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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Richtungen.
    »Das ist Charles Render. Er ist Neuropartizipant«, stellte Heydell ihn den anderen vor. »Und das ist sein Sohn Peter. Wir benötigen mein Labor, sind aber gleich wieder zurück.«
    Sie verließen das Zimmer und gelangten in ein kleines Vorzimmer. Heydell öffnete die isolierte Tür zu seinem isolierten Labor. Das Labor hatte ihn beträchtliche Zeit und beträchtliches Geld gekostet. Er hatte dazu die Zustimmung der Baubehörde benötigt und die der Gebäudeverwaltung, die ihrerseits die schriftliche Zustimmung aller anderen Hausbewohner eingeholt hatte. Render wußte, daß einige von ihnen mit finanziellen Zuwendungen hatten bestochen werden müssen.
    Sie traten in das Labor ein, und Heydell setzte den Röntgenapparat in Betrieb. Er machte einige Aufnahmen und entwickelte sie nach einem Schnellverfahren.
    »Schön«, stellte er fest, als er sie betrachtete. »Es ist kein weiterer Schaden entstanden, und der Bruch heilt gut.«
    Render lächelte. Er merkte, daß seine Hände gezittert hatten.
    Heydell klopfte ihm auf die Schulter. »Trink also einen Punsch mit uns.«
    »Danke, Heydell. Das werde ich tun.« Er nannte ihn immer beim Nachnamen, weil sie beide Charles hießen.
    Sie schalteten die Geräte ab und verließen das Labor.
    Im Wohnzimmer schüttelte Render einigen Leuten die Hand und setzte sich mit Peter auf das Sofa.
    Er nippte an seinem Punsch, und einer der Männer, denen er gerade vorgestellt worden war, ein Doktor Minton, begann ein Gespräch.
    »Sie sind also ein Schöpfer, hm?«
    »Das ist richtig.«
    »Ich habe mich stets für dieses Gebiet interessiert. Vorige Woche hatten wir in unserem Krankenhaus eine Konferenz ...«
    »So?«
    »Unser Psychiater erwähnte, daß Neuropie-Behandlungen nicht mehr oder weniger erfolgreich sind als gewöhnliche therapeutische Sitzungen.«
    »Ich glaube nicht, daß er darüber ein richtiges Urteil abgeben kann – besonders wenn Sie von Mike Mismire sprechen, wie ich vermute.«
    Dr. Minton hob die Hände. »Er sagt, er hätte Daten gesammelt.«
    »Die Veränderungen, die in einem Patienten während einer Neuropie-Sitzung vorgehen, sind qualitativer Art. Ich weiß nicht, was er mit ›erfolgreich‹ meint. Die Ergebnisse sind erfolgreich, wenn man den Patienten von seinem Problem befreit. Es gibt verschiedene Methoden, dies zu erreichen – aber Neuropie ist der Psychoanalyse qualitativ überlegen, weil sie meßbare, organische Veränderungen bewirkt. Sie beeinflußt unter der Patina von wirklichen und simulierten Impulsen direkt das Nervensystem darunter. Sie induziert den gewünschten Zustand der Selbsterkenntnis und adjustiert dessen neurologische Grundlagen. Psychoanalyse und verwandte Methoden sind rein funktionell. Das Problem wird eher beseitigt, wenn es neuropisch behandelt wird.«
    »Warum verwenden Sie dann nicht Neuropie zur Heilung von Geisteskranken?«
    »Das wurde einige Male getan, ist aber normalerweise zu gefährlich. Vergessen Sie nicht ›Partizipation‹ ist das Schlüsselwort. Zwei Nervensysteme, zwei Gehirne sind daran beteiligt. Die Sitzung kann zu einer Kontra-Therapie werden, wenn die Abweichungen so stark sind, daß sie der Operateur nicht zu kontrollieren vermag. Dann wird sein Zustand der Selbsterkenntnis verändert, seine neurologische Basis readjustiert. Er erleidet organische Schäden und wird selbst geisteskrank.«
    »Gibt es keine Möglichkeit, diese Rückkopplung zu dämpfen?« fragte Minton.
    »Noch nicht, wenn man nicht die Effektivität des Operateurs herabsetzen will. Man arbeitet an diesem Problem in Wien, aber es hat den Anschein, als ließe die Lösung auf sich warten.«
    »Wenn man eine findet, so wird man sich wahrscheinlich signifikanteren Gebieten der Geistesstörungen zuwenden können«, sagte Minton.
    Render trank seinen Punsch. Er mochte nicht die Art, wie der Mann das Wort »signifikanter« betont hatte. Nach einigen Augenblicken sagte er: »Mittlerweile behandeln wir das, was wir behandeln können, auf die beste mögliche Weise, und Neuropie ist sicher die beste bekannte Methode.«
    »Es gibt Leute, die sagen, daß ihr die Neurosen nicht wirklich heilt, sondern ihnen nachgebt, daß ihr die Patienten zufriedenstellt, indem ihr ihnen eigene kleine Welten schafft, in denen sie neurotisch sein können – Urlaub von der Realität, Orte, wo sie gleich nach Gott kommen.«
    »Das ist nicht der Fall«, widersprach Render. »Die Ereignisse, die in diesen Welten stattfinden, sind nicht notwendigerweise Dinge, die ihnen

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