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Herr der Träume

Herr der Träume

Titel: Herr der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Bartelmetz.
    »Haben Sie heute Charles gesehen?«
    »Nein, leider nicht; und dabei wollte ich unsere Diskussion fortsetzen, solange sein Geist sich noch in den ersten Stadien des Erwachens befindet und leichter zu beeinflussen ist. Leider« – er nahm einen Schluck Kaffee – »beginnt derjenige, der gut und lange schläft, den Tag erst in der Mitte des zweiten Aktes.«
    »Ich komme gewöhnlich erst in der Pause und lasse mir von jemandem den Inhalt des Versäumten erzählen. Setzen Sie die Diskussion mit mir fort. Ich bin stets beeinflußbar, und meinen skandhas fehlt nichts.«
    Ihre Blicke trafen einander, und er biß von einer Brotscheibe ab.
    »Ja«, sagte er endlich, »das habe ich mir gedacht. Na schön. Was wissen Sie von Renders Arbeit?«
    Sie setzte sich bequemer in ihren Stuhl.
    »Hm. Er ist ein spezialisierter Spezialist auf einem äußerst spezialisierten Gebiet, und es fällt mir nicht leicht, das wenige zu verstehen, was er mir darüber berichtet. Manchmal möchte ich gern einen Blick in die Gedanken anderer Leute werfen können – natürlich um herauszufinden, was sie über mich denken –, aber ich glaube nicht, daß ich es lange aushalten würde. Besonders, wenn es sich um die Gedanken von jemandem mit ... Problemen handelt.« Sie schüttelte sich gespielt schaudernd. »Ich fürchte, ich hätte zuviel Mitleid oder Angst oder sowas. Und dann – nach dem, was ich gelesen habe – päng! und wie durch sympathetische Magie sind es meine Probleme.
    Charles hat jedoch nie irgendwelche Probleme«, fuhr sie fort. »Zumindest keine, über die er mit mir spricht. In der letzten Zeit bin ich mir jedoch nicht mehr so sicher. Dieses blinde Mädchen und ihr sprechender Hund scheinen zuviel für ihn zu sein.«
    »Sprechender Hund?«
    »Ja, ihr Blindenhund ist einer jener künstlichen Mutanten.«
    »Wie interessant ... Haben Sie sie jemals getroffen?«
    »Nein, nie.«
    »Manchmal stößt ein Therapeut auf einen Patienten, dessen Probleme mit den seinen so verwandt sind, daß die Sitzungen äußerst anstrengend werden«, stellte er fest. »Bei mir ist dies immer der Fall, wenn ich einen Kollegen behandle. Vielleicht sieht Charles in dieser Situation eine Parallele zu etwas, was ihn persönlich bekümmert. Ich habe ihn nicht selbst behandelt. Ich kenne seine Gedankenwelt nicht, obwohl er lange Zeit mein Schüler war. Er war stets etwas zurückhaltend, konnte gelegentlich jedoch ziemlich autoritär werden. Was gibt es noch für Dinge, die zur Zeit seine Aufmerksamkeit beanspruchen?«
    »Sein Sohn Peter ist ihm von äußerster Wichtigkeit. Innerhalb von fünf Jahren hat er ihn fünfmal die Schule wechseln lassen.«
    Ihr Frühstück wurde serviert. Sie rückte ihren Stuhl näher an den Tisch.
    »Und in der letzten Zeit liest er die Krankengeschichten von Selbstmorden und spricht darüber und hört gar nicht damit auf.«
    »Weswegen?«
    Sie zuckte mit den Schultern und begann zu essen.
    »Den Grund hat er nie erwähnt«, antwortete sie und sah auf. »Vielleicht schreibt er etwas ...«
    Bartelmetz aß sein Rührei auf und schenkte sich mehr Kaffee nach.
    »Fürchten Sie sich vor diesem Patienten?« fragte er.
    »Nein ... ja«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Ich fürchte mich vor sympathetischer Magie«, sagte sie und errötete leicht.
    »Damit lassen sich viele Dinge bezeichnen.«
    »Das stimmt«, gab sie zu. Nach einer Pause fuhr sie fort: »Wir sind beide an seinem Wohlbefinden interessiert und stimmen überein, was die Gefahr darstellt. Darf ich Sie also um einen Gefallen bitten?«
    »Sie dürfen.«
    »Sprechen Sie nochmals mit ihm«, bat sie. »Überzeugen Sie ihn, den Fall aufzugeben.«
    Er faltete seine Serviette zusammen.
    »Ich werde es nach dem Abendessen tun«, sagte er.
     
    Render schlenderte mit den Händen in den Taschen die schmale Straße entlang. Er hatte sich entschuldigt, aber nicht gesagt, wohin er gehen würde. Das deswegen, weil er kein Ziel vor Augen hatte. Bartelmetz' zweiter Versuch, ihm einen Rat zu erteilen, hatte ihn fast Dinge sagen lassen, die er später bereut hätte. Es war einfacher, spazieren zu gehen als die Diskussion fortzusetzen.
    Einer plötzlichen Laune nachgebend, betrat er ein kleines Geschäft und kaufte eine Kuckucksuhr. Er war überzeugt, Bartelmetz würde das Geschenk richtig verstehen und annehmen. Er lächelte und ging weiter.
    Was war das für ein Brief, den der Rezeptionist Jill extra an den Abendtisch gebracht hatte? Er war dreimal nachgeschickt worden und kam von einer

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