicht an der Suche beteiligt, würde ich das auch sagen und annehmen, meine Augen hätten mir etwas vorgegaukelt, aber es war wirklich da. Ich sah es im Nebel, etwas verflucht Großes. Es röhrte laut und war kein Hund. Sie kennen es ebenfalls, haben erlebt, wie es …« Er sprach leise weiter. »… Royle enthauptet hat. Und just vorhin sind Sie ihm … ihnen … erneut über den Weg gelaufen. Hält man uns für verrückt, soll es eben so sein. Ich werde mich nicht wehren, wenn man mir eine Zwangsjacke anzieht, so ich dafür nicht mehr nachts wach liegen und fürchten muss, dass eines dieser Biester durchs Fenster springt, um mich zu holen.« Er leerte sein Glas und wischte sich den Mund am Ärmel ab. »Haben wir recht«, fuhr er fort, »stecken Sie und ich fest in der

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