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Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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beim ersten Schritt aus dem Hause bemerkte, daß mir zwei Männer in etwas auffallender Weise nachsahen. Da ich sie jedoch nicht kannte, achtete ich nicht besonders darauf, und, wenn meine Aufmerksamkeit diesem kleinen Zwischenfall doch zugelenkt werden sollte, lag das nur daran, daß Grad mir ihn bei meiner Heimkehr zur Sprache brachte.
    Meine alte Haushälterin wollte nämlich beobachtet haben, daß zwei Männer mir auf der Straße aufzulauern schienen. Diese wären vor meiner Wohnung immer hundert Schritt auf-und abgegangen und mir dann nachgefolgt, als ich mich längs der Long-Street nach dem Polizeiamte begab.
    »Wissen Sie das gewiß? fragte ich.
    – Ganz gewiß, Herr Strock, und auch gestern sind die Männer, als Sie nach Hause kamen, erst fortgegangen, als sich die Tür hinter Ihnen geschlossen hatte.
    – Nochmals, Grad, Sie täuschen sich nicht?…
    – Nein, Herr Strock.
    – Und würden Sie die Männer wieder erkennen, wenn sie sich nochmals zeigten?
    – Ohne allen Zweifel…
    – Ei, ei, liebe Grad, erwiderte ich lachend, ich sehe ja, daß Sie eine richtige polizeiliche Spürnase haben. Ich werde wohl dafür sorgen müssen, Sie bei der Sicherheitsbrigade unterzubringen!
    – Scherzen Sie nur immer zu, Herr Strock. Ich habe noch gute Augen und brauche keine Brille, die Leute genau zu erkennen. Man späht nach Ihnen, das unterliegt keinem Zweifel, und Sie würden jedenfalls gut tun, auf die Fährte dieser Spione einige Geheimpolizisten zu schicken.
     

    Meine Haushälterin starrte mich an. (S. 76.)
     
    – Gut, das verspreche ich Ihnen, Grad, sagte ich, nur um die alte Frau zu befriedigen, und mit Hilfe eines meiner Detektive werde ich bald wissen, woran ich mich bezüglich dieser verdächtigen Burschen zu halten habe.«
    Eigentlich nahm ich die Mitteilung meiner Haushälterin nicht ernst.
    Ich fügte jedoch meinen Worten hinzu:
    »Na, wenn ich ausgehe, werde ich alle Vorüberkommenden schärfer ins Auge fassen.
    – Daran werden Sie klug tun, Herr Strock.«
    Grad war ja leicht durch allerlei erregbar; übrigens wußte ich aber doch nicht, warum ich ihrer Aussage keine Bedeutung zumessen sollte.
    »Wenn ich die Männer wiedersehe, fuhr sie fort, werde ich es Ihnen sagen, Herr Strock, bevor Sie einen Fuß aus dem Hause setzen…
    – Schön… einverstanden!«
    Ich brach das Gespräch ab, da ich voraussah, daß Grad, wenn wir es fortsetzten, mir noch versichern würde, es wären Beelzebub und einer seiner Akoluthen, die sich mir an die Fersen hefteten.
    An den beiden nächsten Tagen konnten wir uns überzeugen, daß mich beim Ausgehen oder Heimkommen niemand belauerte… Ich schloß daraus, daß Grad sich doch getäuscht haben müßte.
    Am Morgen des 19. aber stieß Grad, die die Treppe schnellstens heraufgestiegen war, völlig außer Atem die Tür meines Zimmers auf.
     

    »Herr Strock… Herr Strock! Sie sind wieder da! (S. 82.)
     
    »Herr Strock… Herr Strock! rief sie keuchend.
    – Was gibt es denn, Grad?
    – Sie sind wieder da!
    – Ja, wer denn? fragte ich, denn ich hatte eben ganz andere Dinge im Kopfe als die Ausspähungsversuche, deren Gegenstand ich gewesen sein sollte.
    – Natürlich die beiden Spione!
    – Aha, die Spaßvögel von Spionen…
    – Freilich… dort stehen sie… auf der Straße… Ihren Fenstern gegenüber. Sie beobachten das Haus in der Erwartung, daß Sie ausgehen werden!«
    Ich näherte mich dem rechten Fenster meines Zimmers und schob den Vorhang daran ganz wenig zurück, um es nicht bemerkbar zu machen. Richtig… da standen zwei Männer drüben auf dem Trottoir.
    Zwei mittelgroße kräftige Gestalten mit breiten Schultern, Leute, die fünfunddreißig bis vierzig Jahre zählen mochten, mit der gewöhnlichen ländlichen Kleidung, den Kopf beschattenden Filzhüten, dicken wollenen Beinkleidern, derben Stiefeln und mit einem Stocke in der Hand.
    Offenbar hatten sie die Tür und die Fenster meiner Wohnung scharf und beständig im Auge. Zuweilen wechselten sie einige Worte, gingen dann auf dem Trottoir ein Dutzend Schritte dahin und kehrten wieder nach ihrem Beobachtungsposten zurück.
    »Sind das die Individuen, die Ihnen aufgefallen waren, Grad? fragte ich.
    – Ja, das sind sie, Herr Strock.«
    An einen Irrtum meiner alten Haushälterin konnte ich nun wohl nicht mehr glauben, und deshalb nahm ich mir vor, die Sache ans Licht zu bringen. Den beiden Männern selbst zu folgen, erschien ausgeschlossen, denn sie hätten mich doch sofort erkannt, und was hätte es mir

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