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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eine an die Polizei gerichtete Einladung, die betreffende Gegend der Blauen Berge einer erneuten Durchsuchung zu unterziehen. Kam es darauf an, eine Rotte von Übeltätern einzufangen, so würde man schon zu ihnen vorzudringen wissen. Dem Melinit oder Dynamit hätte der Mauerkranz gewiß nicht standgehalten. Freilich, wie hätten die Übeltäter selbst ins Innere gelangen können, wenn es dahin nicht einen Durchgang gab, den wir nicht entdeckt hatten? Doch wie dem auch sein mochte, und selbst unter Annahme der letzterwähnten Vermutung… nie würde einer den mehr als unklugen Gedanken gehabt haben, diesen Brief an mich zu richten.
    Demnach blieb nur die eine Erklärung übrig, daß das Schreiben von der Hand eines Possenreißers und Spötters oder von der eines… Narren herrührte, und ich brauchte mich also darüber nicht weiter zu beunruhigen oder überhaupt mit der Sache zu beschäftigen.
    Dachte ich auch einen Augenblick daran, Herrn Ward davon Mitteilung zu machen, so entschied ich mich doch dafür, es nicht zu tun. Er hätte dem Briefe jedenfalls auch keine ernste Bedeutung beigemessen. Dennoch hütete ich mich, ihn zu zerreißen, sondern verschloß ihn für alle Fälle in meinem Schreibtische. Erhielt ich noch weitere ähnliche Zuschriften, etwa auch mit den nämlichen Anfangsbuchstaben, so gedachte ich sie zu diesem ersten zu legen, wenn ich ihren Inhalt auch ebensowenig für Ernst halten würde.
    Mehrere Tage verstrichen, an denen ich mich wie gewöhnlich nach dem Polizeiamte begab. Ich hatte hier einige Berichte zu vollenden, und nichts deutete vorläufig darauf hin, daß ich Washington in der nächsten Zeit verlassen sollte. Leute unseres Berufes sind freilich niemals auch nur des nächsten Tages sicher. Gar zu leicht kann das oder jenes vorkommen, was einen nötigt, die Vereinigten Staaten von Oregon bis Florida, von Maine bis Texas zu durchmessen.
    Und – dieser Gedanke beschäftigte mich immer wieder – wenn ich mit einer neuen Sendung betraut würde und erledigte sie nicht glücklicher als meinen Auftrag bezüglich des Great-Eyry, dann blieb mir nur übrig, um meine Verabschiedung einzukommen und mich ins Privatleben zurückzuziehen.
    Was die Angelegenheit des oder der Chauffeure anging, hörte man davon nicht mehr sprechen. Ich wußte, daß die Regierung angeordnet hatte, die Landstraßen, Ströme, Seen und überhaupt alle amerikanischen Gewässer zu überwachen. Ist aber eine wirksame Überwachung möglich in einem Lande, das sich vom sechzigsten bis zum hundertfünfundzwanzigsten Längengrade und vom dreißigsten bis zum fünfundvierzigsten Breitengrade erstreckt? Hatte das unauffindbare Fahrzeug mit dem Atlantischen Ozean auf der einen und dem Stillen Ozean auf der anderen Seite, mit dem ausgedehnten Meerbusen von Mexiko, der seine Küsten im Süden umspült, nicht ein ungeheures Feld für seine Bewegung, wo es so gut wie gar nicht aufzuhalten war?
    Doch, wie gesagt, weder der eine noch der andere Apparat war bisher wieder gesehen worden, und von seinem letzten Auftauchen her weiß man ja, daß dessen Erfinder nicht gerade verkehrsarme Gegenden aufgesucht hatte, wozu nur an die große Landstraße von Wisconsin an jenem Renntage und an die Küstengewässer von Boston erinnert sein mag, wo unaufhörlich Tausende von Schiffen kreuzen.
    War der Erfinder also nicht umgekommen – was immerhin nicht ausgeschlossen schien – oder befand er sich jetzt fern von Amerika, vielleicht auf den Meeren der Alten Welt, wo er sich an einem nur ihm bekannten Zufluchtsorte verborgen hielt, dann… ja, wenn nicht ein Zufall…
    »Ach was, wiederholte ich mir öfters, einen ebenso versteckten und unzugänglichen Zufluchtsort wie den Great-Eyry hätte er doch nirgends finden können! Ein Schiff könnte freilich ebensowenig dahin gelangen, wie ein Automobil! Nur die Riesenvögel, die Adler und die Geier können sich dahin flüchten.«
    Ich muß hier noch einfügen, daß seit meiner Rückkehr nach Washington kein neues Emporlodern von Flammen die Bewohner jener Gegend mehr erschreckt hatte. Da mir von Herrn Elias Smith keine hierauf bezügliche Nachricht zugegangen war, schloß ich mit Recht, daß sich dort nichts Außergewöhnliches ereignet haben könne. Alles deutete darauf hin, daß die beiden Angelegenheiten, die die Neugier, sogar die Unruhe der großen Menge in so hohem Maße erregt hatten, vollständig der Vergessenheit anheimfallen sollten.
    Am 16. begab ich mich gegen neun Uhr nach meinem Bureau, als ich

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