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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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Klemme.«
    Grady runzelte die Stirn und wedelte mit der Hand vor Fowlers Gesicht. »Schön und gut, wir wissen also, dass etwas durchs Moor streift und das Dorf umgeht, vielleicht nur ein paar hungrige Raubkatzen, die aus dem Londoner Zoo entlaufen sind … aber was genau bringt uns dieses Wissen?«
    Fowler streckte beide Hände von sich. »Ich habe keinen Schimmer, aber eines kann ich Ihnen sagen, kein Tag vergeht, an dem ich diesen Bastard Callow nicht für das verfluche, was er getan hat.«
    Grady grämte die gequälte Miene seines Bekannten. »Sie taten Ihr Möglichstes.«
    Fowler zog die Schultern hoch, um sich einen Anschein von Beiläufigkeit zu geben, doch seine Augen verrieten ihn. Grady konnte sich lebhaft vorstellen, wie häufig der Mann seit jenem Tag im Moor wach gelegen hatte.
    »Was er ihr angetan hat …«
    »Sie waren für die Frau da, Greg. Ich bin sicher, sie wusste es zu schätzen, als es mit ihr zu Ende ging.«
    »Ich weiß, aber …« Er schüttelte den Kopf.
    »Was?«
    »Hätte ich die Waffe nicht mitgenommen …«
    »Dann wären Sie nun tot, Mansfield ebenso. Sie haben sowohl ihr eigenes Leben als auch seines gerettet.«
    »Ja, aber trotzdem.« Im Laufe der Jahre hatten Schuldgefühle zahllose Falten in seinem Antlitz hinterlassen, obwohl ihm Grady zu mehr als einer Gelegenheit entgegengekommen war, von wegen er müsse sich keine Vorwürfe machen. Nun fehlten dem Dienstmann weitere Worte, um seinem Freund verständlich zu machen, dass es keine andere Wahl gegeben hatte, als die Pistole zu nehmen und Callow zu richten.
    »Was, wenn es danach nicht vorbei war?«, fragte Fowler.
    Grady tat es als unmöglich ab. »Wir haben ihn in den Fox Tor Mire geworfen, selbst wenn er den Schuss überlebt hätte, wäre er dort nicht herausgekommen.«
    »Das sage ich auch gar nicht.«
    Nach mehreren Minuten erst begriff Grady, was Fowler meinte. »Sie denken, es handelt sich um seinen Geist?«
    »Ich habe ihn umgebracht. Ansonsten hätte er Mansfield ermordet und uns an das Monster verfüttert, mit dem er uns in die Falle lockte. Jetzt begegnen wir diesen Wesen erneut, also kann es durchaus sein, dass wir auch ihn wiedersehen. Er mag sie vom Moor aus befehligen … zurückgekehrt sein, um zu vollenden, was er begonnen hat.«
    Grady äußerte Zweifel. »Weshalb sollte Callow so lange warten, um Vergeltung zu üben?«
    »Genau dies versuche ich die ganze Zeit zu verstehen«, antwortete der Krämer. »Falls ich aber richtigliege, ist der Grund dann noch wirklich von Belang?«
    Grady wusste nichts zu entgegnen.
    »Oder … nun, eventuell ist er doch nicht zurückgekommen«, erwog Fowler dann. »Die Kreaturen könnten nach seinem Tod weiter im Moor gejagt haben, Wild etwa oder hier und dort einen verirrten Wanderer. Jetzt mag ihnen das nicht mehr genügen, oder sie haben alle Hasen ausgerottet und gieren jetzt nach uns .«
    »Daran möchte ich gar nicht denken.«
    Fowler lehnte sich zurück. »Tja, das müssen Sie aber wohl.«
    Als Grady ihn fragend anschaute, streckte ihm Fowler den Kopf mit verschwörerischem Blick hin. »Morgen verschwinde ich.«
    »Für immer?«
    »Ja.«
    »Das ist unsinnig. Was wird aus dem Laden?«
    »Ich werde ihn verkaufen, sobald ich mich in Devon eingelebt habe. Jemand anders kann ihn genauso gut führen, und bis dahin übernimmt Neil. Helfen Sie ihm beim Teilen der Einnahmen; eine Hälfte bekommt er, die andere schicken Sie mir zu. Die Adresse werde ich im Geschäft hinterlassen.« Seine Stimme bebte vor Nervosität, da wurde Grady erst richtig bewusst, welche Angst Fowler ausstand. Im Gegensatz zu ihm selbst war der Geschäftsmann kein ausgewiesener Zweifler, sondern glaubte beharrlich daran, dass etwas Böses ein Auge auf ihn geworfen hatte.
    »Halten Sie das nicht für ein wenig voreilig?«
    »Nein«, entgegnete Fowler. »Ausdrücklich nicht. Ich höre dort draußen Geräusche, Grady, und träume schlecht. Beim ersten Mal, als ich in Callows Falle tappte, hatte ich Glück, doch bei der nächsten Gelegenheit werde ich nicht lebend davonkommen. Ich sehe es so, bin ich nicht hier, kriegen sie mich auch nicht.« Er seufzte schwer. »Grady, ich habe jenen Tag nicht vergessen. Niemals. Seitdem spüre ich, dass mir etwas im Nacken hockt, und jetzt hat es mich gefunden.«
    »Trotzdem, Sie wollen Ihr Hab und Gut wegen Tieren aufgeben, die man mit genügend Männern und Munition ausfindig machen und erschießen kann?«
    Fowler sagte nichts darauf und musste auch gar nicht, wie Grady einsah, denn

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