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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dumm kommt“, sagte
Tim leise zu Chung, während sie hinaufstiegen, „machen wir ihn zur Schnecke. Am
besten, Sie überlassen das mir. Ich bin noch nicht strafmündig aufgrund meiner
Jugend. Sie als professioneller Kung Fu-Artist könnten Ärger bekommen.“
    Chung schüttelte den Kopf. „Wir
beschreiten den friedlichen Weg und wenden nur sanfte Gewalt an.“
    Die Wohnungstüren trugen
Namensschilder. Die TKKG-Bande und Chung lasen alle aufmerksam.
    Im dritten Stock hatte eine Wohnung
kein Schild, in der daneben war Baldriane Watsch zu Hause. An der
nächsten Tür hatte man mit einer Reißzwecke eine Visitenkarte angeheftet: Antonia
Vasilopoulos — Hotelgehilfin.
    Tim wollte klingeln.
    Bevor er mit dem Daumen drückte, sah
er: Die Tür war nur angelehnt.
    „Es ist offen.“ Er klingelte trotzdem,
beugte sich vor und musterte das Schloß.
    Da war etliches verkratzt und verbogen.
Aus dem Holz des Türrahmens hingen Späne.
    „Das ist aufgebrochen“, sagte Tim
leise.
    Die Türklingel hatte nichts bewirkt. In
der Wohnung blieb alles ruhig.
    Tim schob die Tür auf und spähte durch
eine metertiefe Diele in einen großen hohen Raum. Chaos herrschte dort: die
perfekteste Unordnung, die Tim je gesehen hatte. Und das wollte was heißen.
Immerhin war Klößchen sein Freund. Und es gab noch schlimmere
Tohuwabohu-Spezialisten in der Internats-Schule.
    Nichts Lebendiges war zu sehen, auch
kein Kanarienvogel oder Zierfisch.
    „Hallo!“ sagte Tim. „Frau Vasilopoulos!
Sind Sie zu Hause?“
    Keine Antwort.
    Tim trat ein. Chung kam mit. Gaby, Tim
und Klößchen blieben draußen.
    Die Wohnung der Griechin Antonia erwies
sich als großes Apartment — mit Kochnische und Badezimmer.
    Offensichtlich war alles durchwühlt
worden. Aber unter dieser frischen Unordnung war noch die alte zu erkennen.
    „Wir kommen zu spät“, sagte Tim. „Falls
der Jade-Tiger hier war — jetzt bestimmt nicht mehr.“
    Chung nickte. „Xiang-Beutezahns
Gangster kennen kein Hindernis. Die walzen nieder, was ihnen im Weg steht.“
    „Aber wo sind die beiden Griechen?
Verschütt gegangen? Oder hatten sie Glück und waren nicht zu Hause, als hier die
Tür geknackt wurde? Und wer hat nun den Jade-Tiger?“
    Gaby hüstelte auffallend.
    Rasch verließen Tim und Chung die
Wohnung.
    Nebenan, bei Baldriane Watsch, rumorte
es hinter der Eingangstür, die jetzt geöffnet wurde und eine Dame aus der
Wohnung entließ. Die Frau kam rückwärts heraus.
    Das gab Tim Gelegenheit, Antonias Tür
rasch zuzuziehen. Dann stieß die Dame auch schon mit der Kehrseite gegen
Klößchen, der nicht schnell genug beiseite trat.
    Erschrocken drehte sie sich um.
    „Guten Tag, Frau Watsch“, sagte Tim.
„Sie sind doch Frau Watsch?“
    Sie trug einen luftigen Hosenanzug,
großen Strohhut und in den Händen zwei Körbe, die Geräte enthielten für die
Arbeit im Kleingarten: Sichel, Pflanzkelle, Asthippe, Setzholz, Rindenbürste —
außerdem eine Thermosflasche, Picknick-Schachtel, Turnschuhe und Kleidung zum
Wechseln.

    „Ja, ich bin Frau Watsch. Wollt ihr zu
mir?“
    Sie mochte 40 sein und aß
offensichtlich gern Kuchen. Himmelblaue Augen blickten aus einem runden
Gesicht.
    „Zu Frau Vasilopoulos wollen wir“,
erklärte Tim strahlend. „Aber sie scheint nicht zu Hause zu sein.“
    Baldriane Watsch schloß ihre Wohnung ab
und legte den Schlüssel in einen der Körbe.
    „Ja. Und das wundert mich. Denn gerade
eben sah ich, wie... also, wie zwei Chi... zwei Herren“, sie sah Chung an, „aus
ihrer Wohnung kamen.“
    „Zwei Chinesen?“ fragte Tim. „Also
doch. Herr Li hoffte, sie hier zu treffen. Haben Sie zufällig bemerkt, ob die
Herren Gepäck bei sich hatten? Ich meine, ob sie zusammengerollte Teppiche
trugen.“
    „Kamen die von einer Möbelfirma? So sahen
sie eigentlich nicht aus. Nein, keine Teppiche. Aber der eine hatte einen
kleinen Koffer. Einen blauen Flugkoffer mit gelben Aufklebern.“
    „Interessant!“ meinte Tim. „Und
andererseits zu dumm, daß wir Ihre Nachbarin nicht antreffen.“
    „Sie hat seit heute Besuch. Ihr
Verlobter ist gekommen, Herr Klaudonia. Ich kenne beide recht gut. Reizende
Menschen. Außerdem stammen beide von meiner liebsten Urlaubsinsel. Hach, wenn
ich nur an Padoklion denke! Stehenden Fußes würde ich hineilen. Aber man muß ja
fliegen. Oder das Schiff benutzen. Und dieses Jahr lassen meine Mittel das
nicht zu.“
    „Ist ja noch interessanter!“ rief Tim.
„Von Padoklion also? Auch wir schätzen diese Insel. Wie sich das

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