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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hände. Meiner Ansicht nach kann es gar nicht so schwer sein, ein Verbrechen, einen Mord oder einen Diebstahl vorzubereiten und ihn auszuführen, ohne Verdacht zu erwecken und dadurch jede Verfolgung zu vereiteln. Sie begreifen, Strock, daß ich es nicht bin, der dem verbrecherischen Gesindel Unterricht in der nötigen Gewandtheit und Vorsicht geben möchte, doch ich wiederhole, es sind ihrer viele gewissenlose Burschen, die die Polizei niemals hat finden können.«
    In dieser Beziehung stimmte ich mit meinem Vorgesetzten vollständig überein; gerade unter den Verbrechern gab es die größten Schwachköpfe!
    Jedermann wird aber ohne Bedenken zugeben, daß es nicht weniger erstaunlich war, daß die Behörden, städtische und andere, noch nicht imstande gewesen waren, Licht über die Vorkommnisse zu verbreiten, deren Schauplatz mehrere Bundesstaaten gewesen waren. Als Herr Ward darüber mit mir sprach, konnte ich meine Verwunderung über die Lage der Dinge nicht verhehlen.
    Es betraf das unfaßbare Gefährt, das zu großer Gefahr für Fußgänger, Wagen und Pferde auf den Landstraßen umherrollte. Der Leser weiß ja schon, wie es bezüglich der Geschwindigkeit alle Rekorde des Automobilismus brach. Schon von den ersten Tagen an war von den darüber unterrichteten Behörden angeordnet worden, den bedrohlichen Launen dieses Chauffeurs Einhalt zu tun. Dieser tauchte auf, man wußte nicht woher, er erschien und verschwand mit der Schnelligkeit des Blitzes. Obgleich zahlreiche und tätige Polizisten gegen ihn aufgeboten worden waren, hatte es doch noch keinem gelingen wollen, den Delinquenten dingfest zu machen. Hatte er doch erst ganz kürzlich bei dem vom American Automobil-Club veranstalteten Wettfahren zwischen Prairie-du-Chien und Milwaukee die zweihundert Meilen lange Bahn rasenden Laufes in weniger als anderthalb Stunden zurückgelegt!
    Was aus dem Fahrzeug geworden war, darüber wußte man ebenfalls nichts. War es, am Ende der Rennstrecke angelangt und bei seiner Schnelligkeit, ohne angehalten werden zu können, in dem Gewässer des Michigansees untergegangen? Sollte man annehmen, daß der Führer samt seiner Maschine umgekommen wäre, daß niemals wieder von dem einen und von der andern die Rede sein würde? Der größere Teil des Publikums weigerte sich, an diese Lösung, die beste, die es hätte geben können, zu glauben, sondern erwartete, beide über kurz oder lang wieder erscheinen zu sehen.
    In den Augen des Herrn Ward gehörte die abenteuerliche Geschichte in das Gebiet der ganz außergewöhnlichen Ereignisse, und ich teilte hierin seine Anschauung. Zeigte sich die verteufelte Persönlichkeit nicht wieder, so gehörte sie sicherlich zu den Geheimnissen, die zu ergründen dem Menschen nicht gegeben ist.
    Mein Chef und ich hatten über die Angelegenheit gesprochen, und ich glaubte schon, die Unterhaltung darüber wäre zu Ende, als Herr Ward, nach einigen Schritten durch sein Bureau, von neuem darauf zurückkam.
    »Ja, dieses Auftauchen auf der Straße nach Milwaukee während des internationalen Wettrennens, das ist gewiß höchst seltsam, und für mich, ich gestehe es, nicht am wenigsten!«
    Herr Ward überreichte mir einen Bericht, der ihm von der Polizei in Boston zugegangen war und Vorkommnisse betraf, die von den Zeitungen noch denselben Abend zur Kenntnis ihrer Leser gebracht wurden.
    Während ich das Schriftstück durchlas, setzte sich Herr Ward an seinen Schreibtisch und vollendete eine vor meinem Besuche begonnene Korrespondenz. Ich hatte am Fenster Platz genommen und studierte den Bericht mit größter Aufmerksamkeit.
    Seit einigen Tagen wurden die Gewässer vor Neuengland, in Sicht der Küsten von Maine, Connecticut und Massachusetts, von einer Erscheinung beunruhigt, über deren Natur sich niemand klar werden konnte.
    Eine bewegliche Masse, die zwei bis drei Meilen vom Ufer auftauchte, glitt dort im schnellsten Tempo umher, entfernte sich dann ebenso und verschwand nach kurzer Zeit auf dem hohen Meere.
    Die Bewegungen der Masse erfolgten mit solcher Geschwindigkeit, daß man der Erscheinung selbst mit den besten Fernrohren kaum folgen konnte. Ihre Länge mochte höchstens dreißig bis vierzig Fuß betragen. Von Gestalt spindelförmig, war sie von grünlicher Farbe, stimmte also mit der des Meerwassers ziemlich überein und erschwerte so jede genauere Unterscheidung. Der Teil des amerikanischen Ufers, wo sie am häufigsten beobachtet worden war, lag zwischen dem Kap Nord des Staates Connecticut und

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