Herr der Welt
Eigenschaften zukämen. Alle stimmten darin überein, daß es mit einem elektrischen Motor ausgestattet sein müsse; aus welcher Quelle dieser aber seinen Betriebsstrom schöpfte, das konnte sich niemand vorstellen.
Was die Presse aber bisher noch nicht vor der Öffentlichkeit zur Sprache gebracht hatte – bald mußte es jedenfalls geschehen – das war ein merkwürdiges und für den aufmerksamen Beobachter auffallendes Zusammentreffen von Umständen, das Herrn Ward gleichzeitig mit mir zur Erkenntnis kam.
Es bezog sich darauf, daß das berüchtigte Boot erst auftauchte, als das nicht minder berüchtigte Automobil verschwunden war. Beide verfügten gleichmäßig über eine erstaunliche Kraft zu ihrer Fortbewegung. Zeigten beide sich etwa gar von neuem, das eine auf dem Lande, das andere auf dem Wasser, so waren Boote, Fußgänger und Geschirre von der gleichen Gefahr bedroht. Dann wurde es unerläßlich, daß die Polizei durch jedes nur erdenkbare Mittel für die öffentliche Sicherheit auf den Landstraßen und auf dem Meere zu sorgen hatte.
Das erklärte der Polizeidirektor mir gegenüber, und diese Pflicht der Behörden lag ja auch klar auf der Hand; doch wie sollte man ihr mit Erfolg genügen?
Nach diesem Gespräch, das übrigens noch einige Zeit fortdauerte, wollte ich mich gerade zurückziehen, als Herr Ward mich noch einmal aufhielt.
»Ist es Ihnen nicht aufgefallen, Strock, sagte er, daß zwischen der Gangart der beiden Apparate – ob Wasserfahrzeug oder Automobil – eine merkwürdige Ähnlichkeit zutage tritt?
– Gewiß, Herr Direktor!
– Nun: wer weiß, ob die beiden am Ende nicht ein und derselbe Apparat sind!«
Sechstes Kapitel.
Der erste Brief.
Nachdem ich Herrn Ward verlassen hatte, suchte ich meine Wohnung in der Long-Street, 34, auf.
Dort hatte ich Muße, die Sache ungestört – ich habe weder Frau noch Kinder – weiter zu überlegen. Hier versorgte meinen bescheidenen Haushalt nur eine alte Dienerin, die früher bei meiner Mutter gewesen und die jetzt schon fünfzehn Jahre auch bei mir geblieben war.
Einen Monat vorher hatte ich einmal Urlaub bekommen, der jetzt noch vierzehn Tage dauern sollte, wenn er nicht durch unvorhergesehene Zwischenfälle, durch eine unaufschiebbare Mission verkürzt wurde.
Das war, wie der Leser weiß, schon einmal drei Tage lang der Fall gewesen, als ich zur Untersuchung der am Great-Eyry beobachteten Erscheinungen entsendet worden war.
Würde mir jetzt nicht auch der Auftrag erteilt werden, einesteils über die Vorfälle auf der Straße nach Milwaukee, andernteils über die in den Gewässern von Boston Licht zu verbreiten?… Das mußte sich ja bald entscheiden. Wie sollte ich aber die Fährte jenes Automobilisten und die des verschwundenen Bootes oder Schiffes wieder aufspüren?… Natürlich verlangten das Interesse der Allgemeinheit und die nötige Sicherheit auf den Straßen und auf dem Wasser, daß für beide Maßregeln getroffen wurden, diese zu gewährleisten. Freilich, was konnte denn hierin geschehen, solange das Erscheinen des oder der Chauffeure von nirgendsher gemeldet wurde, und auch wenn das erfolgte, wie konnte man ihrer habhaft werden?
In meine Wohnung zurückgekehrt, zündete ich mir nach Einnahme des Frühstückes eine Pfeife an und nahm eine Zeitung zur Hand. Ich muß jedoch gestehen, daß mich die Politik sehr wenig interessierte, auch nicht die ewige Zänkerei zwischen Republikanern und Demokraten. Ich schlug deshalb sogleich die Spalte mit den vermischten Nachrichten auf.
Es wird niemand wundernehmen, daß ich hier zuerst nach einer Mitteilung aus Nordkarolina bezüglich der Angelegenheit des Great-Eyry sachte. Vielleicht fand sich hierunter eine von Morganton oder Pleasant-Garden eingesendete Nachricht. Herr Smith hatte mir übrigens ausdrücklich versprochen, mich auf dem Laufenden zu halten. Im Falle, daß aus dem Felsenhorst wieder Flammen emporloderten, sollte mir nach Verabredung sofort eine Depesche zugehen. Ich glaube ja gern, daß der Bürgermeister von Morganton, nicht weniger als ich, den Wunsche hegte, den Zutritt durch die Umwallung des Berggipfels zu erzwingen, und daß es ihn verlangte, unseren Versuch zu wiederholen, sobald sich dazu Gelegenheit böte. Seit meiner Abreise aus Nordkarolina war mir jedoch noch kein Telegramm zugegangen.
Aus der Zeitung erfuhr ich auch nichts Neues. Das Blatt glitt mir aus den Händen, ohne daß ich es bemerkte, und ich blieb in Nachdenken versunken sitzen.
Jetzt ging mir vor allem
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