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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Freude machen. Und sie haben keinen Einfluß auf das Geschehen. Das hat nur der Schöpfer oder Gott, wie Sie sagen. Es ist ein Lernprozeß. Man lernt durch Genuß, und man lernt durch Schmerz. Im allgemeinen handelt es sich in diesen Fällen um die schmerzhafte Variante.« Er zündete sich eine Zigarette an und nahm noch eine Tasse Punsch entgegen. »Daher sehe ich die Kritik als unberechtigt an«, schloß er.
    »Und es ist ziemlich teuer«, sagte Minton.
    Render zuckte die Schultern. »Haben Sie sich einmal erkundigt, was eine Omnikanal-Neuro-Transmissions- und Rezeptions-Anlage kostet?«
    »Nein.«
    »Tun Sie es einmal«, sagte Render.
    Er lauschte einem Weihnachtslied, drückte seine Zigarette aus und erhob sich. »Ich danke dir vielmals, Heydell«, sagte er. »Ich muß jetzt gehen.«
    »Warum hast du es so eilig? Bleib doch noch!«
    »Ich möchte ja, aber ich habe Leute oben, um die ich mich kümmern muß.«
    »Oh. Viele?«
    »Zwei.«
    »Hole sie herunter. Ich bin gerade dabei, ein kaltes Buffet herzurichten, und es ist mehr als genug vorhanden.«
    »Na schön ...«, sagte Render.
    »Gut! Warum rufst du sie nicht von hier aus an?«
    Render tat es.
    »Peters Knöchel ist nichts passiert«, sagte er.
    »Großartig. Und was machen wir mit meinem Mantel?« fragte Jill.
    »Vergiß ihn für den Augenblick. Ich werde mich später darum kümmern.«
    »Ich habe es mit lauwarmem Wasser versucht, aber er ist immer noch ein wenig rosa ...«
    »Leg ihn in den Karton zurück und spiel nicht mehr damit! Ich sagte ja, ich würde mich darum kümmern.«
    »Okay, okay. Wir sind in einer Minute unten. Bennie hat Peter ein Geschenk mitgebracht und auch etwas für dich. Sie will noch zu ihrer Schwester, aber sie sagt, sie habe es nicht eilig.«
    »Gut. Bring sie mit. Sie kennt Heydell.«
    »Fein.« Sie unterbrach die Verbindung.
     
    Die Gäste aßen. Die meisten tranken warmen Ronrico mit Zimt oder Fruchtcocktails und Punsch mit Ingwer. Sie sprachen über Kunststofflungen, Computerdiagnose und die Wertlosigkeit von Penizillin. Peter saß da, hielt die Hände im Schoß gefaltet und horchte zu und beobachtete alles. Zu seinen Füßen lagen die Krücken. Musik erfüllte den Raum.
    Jill hörte ebenfalls zu.
    »Wenn man sie senden und empfangen kann, dann kann man sie auch aufzeichnen, oder?« fragte Minton.
    »Ja«, antwortete Render.
    »Das habe ich mir gedacht. Warum wird nicht mehr über diesen Aspekt geschrieben?«
    »Vielleicht in fünf oder zehn Jahren. Jetzt aber sind die Aufzeichnungen nur für qualifiziertes Personal bestimmt.«
    »Warum?«
    »Nun« – Render machte eine Pause, um sich eine Zigarette anzuzünden – »um ganz aufrichtig zu sein, so geschieht dies deswegen, um nicht die Kontrolle darüber zu verlieren, bis wir mehr darüber wissen. Die Sache könnte kommerziell ausgewertet werden, vielleicht mit katastrophalen Auswirkungen, wenn jeder Zugang hätte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich könnte eine stabile Persönlichkeit hernehmen und in ihrem Geist jeden Traum konstruieren, den Sie sich denken können, und darüber hinaus eine Menge, die Sie sich nicht vorstellen können, – Träume, die von Gewalt und Sexualität bis zu Sadismus und Perversion reichen, Träume mit einer Handlung, wie zum Beispiel eine Totalpartizipationsgeschichte, oder Träume, die an den Rand des Wahnsinns grenzen, Wunschträume jeder Art. Ich könnte sogar den visuell-künstlerischen Stil wählen vom Expressionismus bis zum Surrealismus, wenn Sie wollen. Ein Traum von Gewalt vor einem kubistischen Hintergrund? Mögen Sie das? Großartig! Sie könnten sogar das Pferd von Guernica sein. Ich könnte es erschaffen. Ich könnte das Ganze aufnehmen und für Sie oder einen anderen beliebig oft abspielen.«
    »O Gott!«
    »Ja, Gott. Ich könnte Sie zum Gott machen, falls Sie das wollten, und ich könnte für Sie die Schöpfung nachvollziehen, so daß sie für Sie sieben volle Tage andauert. Ich kann den Zeitsinn, die organische Uhr, beeinflussen und wirkliche Minuten zu subjektiven Stunden strecken.«
    »Früher oder später wird dies wohl geschehen, oder?«
    »Ja.«
    »Was wird das für Folgen haben?«
    »Das kann niemand voraussehen.«
    »Chef«, fragte Bennie leise, »könnten Sie Erinnerungen wieder erwecken? Könnten Sie etwas aus der Vergangenheit rekonstruieren und im Geist einer Person wieder geschehen lassen, so daß es ihr wie die Wirklichkeit vorkommt?«
    Render biß sich auf die Lippen und blickte sie mit einem sonderbaren Blick

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