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Herr der Moore

Herr der Moore

Titel: Herr der Moore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kealan Patrick Burke
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sich gleich wie eine Schraubzwinge um ihre Schulter, und er hauche ihr seinen Whiskeyatem ins Gesicht: Dafür mach ich dich kalt, du kleines Flittchen! Es blieb jedoch bei einem Phantomschmerz und bloß vorgestellten Handgreiflichkeiten. Schon befanden sie sich inmitten der skurrilen Menge, während die Lampen wirre Schatten warfen, als sei eine Orgie im Gange.
    Neil sah nervös aus, als die Musiker eine Ballade anstimmten, die er nicht kannte. Tabitha schlotterte so arg, dass sie annahm, er merke es, sobald sie einander die Hände reichten. Er legte einen Arm um ihre Taille und hielt respektvoll wie ein Ehrenmann Abstand. Dann fingen sie zu tanzen an, wiegten sich langsam im Rhythmus, was dem Metrum des Liedes entsprach. Tabitha stellte fest, dass sie Neils Nähe unter anderen Umständen genossen hätte. Wie er sie kaum merklich lotste und die Führung übernahm … ihrer Furcht zum Trotz strahlte sie.
    »Ich wusste nicht, ob du überhaupt noch kommst«, sagte sie und bedachte einen lachenden Menschenaffen, der sie angerempelt hatte und bereits entschuldigend eine pelzige Pranke hob, mit einem bösen Blick.
    »Es stand wirklich auf der Kippe, nachdem wir uns einen Scherz mit Grady erlaubt hatten.«
    »Was habt ihr getan?«
    »Kate steckte eine Ratte in seinen Sack; nein, eigentlich ist sie selbst hineingekrochen, und wir haben es ihm verschwiegen.«
    Tabitha blickte abschätzig. »Au weh, so etwas ist gemein.«
    »Böse oder so wurde er aber nicht. Schade eigentlich.«
    »Mein Vater hätte einen Anfall bekommen!«
    »Grady ist nicht mein Vater.«
    Tabitha überraschte, wie verbittert Neil klang, doch hätte sie das Thema vertiefen wollen, wäre sie nicht dazu gekommen, da sie Donalds bedrohliche Miene durch eine Lücke im Gedrängel bemerkte.
    »Ich muss dir etwas sagen«, flüsterte sie Neil zu.
    »Bin ganz Ohr … eine andere Möglichkeit bleibt mir ja leider nicht.«
    Tabitha atmete tief durch. Genieße es , dachte sie bei sich. Koste den letzten, kurzen Augenblick aus, in dem er dich noch für schätzenswert hält, bevor du sein Idealbild zertrümmerst und nichts weiter als Hass von ihm zu erwarten hast. Tränen wallten in ihr auf, und sie blinzelte sie rasch fort. »Du bist in Gefahr«, erklärte sie.
    »Was?«
    Die Worte rollten wie kalte Steine von ihrer Zunge. »Wegen Donald.«
    »Was hat er vor?«
    »Er will dir etwas zuleide tun.«
    Neil grunzte verharmlosend. »Er soll es ruhig versuchen.«
    »Nein, hör mir zu. Er ist nicht allein.«
    »Wirklich.«
    Sie wusste, dass Neils Blasiertheit dem Selbstschutz diente, doch es machte alles noch schwieriger.
    »Er steckt mit einem Fremden unter einer Decke, der heute Morgen vor unserem Haus aufgetaucht ist.«
    »Ein Fremder?« Ihre Tanzbewegungen kamen fast zum Erliegen.
    »Ja.«
    Neil versuchte, sie von sich zu weisen, doch sie zwang ihn dazu, weiter mitzuspielen, wobei sie ihn anzischte: »Hör auf. Sobald er merkt, dass wir fertig sind, wird er sich auf dich stürzen.«
    »Na und? Wenn dein hohlköpfiger Bruder etwas von mir will, soll er kommen. Ich habe keine Angst vor ihm.«
    »Solltest du aber. Sie wollen dir ernsthaft Schaden zufügen.«
    »Feiglinge«, grollte Neil. »Donald braucht einen Gehilfen, um gegen mich anzukommen, was?«
    »Neil, komm zu dir«, verlangte Tabitha. »Ich kenne deinen Mut, aber der ist hier und jetzt fehl am Platz. Du musst mir nichts beweisen. Ich fürchte, sie werden dir etwas Schreckliches antun. Du musst gehen.«
    »Wieso sollte ich? Ich habe das gleiche Recht, hier zu sein, wie dieses fette Schwein.«
    »Wie hast du mich genannt?«
    Neil stolperte und trat auf Tabithas Zehen. Sie stöhnte auf, fasste sich aber in kürzester Zeit und stellte sich ohne nachzudenken vor Neil, der seinen eigentümlichen Silberblick schweifen ließ, als könne er trotz seiner Blindheit sehen, von wo die Gefahr ausging.
    Donald baute sich überlegen vor ihnen auf und höhnte: »Brauchst eine Frau, um dich zu verteidigen, was? Du kleines Weichei.«
    »Bitte, lass ihn in Ruhe, Donald.«
    Köpfe drehten sich in ihre Richtung; Tänzer hielten inne, obwohl das Ensemble weiterspielte. Die Gästeschar war hellhörig geworden und verfolgte die Auseinandersetzung mit.
    »Geh aus dem Weg, Tabby.«
    Als sie ihn wieder ins Gebet nehmen wollte, kam ihr eine Stimme von hinten zuvor. Es war Neil. »Tu, was er sagt.«
    »Nein«, flüsterte sie und wusste, dass die Musik es übertönte.
    »Ja«, stimmte Donald sichtlich erwartungsfroh zu. »Hör auf mich.«
    In ihrer

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