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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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senkte auch er den Kopf und begann an dem Ding zu zerren. Das Fleisch war warm und roh und schmeckte nach Wild. Der andere Hund hatte sich zurückgezogen, und ein Knurren erstarb in seiner Kehle.
    Aber er war nicht besonders hungrig, und daher ließ er die Beute fallen und wich zurück. Der andere Hund stürzte sich wieder darauf.
    Danach jagten sie ein paar Stunden lang.
    Stets gelang es ihm, die Beute zu töten, aber danach überließ er sie immer dem anderen.
    Gemeinsam jagten sie sieben Hasen. Die beiden letzten rührten sie nicht an.
    Der Hund setzte sich und blickte ihn an.
    »Braver Hund«, sagte er zu ihm.
    Der andere wedelte mit dem Schwanz.
    »Böser Hund«, sagte er.
    Der Schwanz hörte zu wedeln auf.
    »Sehr böser Hund.«
    Der andere ließ den Kopf sinken und sah zu ihm hoch.
    Er wandte sich ab und ging davon.
    Der andere folgte ihm mit dem Schwanz zwischen den Beinen.
    Er blieb stehen und sah sich über die Schulter um.
    Der Hund duckte sich.
    Dann bellte er fünfmal und heulte.
    Ohren und Schwanz hoben sich wieder. Der andere trat an ihn heran und beschnupperte ihn.
    Er lachte. »Braver Hund«, sagte er.
    Der Schwanz wedelte.
    Er lachte wieder. »Mik-ro-ze-pha-ler Idiot«, sagte er.
    Der Schwanz wedelte weiter.
    Er lachte. »Braver Hund, braver Hund, braver Hund.«
    Der andere lief um ihn herum, legte den Kopf zwischen die Vorderpfoten und sah zu ihm auf.
    Er entblößte seine Zähne und knurrte. Dann sprang er ihn an und biß ihn in die Schulter.
    Der andere jaulte auf und lief davon.
    »Du Narr«, grollte er. »Narr, Narr, Narr!«
    Er erhielt keine Antwort.
    Er heulte wieder, und kein anderes Tier auf der Erde vermochte so zu heulen.
    Dann kehrte er zum Auto zurück, stieß die Tür mit der Schnauze auf und stieg hinein. Er lehnte sich gegen einen Knopf am Schaltpult, und der Motor startete. Die Tür ging ganz auf und fiel dann ins Schloß. Mit einer Pfote gab er die Koordinaten ein. Das Auto fuhr rückwärts unter dem Baum hervor, wendete dann und strebte über den Weg der Straße zu.
    Später gelangte es auf die Autobahn und verschwand in der Ferne.
     
    Irgendwo ging ein Mann.
    An diesem kühlen Morgen hätte er einen dickeren Mantel tragen sollen, aber er mochte den mit dem Pelzkragen am liebsten.
    Mit den Händen in den Taschen ging er am Zaun entlang. Auf der anderen Seite des Zaunes rasten die Autos vorbei.
    Er drehte sich nicht um.
    Er hätte sich an den verschiedensten Orten aufhalten können, aber er hatte sich für diese Stelle entschlossen.
    Er hatte sich entschlossen, an diesem kühlen Morgen einen Spaziergang zu unternehmen.
    Er hatte sich entschlossen, sich um nichts anderes zu kümmern.
    Die Autos huschten vorbei, und er ging langsam und unbeirrt.
    Er begegnete keinem anderen Fußgänger.
    Er hatte den Kragen hochgestellt, aber dies hielt die Kälte nicht gänzlich ab.
    Er ging, und der Morgenwind zerrte an seiner Kleidung. Er war ein unbeachteter Teil der unendlichen Vielfalt des Tages.
     
    Weihnachtsabend.
    Charles Render und Peter Render und Jill DeVille begannen den Weihnachtsabend allein und in aller Stille.
    Renders Wohnung befand sich in der Spitze eines Turmes aus Stahl und Glas. An einigen Wänden befanden sich Bücherreihen, ein paar Statuetten standen in den Regalen, an einigen Stellen hingen primitive Gemälde in leuchtenden Farben, an anderen kleine konkave und konvexe Spiegel, die nun mit Mistelzweigen geschmückt waren.
    Auf dem Kaminsims standen Glückwunschkarten. Die Zimmerpflanzen waren mit Sternen und Glitzerkram geschmückt. Sanfte Musik durchdrang die Wohnung.
    Die Punschschüssel wirkte wie ein rosiges Juwel in einer Diamantenfassung. Sie hielt Hof auf dem niedrigen Kaffeetisch aus Kirschholz, und die Höflinge waren die Tassen, die in dem indirekten Licht matt schimmerten.
    Es war Zeit, die Weihnachtspakete zu öffnen.
    Jill hatte ihr Geschenk angezogen und drehte und wendete sich darin.
    »Ein Hermelin!« rief sie. »Wie prachtvoll. Oh ich danke dir, lieber Schöpfer! «
    Render lächelte und blies Rauchwölkchen.
    »Er ist wie Schnee, jedoch warm! Wie Eis, jedoch weich ...« sagte sie.
    »Die Felle toter Tiere«, stellte er fest, »sind Zeichen für den Mut des Jägers. Ich habe sie für dich gejagt, habe die ganze Erde durchstreift, bis ich den schönsten weißen Geschöpfen begegnet bin. Ich habe zu ihnen gesagt: ›Gebt mir euer Fell‹, und sie haben es getan. Mächtig ist Render, der Jäger.«
    »Ich habe auch etwas für dich«, sagte

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