Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr der Welt

Herr der Welt

Titel: Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
täglich brachten die Zeitungen den Stand des »Kurses«, und dieser erhöhte sich immer um Millionen und weitete Millionen.
    Nach einer für immer denkwürdigen Kongreßsitzung taten die Vereinigten Staaten das Höchstgebot von zwanzig Millionen Dollars (80 Millionen Mark).
    Dennoch gab es keinen amerikanischen Bürger, welcher Gesellschaftsklasse er auch angehören mochte, der diese Summe für übertrieben erklärt hätte, eine so große Wichtigkeit maß man dem Besitz des wunderbaren, beweglichen Apparates bei. Und ich… immer allen voraus, ich wiederholte der guten Grad einmal ums andere, daß »die Sache noch viel mehr wert sei«!
    Die anderen Nationen schienen freilich nicht der gleichen Ansicht zu sein, denn ihre Gebote blieben hinter jener Zahl zurück. Die unterlegenen Bewerber ergingen sich nun, wie zum eigenen Troste, in allerlei Bemerkungen… Der Erfinder werde sich nicht zu erkennen geben… Den Mann gäbe es überhaupt nicht… Er hätte niemals existiert, oder.. Er foppe nur die Welt in großem Stile… Wisse man denn übrigens, ob er nicht mit seiner Maschine in einen Abgrund gestürzt oder in der Tiefe des Meeres umgekommen sei? So quittierten die Zeitungen der Alten Welt ironisch über den gebotenen hohen Preis.
    Leider verstrich immer mehr Zeit ohne eine Nachricht von unserem Manne, ohne eine Antwort von ihm. Von nirgendsher wurde sein Erscheinen gemeldet. Seit seinen Kreuzfahrten am Oberen See hatte ihn niemand wiedergesehen.
    Ich wußte nun bald nicht mehr, was ich von der Sache denken sollte, und fing schon an, jede Hoffnung auf glückliche Erledigung der seltsamen Angelegenheit aufzugeben.
    Da wurde am Morgen des 15. Juli im Briefkasten des Hauptpolizeiamtes ein Brief ohne Stempel und Postmarke gefunden.
    Gleich nachdem die Behörden von seinem Inhalte Kenntnis genommen hatten, überließen sie ihn den Zeitungen Washingtons, die ihn als Faksimile in einer Sonderausgabe veröffentlichten.
Neuntes Kapitel.
Ein zweiter Brief.
    Das Schreiben war in folgenden Worten abgefaßt:
     
    »An Bord der ›Epouvante‹
    15. Juli.
     
    An die Alte und die Neue Welt:
     
    Die von verschiedenen Staaten Europas gemachten Angebote, ebenso wie die, die zuletzt von Amerika ausgegangen sind, können keine andere Antwort erhalten als diese:
    Unbedingte und endgültige Ablehnung des angebotenen Preises für den Ankauf meines Apparates.
    Diese Erfindung wird niemals in den Besitz Frankreichs, Deutschlands, Österreichs, Rußlands, Englands oder Amerikas übergehen.
    Der Apparat bleibt mein Eigentum, und ich werde von ihm Gebrauch machen, wie es mir beliebt.
    Mit ihm verfüge ich über die Herrschaft über die ganze Erde, denn es gibt keine menschliche Macht, die in der Lage wäre, ihm unter sonst welchen Umständen Widerstand zu leisten.
    Unternehme niemand den Versuch, sich seiner bemächtigen zu wollen… Das würde nimmermehr gelingen. Das Übel, daß man mir anzutun gedächte, würde ich hundertfältig vergelten.
    Was den mir angebotenen Preis betrifft, so verachte ich ihn.. ich brauche das Geld nicht. Sollte es mich später jemals verlangen, Millionen oder Milliarden einstreichen zu wollen, so brauchte ich ja nur die Hand auszustrecken, sie zu nehmen.
    Mag es sich die Alte und die Neue Welt gesagt sein lassen: Sie vermögen nichts gegen mich auszurichten, ich aber alles gegen beide.
    Ich unterzeichne dieses Schreiben als
     
    ›H. d. W.‹«
Zehntes Kapitel.
Vogelfrei.
    So lautete der an die Regierung der Vereinigten Staaten gerichtete Brief, der ohne Vermittlung der Post im GeneralPolizeiamt abgeliefert worden war. Die Person, die ihn in der Nacht vom 14. zum 15. Juli dahin gebracht hatte, war von niemand bemerkt worden.
    Und doch bewegte sich nach dem Untergange bis zum Wiederaufgange der Sonne eine große Menge ungeduldiger Leute vor dem Polizeiamte hin und her. Wie hätte jemand aber den Überbringer – vielleicht gar den Absender – des Briefes sehen können, wenn dieser in der stockfinsteren Neumondnacht, mit anderen auf dem Trottoir hingedrängt, den Brief in den von außen zugänglichen Kasten steckte? Man konnte ja kaum drei Schritte weit noch etwas erkennen.
    Ich habe schon gesagt, daß dieser Brief als Faksimile in den Zeitungen erschien, denen die Behörden ihn schleunigst übermittelt hatten. Man darf aber nicht glauben, daß der davon gemachte Eindruck etwa darauf hinausgelaufen wäre, daß der Brief von jemand herrühre, der sich einen schlechten Spaß erlaubte.
    Nein, der Eindruck entsprach

Weitere Kostenlose Bücher