Herr der Welt
genützt, mich etwa unmittelbar an die Unbekannten zu wenden? Noch heute sollte ein Geheimpolizist vor mein Haus beordert werden, und wenn sie am Abend oder am nächsten Tage wieder erschienen, sollte ihnen dieser in angemessener Entfernung folgen. Der würde ihnen nachgehen, wohin sie sich auch wendeten, und dann mußte sich ihre Persönlichkeit wohl schließlich feststellen lassen.
Ob sie mich jetzt wohl erwarteten, um mich bis zum Polizeiamte unauffällig zu begleiten?… Das mußte sich ja bald zeigen, und wenn sie es taten, bot sich vielleicht gleich eine Gelegenheit, ihnen eine Gastfreundschaft zu erweisen, für die sie mir freilich kaum Dank wissen würden.
Ich holte also meinen Hut und ging, während Grad am Fenster stehen blieb, hinunter, öffnete ruhig die Haustür und trat auf die Straße hinaus.
Die zwei Männer waren nicht mehr da.
Das Bild ihrer äußeren Erscheinung aber, das ich mir fest eingeprägt hatte, würde in meiner Erinnerung nicht mehr erblassen.
Trotz alles Umherspähens konnte ich sie nirgends entdecken.
Von diesem Tage an sahen wir, Grad und ich, sie nicht wieder vor meinem Hause, und ich begegnete ihnen auch niemals auf meinem gewohnten Wege.
Wenn ich annahm, wirklich der Gegenstand einer Ausspionierung gewesen zu sein, so mochten sie über mich nun vielleicht wissen, was sie erfahren wollten, da sie mich ja mit eigenen Augen gesehen hatten, und für mich verlor die ganze Angelegenheit schließlich ebenso alle Bedeutung, wie der Brief mit den Anfangsbuchstaben.
Bald wurde nämlich die allgemeine Neugier von neuem erweckt, und zwar unter wirklich außergewöhnlichen Umständen.
Ich glaube hier zunächst darauf hinweisen zu sollen, daß die Zeitungen ihre Leser mit den Erscheinungen am Great-Eyry, die sich nicht wiederholt hatten, gar nicht mehr unterhielten. Ebenso schwiegen sie über das Automobil und das Wasserfahrzeug, von denen unsere besten Spitzel keine Spur mehr hatten finden können. Alles das wäre nun wahrscheinlich in Vergessenheit geraten, wenn nicht eine neue Tatsache jene Vorkommnisse im Gedächtnis der Menge aufgefrischt hätte.
In der Nummer des »Evening Star« vom 22. Juni konnten Tausende von Lesern folgenden, schon am nächsten Tage von allen Blättern der Union wiedergegebenen Artikel finden:
»Der in Kansas, achtzig Meilen im Westen von dessen Hauptstadt Topeka gelegene Kirdallsee ist im allgemeinen wenig bekannt. Er verdient es aber, das zu sein, und wird auch ohne Zweifel bald bekannt werden, denn die öffentliche Aufmerksamkeit ist ihm neuerdings auf höchst seltsame Weise zugelenkt worden.
»Dieser von einem Bergwall umschlossene See scheint mit dem hydrographischen Netze des Staates nirgends in Verbindung zu stehen. Was er durch Verdunstung verliert, das wird ihm durch den reichlichen Regenfall in diesem Teile von Kansas wieder ersetzt.
»Man schätzt die Oberfläche des Kirdallsees auf fünfundsiebzig Quadratmeilen (= etwas über 1949
km 2
), und sein Niveau scheint ein wenig über der mittleren Höhe der Küste zu liegen. In seinem orographischen Rahmen fast eingezwängt, ist er auch nur schwierig, nur durch enge Schluchten zugänglich. Immerhin haben sich einige Dorfschaften auf seinem Ufer angesiedelt. Er liefert eine sehr reiche Ausbeute an Fischen, und zahlreiche Fischerboote durchfurchen ihn in allen Richtungen.
»Die Tiefe des Kirdallsees ist sehr wechselnd. Schon in der Nähe des Ufers beträgt sie nirgends unter fünfzig Fuß. Hier bilden fast lotrecht abfallende Felsen den Rand dieses weiten Wasserbeckens. Springt ein scharfer Wind auf, so schäumen die Wellen zuweilen wütend über den Uferrand, und die Leute, die in dessen Nähe wohnen, werden von dem Staubregen fast wie von dem starken Niederschlag bei einem Gewitter überschüttet.
»Die schon am Rande beträchtliche Tiefe des Wassers nimmt gegen die Mitte hin immer weiter zu, und an manchen Stellen hat man sie durch Sondierungen als dreihundert Fuß erreichend nachgewiesen.
»Es ist ein ungemein klares Süßwasser, das den See erfüllt. Natürlich findet man also niemals eigentliche Seefische darin, dagegen enthält er Hechte, Barsche, Forellen, Karpfen, Gründlinge, Aale u. dgl. in erstaunlicher Menge und von bedeutender Größe.
»Da begreift sich’s denn auch, daß die Fischerei im Kirdallsee sehr lohnend ist und eifrig betrieben wird. Mehrere tausend Fischer, die dazu mehrere hundert Boote benützen, finden dabei ihren Erwerb. Zu dieser Flottille kommen noch gegen zwanzig
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