Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
hier, Antonia. Ihr beide freut euch darauf, eure
griechische Heimat endlich mal wiederzusehen. Ich will sowieso auf die schöne
Insel Padoklion fliegen. Dort vermutet uns Xiang-Beutezahn nicht. Von dort aus
könnten wir dann die ganze Sache nochmal einfädeln. Oder wir bieten den
Jade-Tiger seinem rechtmäßigen Besitzer an, diesem Lee Pa Li in Hongkong. Aber
das wäre wohl nur die zweitbeste Lösung.“
    Padoklion!
    Karin war wie elektrisiert.
    Dieses Trio wollte dorthin. Hatte also
dasselbe Ferienziel wie die TKKG-Bande. Irre!
    Jetzt redete Nick. Und zwar mit dem
ganzen Körper. Die Arme ruderten, der Rücken spannte sich, die Knie wurden
gebeugt und durchgedrückt — immer zu. Dann hob Nick sich auf die Zehenspitzen.
Die freie Faust boxte. Er schüttelte den Kopf, kratzte sich im Haar, lockerte
den Kragen. Der reinste Zappelpeter. Nur eins vergaß er: sich umzudrehen.
    Schade, dachte Karin, macht aber
nichts. Wenn er seine Komplicen informiert, erfahre ich alles.
    Nicks Gespräch mit den beiden Chinesen
dauerte etwa drei Minuten.
    Jetzt legte er auf, kam aus der
Telefonkabine und lächelte, als wäre ihm Aphrodite (griechische Göttin der
Liebe) am Strand von Padoklion begegnet — zwischen Liegestühlen und
Surfbrettern.
    „So, Leute“, sagte Nick, „es läuft.“

    „Tatsächlich?“ Edgar zerrte vor
Aufregung an seiner Uhr.
    „Der Chinese, mit dem ich geredet habe,
kann einigermaßen Deutsch. Ich habe ihm klargemacht, daß keiner von uns — dein
Name, Edgar, fiel natürlich nicht — in Antonias Behausung zurückkehrt. Und daß
sie uns hier in der Stadt niemals finden, diese Mistkerle, weil wir nicht mehr
lange bleiben. Letzte Chance für euch, sagte ich, den Jade-Tiger zu erwerben.
Sonst verkaufen wir ihn an diesen Lee Pa Li. Das hat gewirkt.“
    „Haben Sie das Geld mit?“ fragte
Antonia.
    „Anscheinend ja. Und sie haben auch
einen Stadtplan. Sie wollen das Geld sofort zu der genannten Adresse bringen.
Dann gehen sie — so haben wir’s ausgehandelt — in das Hotel Kaiserhof. Setzen
sich dort in die Halle und erwarten unseren Anruf. Denn eins ist ja klar: Bevor
wir das Geld nicht haben, geben wir den Jade-Tiger nicht her. Ich habe den
beiden gesagt, daß sie beobachtet werden.“
    „Großartig!“ Antonia klatschte in die
Hände. „300 000 DM. Meinen Anteil lege ich für die Aussteuer zurück. Da bin ich
ganz Griechin. Von einer griechischen Braut erwartet man, daß sie einen Sack
voll Geld in die Ehe mitbringt. Sonst kriegt sie nie einen Mann. Ist Tatsache,
Edgar! In der Beziehung geht’s in Griechenland noch zu wie im finsteren
Mittelalter. Ein Vater, der nur Töchter hat, wird seines Lebens nicht mehr
froh. Nick denkt da, Gott sei Dank, anders. Nicht wahr, Nick, du nimmst mich
auch, wenn ich so arm bin wie jetzt?“
    Der Meisterdieb grinste. „Klar. Aber
mit Geld bist du mir noch lieber.“

9. Mitteilsame Nachbarin
     
    Mauerblumen Weg 6 — das war die
Adresse.
    Chung und die TKKG-Bande standen vor
einem mehrstöckigen Fachwerkhaus. Es wirkte schief. Aber es fiel nicht in sich
zusammen. Die Häuser rechts und links, die es stützten, hatten starke
Betonmauern, kein Fachwerk.
    „Aha!“ sagte Klößchen, meinte aber
nicht die Adresse der Griechin Antonia, sondern seinen Durchblick.
    Den hatte er endlich. Karl hatte den
gesamten Herweg, knappe 13 Minuten, benötigt, um dem faulen Finanzier die
Situation rund um den gestohlenen Jade-Tiger zu verklickern.
    „Aha!“ sagte Klößchen abermals. „Bin ja
gespannt, wie der alte Tiger aussieht. Meine Mutter hat einen Armreif aus
Jade.“
    Tim blickte Chung an. „Weder Klaudonia
noch seine Mieze kennen uns. Wir können geradewegs auf sie zugehen.“
    Chung nickte.
    Die Tretmühlen lehnten an der Hauswand.
    Aber hier war nirgendwo Schatten.
    „Drin ist es diesmal kühler“, sagte
Klößchen, „ich komme mit.“
    Ist keine feine Adresse, dachte Tim,
nur eine Daumenbreite besser als ein Asylanten-Heim. Sicherlich wohnen
Ausländer in dieser altersschwachen Hütte. Immerhin steht sie zentral. Nur 300
Meter bis zur Fußgänger-Zone.
    Hinter der Eingangstür, deren Schloß
nicht funktionierte, war eine kleine Halle. Eine breite Holztreppe führte in
die Stockwerke hinauf. Durch das Treppenhaus konnte man die Windungen des
Geländers sehen — bis in die vierte Etage hoch.
    An der Wand hingen Briefkästen. Drei
Wohnungen pro Etage. A. Vasilopoulos wohnte offenbar im dritten Stock. Klößchen
nahm es zur Kenntnis und stöhnte.
    „Wenn uns Klaudonia

Weitere Kostenlose Bücher